Ingo Arnold, der ab dem 1. Januar 2019 offiziell als Freenet-CFO auf Joachim Preisig nachfolgt, hat schon eine Refinanzierung bei dem Telekommunikationsunternehmen angestoßen. Wie Freenet mitteilte, wurde der finanzielle Spielraum erhöht und gleichzeitig das Fälligkeitenprofil gestreckt. Freenet hatte im Oktober verkündet, dass Arnold, seit 2001 im Unternehmen und zuletzt für die Bereiche Controlling, Treasury, Forderungsmanagement und Investor Relations verantwortlich, Preisigs Nachfolger wird.
Die Refinanzierung von Arnold besteht aus mehreren Bausteinen. Zum einen hat er den seit März 2016 bestehenden Konsortialkredit um 200 Millionen auf 910 Millionen Euro aufgestockt und dessen Laufzeit bis mindestens November 2023 verlängert. Er hat Freenet zudem zwei Verlängerungsoptionen gesichert, wodurch die Laufzeit des Darlehens sogar auf sieben Jahre ausgedehnt werden könnte.
Das Kreditpaket teilt sich auf in ein 610 Millionen Euro schweres Tilgungsdarlehen und eine aktuell noch nicht gezogene Kreditlinie (Revolving Credit Facility, RCF) über 300 Millionen Euro. Beide Tranchen sind laut Freenet variabel verzinst. Die maximale Marge über die Laufzeit soll bei jährlichen 1,90 Prozent liegen. Arrangiert und platziert wurde die Transaktion von der Bayerischen Landesbank, der Commerzbank, der Landesbank Baden-Württemberg und der Unicredit.
Arnold platziert für Freenet noch einen Schuldschein
Einige dieser Banken halfen Arnold auch bei einer weiteren Transaktion. Der designierte Finanzchef platzierte einen 100 Millionen Euro schweren Schuldschein, dessen Tranchen fünf beziehungsweise sieben Jahre laufen. Die mittelfristige Tranche wird anfänglich mit 1,20 Prozent, die langfristige mit 1,30 Prozent im Jahr verzinst. Begleitet wurde die Transaktion von der DZ Bank und den beiden Landesbanken Hessen und Baden-Württemberg sowie der Unicredit.
Mit dem frischen Geld löst Arnold den im Juli dieses Jahres aufgenommen Brückenkredit über 277 Millionen Euro vorzeitig ab. Über den Kredit hatte der scheidende CFO Joachim Preisig den Einstieg von Freenet bei Ceconomy zwischenfinanziert. Freenet sicherte sich dadurch rund 9,1 Prozent der Stammaktien.
Preisig hat für Freenet große M&A-Deals finanziert
Wenn Preisig das Finanzzepter zum Jahreswechsel dann offiziell an seinen Nachfolger Ingo Arnold übergibt, verabschiedet er sich mit guten Zahlen. Das laufende Geschäftsjahr werde planmäßig mit Umsätzen zwischen 410 und 430 Millionen Euro und einem Free Cashflow von 290 Millionen bis 310 Millionen Euro abgeschlossen, wie Freenet im Rahmen der Zahlen für das dritte Quartal unlängst bestätigte.
FINANCE-Köpfe
Unter Preisig ist Freenet stark gewachsen, vor allem über Zukäufe. 2013 übernahm Freenet die Gravis Computervertriebsgesellschaft und kurz darauf Jesta Digital sowie Anteile an Motion TM Vertrieb. Im März 2016 bezahlte Freenet für 23,8 Prozent der Anteile am Schweizer Telekommunikationskonzern Sunrise 714 Millionen Euro. Fast zeitglich stieg das Unternehmen für rund 300 Millionen Euro beim Kölner TV-Dienstleister Media Broadcast ein.
Auch wegen der ehrgeizigen M&A-Agenda musste Preisig die Finanzierungsstruktur von Freenet immer wieder anpassen. Die damalige Hochzinsanleihe löste der Finanzchef 2016 durch einen 560 Millionen Euro schweren Schuldschein ab und konnte die Finanzierungskosten dadurch drastisch senken. Eine Brückenfinanzierung wurde zudem in ein klassisches Bankdarlehen umgewandelt.
Info
13.12.2018:
In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass der scheidende Freenet-CFO Joachim Preisig die Refinanzierung durchgeführt hat. Das war nicht korrekt, da Preisig diese Aufgabe bereits an seinen Nachfolger Ingo Arnold übergeben hatte.