Nach einem gescheiterten IPO 2022 wagt Ottobock nun den Gang ans Parkett: Der Prothesenhersteller startete am heutigen Donnerstag an der Frankfurter Börse und ist damit eines der wenigen Unternehmen in Deutschland, die 2025 diesen Schritt in einem schwierigen Marktumfeld gehen. Lediglich Pfisterer war Mitte Mai an die Börse gestartet.
Der Ausgabepreis der Aktien beläuft sich auf 66 Euro je Stück und befindet sich damit am oberen Ende der zuvor verkündeten Preisspanne zwischen 62 und 66 Euro. Der Start war durchaus erfolgreich: Lag der erste Kurs mit 72 Euro doch rund 9 Prozent über dem Ausgabepreis. Zum Angebotspreis erwartete Ottobock eine Marktkapitalisierung von rund 4,2 Milliarden Euro, auf Basis des ersten Kurses lag diese bei rund 4,6 Milliarden Euro.
Platzierungsvolumen liegt bei 808 Millionen Euro
Insgesamt werden rund 12,2 Millionen Aktien ausgegeben, bestehend aus 1,5 Millionen neu auszugebenden Inhaber-Stückaktien aus einer Kapitalerhöhung, 9,1 Millionen Bestandsaktien aus der Näder Upside Vermögensverwaltung sowie knapp 1,6 Millionen Inhaber-Stückaktien mit einer Mehrzuteilungsoption, teilte Ottobock mit.
Das Gesamtvolumen des IPOs liegt dem Prothesenhersteller zufolge bei knapp 808 Millionen Euro. Beim Verkauf aller Aktien wird der Streubesitz bei rund 19 Prozent liegen, heißt es in der Mitteilung von Ottobock weiter.
Von den Bruttoerlösen aus dem IPO plant das Unternehmen, verstärkt in Zukunftstechnologien zu investieren, Schulden zu tilgen sowie Chancen in den Bereichen Produkte & Komponenten sowie Patientenversorgung durch gezielte Übernahmen zu verfolgen. Vor dem Börsengang hatte sich Ottobock bereits Kauf-Zusagen von Milliardär Klaus-Michael Kühne sowie von einem Fonds der US-Investmentgesellschaft Capital Group gesichert. Sie wollten sich Aktien im Wert von 125 beziehungsweise 115 Millionen Euro sichern.
Viele IPO-Absagen 2025
Als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners fungierten bei der Transaktion BNP Paribas, Deutsche Bank und Goldman Sachs. BofA Securities und UBS agieren als Senior Bookrunners und Jefferies und UniCredit agieren als weitere Joint Bookrunners. Die Commerzbank ist als Senior Co-Lead Manager mandatiert, DZ Bank und LBBW agieren zudem als Co-Lead Manager und Lilja & Co. berät die Näder Holding sowie Ottobock als Finanzberater.
Für Ottobock ist es bereits der dritte Versuch, sich über die Ausgabe von Aktien an der Börse frisches Kapital zu sichern. Bereits 2022 sagte das Unternehmen den IPO letztendlich wegen eines schlechten Marktumfelds ab. Auch zuletzt war das Umfeld für Börsengänge schwierig, 2025 wurden bereits einige Vorhaben abgesagt. So verwarf Stada wenige Tage nach der Ankündigung seine IPO-Pläne wieder, das Medizintechnologieunternehmen Brainlab sagte sein IPO ab und auch der Autoteilehersteller Autodoc entschied sich im letzten Moment aufgrund schlechter Marktbedingungen gegen den Gang aufs Parkett.
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.
