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Getgoods stockt unter Interims-CFO Stefan Gros Anleihe auf

Der Online-Händler Getgoods hat die im vergangenen Herbst begebene Mittelstandsanleihe aufgestockt.
Getgoods

Der Online-Händler Getgoods hat die im Herbst platzierte Mittelstandsanleihe aufgestockt. Im Rahmen einer Privatplatzierung hat das Unternehmen aus Frankfurt an der Oder fast 10 Millionen Euro eingesammelt. Mit dem Emissionserlös will Getgoods sein Wachstum und die Sortimentserweiterung finanzieren. Bis Jahresende will das Unternehmen seinen Umsatz allein durch organisches Wachstum auf 485 bis 500 Millionen Euro steigern. Doch der Onlinehändler hat große Pläne. Innerhalb der nächsten 24 Monate will Getgoods eigenen Angaben zufolge seinen Umsatz auf 1 Milliarde Euro erhöhen. „Getgoods kann inzwischen kleinere Akquisitionen verkraften und will als aktiver Konsolidierer im Online-Markt agieren“, sagt CFO Stefan Gros, der seit Sommer vergangenen Jahres interimsweise als Finanzchef der Gesellschaft tätig ist.

Getgoods braucht bei der Anleihe 2012 Nachplatzierung

Getgoods hat sich für eine Aufstockung der im vergangenen Herbst platzierten Mittelstandsanleihe entschieden, damit nicht wieder ein neuer Prospekt erstellt werden muss. „Wir machen das aber auch wegen der hohen Investorennachfrage“, sagt Gros. Diese dürfte zugenommen haben. Denn der Onlinehändler Getgoods, der von Creditreform mit BBB- bewertet wird, konnte Ende Oktober 2012 erst im Rahmen einer Nachplatzierung die Anleihe in Höhe von 30 Millionen Euro vollständig bei institutionellen und privaten Investoren platzieren. Gros zufolge hatten zwei Gründe eine Nachplatzierung notwendig gemacht: „Zum Zeitpunkt der Anleiheplatzierung hatten wir einen starken Wettbewerb mit großen Markennamen und Getgoods war damals noch relativ unbekannt“, sagt der Interims-CFO. Zudem hätten institutionelle Investoren und Family Offices, die zeichnen wollten, ihre Liquidität nicht rechtzeitig frei bekommen. „Diese Anleger haben wir in der Nachplatzierung erneut angesprochen.“ Die Mittelstandsanleihe läuft fünf Jahre, ist mit einem Kupon von 7,75 Prozent ausgestattet und notiert an der Börse Stuttgart im Segment Bondm.

Der Online-Händler Getgoods hatte sich im vergangenen Jahr für eine Mittelstandsanleihe entschieden, um die Emission auch als „Werbe- und Marketingeffekt“, wie Gros es nennt zu nutzen. Der ehemalige Anzag-Finanzvorstand ist extra für diese Kapitalmarkttransaktion zu Getgoods gekommen, denn der Onlinehändler musste kapitalmarktfähig gemacht werden. „Wir mussten interne Reportingstrukturen aufbauen und das Controlling weiterentwickeln“, erinnert sich Gros. Im Rahmen der Kapitalmarktpräsenz muss das Unternehmen mehr Informationen schneller zur Verfügung stellen als dies bislang der Fall war. Halbjahresberichte sind zu erstellen. „Unser nächstes Ziel ist es, auch auf Quartalsbasis reporten zu können. Auch die Stakeholderkommunikation stellt höhere Anforderungen an das Management.“

Getgoods plant strukturierte Betriebsmittelfinanzierung

Mit der Aufstockung der Mittelstandsanleihe ist das Thema Finanzierung bei Getgoods aber noch nicht abgeschlossen. Der Interims-CFO Stefan Gros will helfen, die Finanzierungsstruktur des Onlinehändlers noch in diesem Jahr auf neue Beine zu stellen. „Ich beabsichtige eine strukturierte Betriebsmittelfinanzierung in Höhe von rund 15 Millionen Euro mit einer Bank oder als Club Deal abzuschließen.“ Der Finanzchef will durch die verschiedenen Finanzierungsinstrumente – Kredit, Anleihe und die im Dezember 2012 durchgeführte Kapitalerhöhung über 10 Millionen Euro – eine „ausgewogenen Finanzierungsstruktur“ für Getgoods erreichen. „Bei diesem Wachstumskurs muss man immer auch die Eigenkapitalseite entsprechend nachziehen, damit wir unser Rating halten können“, sagt Gros.

Interims-CFO Stefan Gros baut Finanzbereich bei Getgoods aus

Seit vergangenem Sommer hat Interims-CFO Gros, der im Laufe seiner Karriere schon bei verschiedenen börsennotierten Unternehmen (siehe Kasten) tätig war, aber nicht nur die Finanzierung bei Getgoods diversifiziert, sondern auch die Finanzabteilung des börsennotierten Onlinehändlers professionalisiert. Der Finanzbereich, der derzeit aus rund 30 Mitarbeitern besteht, soll personell weiter ausbaut werden. „Wir wollen bei Getgoods noch ein Treasury etablieren“, verrät Gros. Ab Mitte des Jahres will Gros auch ein systematisches Working Capital Management beim Onlinehändler einführen. Darin hat er Erfahrung, denn schon bei seinem vorherigen Arbeitgeber Anzag, hat er ein besonderes Augenmerk auf das Management des Nettoumlaufvermögens gelegt. Mit einem Finanzierungsvolumen in Höhe von 130 Millionen Euro hat der Pharmagroßhändler ein Ausrufezeichen im Factoringmarkt gesetzt, denn bis dahin wurden Forderungsverkäufe dieser Größenordnung eher über ABS-Transaktionen abgewickelt.

Getgoods will bald ersten Finanzvorstand berufen

Um für all diese Projekte rund um den CFO-Bereich gerüstet zu sein, will Getgoods in Kürze erstmals auch einen Finanzvorstand  berufen. „Da ich gegenwärtig das Rechnungswesen mit der Leiterin Buchhaltung direkt führe, erwarte ich hier eine spürbare Entlastung der Vorstandsarbeit“, sagt Getgoods-Gründer und CEO Markus Rockstädt-Mies. „Die Einführung eines neuen ERP-Systems mit einem weiterentwickelten Reporting steht ganz oben auf der Agenda. Dr. Gros beendet das CFO-Beratungsmandat in den nächsten Wochen. Wir sind froh, dass Dr. Gros dem Unternehmen jedoch bei M&A-, Corporate Finance- und Working Capital-Themen weiterhin verbunden bleibt. Ich würde es begrüßen, wenn Herr Dr. Gros für den Aufsichtsrat zur Verfügung steht.“

sabine.paulus(*)finance-magazin(.)de

Info

Stefan Gros ist seit Ende August 2012 Interims-CFO von Getgoods. Zuvor war er bereits als Berater des Vorstands in das Unternehmen eingebunden. Während seiner beruflichen Laufbahn war Gros schon für verschiedene multinationale und börsennotierte Unternehmen als CFO tätig. Von Oktober 2008 bis Januar 2010 war er beispielsweise Finanzvorstand des Frankfurter Pharmagroßhändler Andreae-Noris Zahn (Anzag). Seit 2005 arbeitete er als Finanzvorstand bzw. Leiter Performance Management in Kooperation mit einem Roland Berger Spin Off. Von 2002 bis 2005 war er als CFO von ENI Deutschland tätig. Seine berufliche Karriere begann er im Finanzbereich des Mannesmann und Siemens Konzerns.

Stefan Gros hat Wirtschaftswissenschaften in Freiburg und Köln studiert. Es war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Köln und wurde 1997 dort promoviert. Die Kath. Universität Eichstädt-Ingolstadt hat ihn zum Lehrbeauftragten für Corporate Finance und Business Valuation berufen.

Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.