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Autodoc bläst Börsengang erneut ab

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Autodoc wollte an die Börse, sagte den IPO jedoch kurzfristig ab. Foto: Autodoc
Autodoc wollte an die Börse, sagte den IPO jedoch kurzfristig ab. Foto: Autodoc

Der Online-Ersatzteilhändler Autodoc hat seinen für heute geplanten Börsengang abgeblasen. Das gaben die bestehenden Eigner sowie die Gesellschaft am Dienstagabend bekannt. CEO Dmitry Zadorozhny begründete den Schritt damit, dass aktuell „nicht der richtige Zeitpunkt ist, um mit der Privatplatzierung und der Notierung fortzufahren“. Er führte unter anderem die unsichere weltpolitische Lage an, die bei den bestehenden Eignern und den Banken zu dem Entschluss geführt hätte, die Privatplatzierung und die Börsennotierung aktuell nicht weiterzuverfolgen.

Aus Sicht von Zadorozhny belegt diese Entscheidung jedoch, dass Autodoc stark aufgestellt sei und nicht auf eine externe Finanzierung angewiesen sei: „Dank unserer starken Cash-Generierung können wir zukünftiges Wachstum vollständig organisch finanzieren“, so der CEO in der Mitteilung. Einen Börsengang zu einem späteren Zeitpunkt würden das Unternehmen und die Eigentümer prüfen.

Die Haupteigner von Autodoc bleiben damit indirekt Alexej Erdle, Max Wegner und Vitalij Kungel. Außerdem liegen gut 15 Prozent der Anteile bei Fonds, die der Beteiligungsgesellschaft Apollo Global Management zuzurechnen sind.

Erster IPO-Versuch von Autodoc scheiterte

Für die Berliner war es bereits der zweite Anlauf, nach einem ebenfalls geplatzten Versuch im Jahr 2021. Die Schweizer Großbank UBS soll im Vorfeld der geplanten Transaktion Bedenken geäußert haben, das Risikokomitee von JP Morgan habe dann die Reißleine gezogen. Ohne Banken fiel der erste IPO dann flach.

Autodoc selbst erklärte gegenüber FINANCE, nach dem abgesagten, ersten Börsengang habe zwischen Dezember 2021 und März 2022 ein US-Anbieter von Corporate Investigations die Vorwürfe untersucht und widerlegt. Im Zuge des Einstiegs durch den Finanzinvestor Apollo im Frühjahr 2024 und im Vorfeld des aktuellen Börsengangs hätten erneut sehr strenge Due Diligence-Prüfungen stattgefunden.

Im Unterschied zum ersten IPO-Versuch besteht das Management aktuell nicht mehr aus den Gründern. Neben CEO Zadoroshny gehört der Leitung von Autodoc Lennart Schmidt als CFO an. Er hat die Funktion seit Anfang 2023 inne.

Autodoc-Platzierung hätte rund 450 Millionen Euro eingespielt

Der Online-Ersatzteilhändler hatte ursprünglich eine Preisspanne von 58 bis 61 Euro pro Anteilsschein vorgesehen, die Platzierung hätte also zwischen 441 und 464 Millionen Euro eingebracht. Insgesamt wäre das Unternehmen damit auf eine Bewertung von rund 2,4 Milliarden Euro gekommen. Diese erneute Absage des IPO durch Autodoc zeigt, dass das Umfeld für Börsengänge in Europa schwierig bleibt.

Autodoc engagierte Barclays, Citigroup, Deutsche Bank und Jefferies als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners für die Privatplatzierung. Als Joint Bookrunner beteiligt waren außerdem Apollo Capital Solutions, Banco Santander und Unicredit. Als Rechtsberaterin mandatierte das Unternehmen A&O Shearman. Die Kanzlei beriet Autodoc bereits im Frühjahr 2024 beim Einstieg von Apollo.

2024 verkaufte Autodoc Ersatzteile im Wert von rund 1,6 Milliarden Euro. Das Unternehmen betreibt Online-Shops in 27 europäischen Ländern und bietet dort rund 6,7 Millionen Artikel zum Kauf an. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen an 13 Standorten rund 5.000 Mitarbeiter.

Raphael Arnold ist Redakteur bei FINANCE. Er studierte in Gießen und Alexandria (Ägypten) Geschichte, Geografie und Arabisch. Schon vor und während des Studiums schrieb er für verschiedene Tageszeitungen. Bei den Nürnberger Nachrichten absolvierte er ein Volontariat und arbeitete im Anschluss in deren Wirtschaftsredaktion. Danach war er über 13 Jahre für den US-Investment News Service OTR Global als Researcher und Projektmanager tätig. Beim Juve Verlag verantwortete er bis Oktober 2024 knapp acht Jahre lang die Österreich-Publikationen.