Der Finanzinvestor KKR kommt bei der Restrukturierung der angeschlagenen Werkstattkette Auto-Teile-Unger (A.T.U) offenbar voran. Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Insider berichtet, sollen Gespräche zwischen KKR und US-Finanzinvestor Centerbridge über eine Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital (Debt-Equity-Swap) laufen. Der Distressed Investor Centerbridge ist der größte Anleihegläubiger von A.T.U, angeblich steht eine Beteiligung von 600 Millionen Euro zur Debatte.
Im Fall des Einstiegs von Centerbridge über die Schuldenseite will KKR aber trotzdem das Sagen bei A.T.U behalten. Das ist nicht die Regel: Häufig verlieren PE-Investoren ihre Portfoliounternehmen im Rahmen eines Debt- Equity-Swaps. So erging es etwa Odewald und Capiton bei Walter Services. Wie gut das Nebeneinander von zwei Finanzinvestoren mit möglicherweise unterschiedlichen Interessen A.T.U. tun würde und in welchem Umfang sich Centerbridge Mitspracherechte bei A.T.U einräumen lassen könnte, ist noch völlig offen.
Auch wenn das Unternehmen nicht über die konkreten Optionen der Refinanzierung spricht, verbreitet A.T.U vorsichtigen Optimismus: „Wir haben bei den Gesprächen über die Refinanzierung schon große Fortschritte gemacht“, sagte ein Sprecher auf FINANCE-Nachfrage. Details zum Sanierungplan möchte A.T.U spätestens Ende Oktober bei der Vorlage des Geschäftsberichts bekannt geben. KKR wollte sich zu den Spekulationen nicht äußern.
PE-Investor KKR muss bei ATU 2014 600 Mio. Euro refinanzieren
A.T.U ist seit geraumer Zeit das Sorgenkind im Portfolio des PE-Investors: KKR hatte das Unternehmen 2004 für 1,45 Milliarden Euro übernommen und 2008 schon einmal 140 Millionen Euro Eigenkapital nachgeschossen. Vor kurzem hat KKR nun Goldman Sachs und Houlihan Lokey mit einem Sanierungsplan für A.T.U beauftragt. Denn die Zeit sitzt dem Investor im Nacken: Im Mai 2014 werden zwei Anleihen über 450 Millionen Euro fällig, im Oktober muss ein weiterer Bond über 150 Millionen Euro refinanziert werden. Die vorrangigen Anleihen notieren aktuell etwa bei 90, der Kurs der Nachranganleihe rangiert allerdings nur noch bei 25 Prozent.
Und die Finanzlage verschlechtert sich zusehends: Im ersten Quartal lag das Ebitda um fast 20 Millionen Euro im Minus, die Nettoverschuldung kletterte auf 9,36x Ebitda. Trotz einer leichten Verbesserung im zweiten Quartal 2013 musste A.T.U heute bei Vorlage der vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2012/13, das für das Unternehmen am 30. Juni endete, einen Rückgang des Ebitda von knapp 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr einräumen.
Wandlung der Nachranganleihen immer noch eine Option
KKR hatte bereits 2012 vergeblich versucht, A.T.U loszuwerden. Die Chancen für einen Verkauf schwinden mit den aktuellen Rückschlägen immer weiter. A.T.U prüft nun alle Optionen, um wieder auf die Füße zu kommen, wie der Sprecher bestätigte. Eine weitere Möglichkeit ist, Teile der besicherten Anleihen über 450 Millionen Euro oder die Nachranganleihen über 143 Millionen Euro in Eigenkapital umzuwandeln. Letzteres ist ein durchaus denkbares Szenario, wie FINANCE bereits im März berichtet hat. Nicht ausgeschlossen ist laut Handelsblatt auch die Möglichkeit, einen High-Yield-Bond zu begeben.
Ende Juni hatte KKR bereits ein deutliches Zeichen gesetzt und die A.T.U-Führung komplett ausgetauscht: Geleitet wird die Werkstattkette nun von dem Sanierungsexperten Hans-Norbert Topp. CFO Christian Sailer ist dagegen nun nicht mehr Teil der Geschäftsleitung.