Heute hat es den nächsten Emittenten einer Mittelstandsanleihe erwischt: Der Ratinger Telekommunikationsanbieter Mox Telecom hat beim Amtsgericht Düsseldorf die Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens beantragt, wie das Unternehmen in einer normalen Unternehmensmitteilung, nicht aber per Ad hoc-Meldung mitteilte.
Das Unternehmen nennt als Grund für die Pleite, dass auslaufende Finanzierungen von den beteiligten Banken nicht verlängert worden seien. Insgesamt stünden Bankfinanzierungen im Volumen von 30 Millionen Euro zur Disposition, teilte der Konzern mit. Mit einem Sanierungsplan sollen „in den kommenden Monaten alternative Finanzierungsmodelle entwickelt“ werden, um das Unternehmen „nachhaltig“ zu restrukturieren, heißt es in der heutigen Mitteilung weiter.
Mox Telecom mit fragwürdiger Investorenkommunikation
Die Mox Telecom-Holding hatte im November 2012 einen Minibond mit einem Emissionsvolumen von 35 Millionen Euro begeben. Der Bond mit einem Kupon von 7,25 Prozent läuft noch bis zum November 2017.
Die heutige Meldung kam aus heiterem Himmel, noch im September 2013 hatte die Ratingagentur Creditreform dem Unternehmen ein Investment-Grade-Rating von BBB bescheinigt. Die Investoren waren bis zuletzt zuversichtlich, noch heute morgen wurde die Anleihe mit 99,7 Prozent gehandelt. Heute Mittag um kurz nach 13 Uhr wurde die Anleihe dann von der Börse Stuttgart vom Handel ausgesetzt. Der Aktienkurs hat auf die Insolvenznachricht bereits mit heftigen Kursverlusten reagiert. Die Aktie verlor über 72 Prozent und notiert nur noch bei rund 1,60 Euro.
Mox Telecom gibt sich trotz der Horrormeldung positiv. So sei vom Insolvenzantrag ausschließlich die Holding Mox Telecom AG betroffen, nicht aber die Tochterunternehmen. Diese seien laut Mitteilung „überwiegend profitabel“.
Noch Anfang Mai hatte das Unternehmen auch positive Nachrichten über die Holding verbreitet. Laut den veröffentlichten, indes noch ungeprüften Zahlen stieg der Konzernumsatz im vergangenen Geschäftsjahr um mehr als 20 Prozent auf rund 280 Millionen Euro, das Ebitda um über 16 Prozent auf rund 22 Millionen Euro – Werte, die die aktuelle Entwicklung fragwürdig erscheinen lassen. Warum die Banken dem anscheinend profitablen Unternehmen nicht mehr vertrauen, ist offen.
Es ist nicht die erste Auffälligkeit bei Mox Telecom. Schon vor der Anleiheemission hatte Mox Telecom den Jahresabschluss 2011 zu spät vorgelegt. Schlimmer noch: Mit Fehlbuchungen über 6,9 Millionen Euro musste Mox Telecom wenig später auch einen Bilanzfehler eingestehen. Als Begründung für den Wirrwarr behauptete das Management damals, dass bei Umzügen Kartons verlorengegangen seien, in denen sich die Originaldaten befunden haben sollen.
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