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AEG Power schickt Frankreich-Tochter in die Insolvenz

AEG Power schlägt den ersten Pfahl seiner Restrukturierung ein: Der strukturell defizitäre Standort in Frankreich wird geschlossen.
AEG Power Solutions

Jeffrey Casper, CFO und oberster Restrukturierer des angeschlagenen Leistungselektronikkonzerns AEG Power Solutions, hat den ersten massiven Einschnitt gesetzt: Das Geschäft am französischen Standort Lannion, das wie das Unternehmen mitteilte, „strukturell Geld verlor“, wird in die Insolvenz geschickt. Die Gruppe könne die Verluste von Lannion weder unterstützen noch den erforderlichen Cashflow für die Fortführung des Standortes finanzieren, teilte der Konzern mit. Dieser hätte in der ersten Jahreshälfte 2014 rund 6 Millionen Euro betragen.

In den vergangenen fünf Jahren habe der kumulierte EBITDA-Verlust von Lannion 27 Millionen Euro betragen, von denen rund 11 Millionen Euro allein 2012 und 2013 angefallen seien. Nun zog die AEG Power-Holding 3W Power unter dem neuen Board-Vorsitzenden Dirk Wolfertz offenbar die Notbremse. Ein entsprechender Insolvenzantrag soll morgen beim zuständigen französischen Handelsgericht eingehen. „Es ist offensichtlich, dass AEG Power Solutions keine Maßnahmen, die vom Insolvenzgericht auferlegt werden, finanzieren kann.“ Betroffen sind 80 bis 90 Mitarbeiter, der Umsatz erreichte zuletzt einen einstelligen Millionen-Euro-Betrag.

AEG Power: Frankreich-Insolvenz wesentliche Restrukturierungsmaßnahme

Zusätzliche Liquidität will der Konzern nun aus dem Verkauf von aktivierten immateriellen Rechten, die mit dem Standort verbunden sind, ziehen. Die Abtrennung des Frankreich-Geschäfts will AEG Power Solutions als eine Fokussierung auf das Kerngeschäft verstanden wissen. Dieses sieht der Konzern in der Herstellung von leistungselektronischen Systemen und Lösungen sowie Systemen im Bereich Erneuerbare Energien.

Ob die Maßnahmen ausreichen, um die Restrukturierung oder gar den Ausfall der Mittelstandsanleihe zu verhindern, ist offen. Wie ein Sprecher des Konzerns mitteilte, ist die Schließung des Standorts Frankreich die wesentliche Maßnahme der Restrukturierung, wenngleich noch kleinere Einschnitte folgen könnten. Ende 2013 hatte AEG Power überraschend ein Kreditereignis durch die noch fristgerechte Bedienung des Zinskupons noch abgewendet und dies mit der verbesserten Liquiditätssituation begründet.  Eine bereits anberaumte Gläubigerversammlung wurde in letzter Minute abgesagt.

Die Mittelstandsanleihe über 100 Millionen Euro steht Ende 2015 zur Rückzahlung an. Aktuell notiert sie bei rund 35 Prozent. Die Rückzahlung dürfte nur bei einem Erfolg der Restrukturierung möglich sein.

marc-christian.ollrog[at]finance-magazin.de