Newsletter

Abonnements

BNP: CFOs befinden sich in „goldener Ära“ der Anleihen

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Glückliche Finanzvorstände: für manche hat die Eurokrise die Zinsen auf Anleihen in die Tiefe stürzen lassen.
Thinkstock / Getty Images

Neben der Weltuntergangsstimmung hat die Krise der Eurozone den Finanzvorständen zumindest auch einen Grund zum Jubel gegeben: Sie können ihre Schulden zu lächerlich niedrigen Preisen verkaufen. High-Grade-Unternehmen in finanziell soliden Kernländer werden von Investoren in ihrer verzweifelten Jagd nach sicheren Häfen geradezu mit Bargeld überschwemmt. Erst kürzlich hat Nestlé einen neuen Rekord für den niedrigste Kupon aufgestellt: Für eine 10-Jahres-Euro-Anleihe zahlt der Konzern magere 1,75% -bei einer geschätzten Inflationsrate im Euroraum von 2,6%.

Entsprechend überrascht es nicht, dass Anthony Bryson, European Head of Corporate Debt Capital Markets bei BNP Paribas, zustimmt, dass für manche CFOs das "goldene Zeitalter der Bond-Emission" angebrochen ist. Investoren seien inzwischen so verzweifelt, dass sie sogar in Unternehmen im "Cross-Over"-Spektrum investierten, solange sich diese in einem sicheren Land befinden. „Die Anleger haben nicht viel Wahl“, sagt er im aktuellen CFO Insight TV-Interview. Deshalb glaubt Bryson auch, dass die Fremdkapitalkosten für die Unternehmen im Kern der Eurozone noch  weiter fallen und die Bondemissionen weiter steigen werden.

Finanzvorstände sollten sich "das Geld schnappen"

Die daraus resultierenden Chancen in den Anleihemärkten haben eine lebhafte Debatte in den europäischen Finanzabteilungen ausgelöst. Denn CFOs und Treasurer seien sich nicht immer über die beste Reaktion einig, so Bryson. „Die Treasurer sagen: ‚Wir sind schon cash-rich, wir haben negativen Carry. Wir machen uns Sorgen, wie wir das Geld anlegen sollen, nicht, wo wir es herbekommen‘“, sagt er. „Aber einige CFOs, die zu einer breiteren und eher makroökonomischen Sicht neigen, sagen: ‚Wir schnappen uns das Geld.‘“ Bei den geringen Kosten, die im Moment anfallen, sei das eine gute Strategie, glaubt Bryson. „Bertelsmann ist in diesem Lager. Deren Emission [in diesem Sommer] war eine weise und opportunistische Entscheidung.“

Die Situation in der Eurozonen-Peripherie ist ganz anders: die Investoren meiden sie um jeden Preis. Allerdings sagt Bryson, es gebe noch Private Placements, die häufig unterhalb des Radars der Öffentlichkeit stattfinden. „Wir haben dieses Jahr schon ein paar Zeitfenste [für diese Transaktionen] gesehen, und sie werden wiederkommen“, sagt er.

steven.arons[at]finance-magazin.de