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Bayer erleidet ersten Dämpfer am Bondmarkt

Gelingt es Bayer, mit dem Zukauf von Monsanto den Aktienkurs zu treiben? Die Investoren sind skeptisch.
Bayer

Bayer-CFO Johannes Dietsch hat eine 4 Milliarden Euro schwere Pflichtwandelanleihe begeben und damit den ersten Schritt hinter sich gebracht, die Finanzierung des 66 Milliarden Dollar teuren Zukaufs von Monsanto an den Kapitalmarkt zu übertragen. Die Emission ist jedoch enttäuschend verlaufen: Der Chemie- und Pharmakonzern konnte das Papier nur zu den ungünstigsten Bedingungen an die Investoren bringen.

Die Verzinsung liegt mit 5,625 Prozent pro Jahr am oberen Ende der angepeilten Preisspanne, teilte der Konzern am Mittwochmorgen mit. Im günstigsten Fall hatte Bayer sich einen Zinssatz von 5,125 Prozent pro Jahr erhofft.

Auch die Spanne des Wandlungspreises liegt mit 90 bis 108 Euro nicht dort, wo Dietsch sie gerne gesehen hätte. Damit liegt die Wandlungsprämie nur bei 20 Prozent über dem zuvor festgelegten Referenzpreis von 90 Euro. Bayer hatte eine Wandlungsprämie von bis zu 25 Prozent angestrebt. Hätte Dietsch die höhere Spanne durchsetzen können, würde im Fall einer positiven Aktienkursentwicklung das Kapital der Bayer-Aktionäre nach der Wandlung der Pflichtwandelanleihe nicht so stark verwässert werden, wie sich das jetzt abzeichnet. Unterm Strich muss der Dax-Konzern also auch hier die schlechtesten Bedingungen innerhalb dessen hinnehmen, was er vorher für akzeptabel erklärt hatte. 

Bayer-Investoren trauen dem Monsanto-Deal nicht

Die finanziellen Folgen des zurückhaltenden Investoreninteresses sind für Bayer zwar überschaubar. Bayer muss jetzt 225 Millionen Euro pro Jahr an Zinsen an die Investoren der Anleihe bezahlen, das sind 20 Millionen mehr, als es im bestmöglichen Szenario gewesen wären.

Allerdings könnten die relativ schlechten Bedingungen ein Hinweis darauf sein, dass die Investoren kein großes Vertrauen haben, dass die Übernahme von Monsanto – falls die Behörden sie genehmigen – die Bayer-Aktie wirklich nennenswert antreiben wird. Auch der Kursrutsch von fast 5 Prozent, den die Bayer-Aktie heute Morgen erleidet, ist kein gutes Vorzeichen für die noch anstehenden Kapitalmarktoperationen: Offensichtlich ist der Markt für neue Bayer-Papiere nicht so aufnahmefähig wie erhofft.

Verstetigt sich dieser Eindruck, könnten die finanziellen Folgen für Bayer spürbar werden. Schließlich muss Dietsch zur Refinanzierung des Monsanto-Deals noch mindestens 10 Milliarden Euro an Equity und bis zu 45 Milliarden Euro an Fremdkapital am Kapitalmarkt unterbringen. Aktuell liegt die gesamte Brückenfinanzierung noch in den Büchern von mehr als 20 Banken, die sich Dietsch vor einem Monat an seine Seite geholt hat.  

Bayer finanziert Monsanto auch mit Kapitalerhöhung und M&A-Deals

Bleibt das Investoreninteresse gedämpft, dürften neben der anstehenden Kapitalerhöhung Spartenverkäufe auf der Bayer-Agenda nach oben rücken. Derzeit laufen schon zwei Auktionen: Die Dermatologie-Tochter soll 1 Milliarde Euro einbringen und geht FINANCE-Informationen zufolge wahrscheinlich an einen strategischen Käufer. Die Radiologie-Sparte veranschlagt Bayer auf mindestens 4 Milliarden Euro, hier steht die Auktion aber noch ganz am Anfang.

Die jetzt platzierte Pflichtwandelanleihe hat eine Laufzeit bis zum 22. November 2019. Sowohl Bayer als auch die Investoren können das Papier vor dem Fälligkeitszeitraum wandeln. Das Investment wird umso lukrativer, je besser sich die Bayer-Aktie entwickelt. Steigt das Papier nicht, bleibt den Käufern immer noch der hohe Kupon von 5,625 Prozent. Die Stückelung beträgt 100.000 Euro.

Die Bank of America Merrill Lynch, Credit Suisse, Goldman Sachs und J.P. Morgan waren als Joint Global Coordinator und Joint Bookrunner bei der Begebung der Anleihe mandatiert. Citigroup und HSBC waren Co-Bookrunner.

florian.bamberg[at]finance-magazin.de

Info

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