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Kanzlei verklagt PE-Investor Aurelius nach MS-Deutschland-Insolvenz

Hat Aurelius von Fehlern im Wertpapierprospekt der MS Deutschland gewusst?
Reederei Deilmann

Nach der Insolvenz und dem Verkauf an ein US-Unternehmen wird die ehemalige MS Deutschland unter neuem Namen und in neuen Farben wieder in See stechen. Der Ärger um das vor einem Jahr in die Insolvenz gegangene Passagierschiff ist aber nicht vorbei.

Die Kanzlei Nieding+Barth, die einen Teil der Gläubiger vertritt, klagt jetzt gegen den PE-Investor Aurelius auf Schadenersatz. Denn die Anleger wollen ihr angelegtes Geld zurück. In den vergangenen Monaten hätten die Gläubiger und ihre Anwälte versucht, eine außergerichtliche Einigung mit Aurelius zu erzielen, doch „die Gegenseite zeigte keine Bereitschaft“, sagte Nieding+Barth-Anwalt Marvin Müller-Blom gegenüber FINANCE.

Den Hebel sieht die Kanzlei darin, dass Aurelius als ehemalige Mehrheitsgesellschafterin mitverantwortlich sei für fehlerhafte Angaben im Wertpapierprospekt. Die Mittelstandsanleihe im Volumen von 50 Millionen Euro wurde im Dezember 2012 emittiert und war mit 6,875 Prozent verzinst. Nieding+Barth pocht auf drei Punkte: Erstens hatte sich Aurelius dazu verpflichtet, eine Kreditlinie zur Verfügung zu stellen, um die Kuponzahlungen an die Gläubiger sicherzustellen. „Dass diese Kreditlinie im Falle einer Insolvenz nicht mehr gezogen werden kann, stand aber nicht im Prospekt“, erklärt Müller-Blom. 

Aurelius soll gewusst haben, dass MS Deutschland weniger wert ist

Zweitens bemängelt die Kanzlei den damals im Prospekt angegeben Wert des Schiffes von 100 Millionen US-Dollar. Angesichts des vom Insolvenzverwalter erzielten Verkaufspreises, der Presseberichten zufolge bei rund 17 Millionen Euro gelegen haben soll, scheint dieser Wert stark übertrieben, so die Kanzlei. Im Mai wurde bekannt, dass der Investor Callista das Traumschiff an ein nicht näher genanntes US-Unternehmen verkauft hatte. Der Preis ist allerdings nicht öffentlich bekannt.

„Aurelius muss davon gewusst haben, dass der im Prospekt angegebene Verkehrswert der MS Deutschland zu hoch und nicht im Verwertungsfall realisierbar ist. Immerhin hatte Aurelius die insolvente Rederei Peter Deilmann, welcher die MS Deutschland gehörte, erst im Jahr 2010 übernommen “, sagt Müller-Blom.

Der dritte Punkt betrifft die erstrangige Schiffshypothek im Wert von 60 Millionen Euro. Sie sollte im Falle einer Insolvenz als Sicherheit für die Anleihegläubiger dienen, da diese erstrangig bedient würden. „Bei einer Verwertung der MS Deutschland ist es aber so, dass nicht die Anleihegläubiger mit der Schiffshypothek an erster Stelle stehen, sondern zuerst beispielsweise Löhne oder Liegegebühren aus dem Verwertungserlös bedient werden“, so der Anwalt. Damit handelt es sich auch hier um einen Fehler im Prospekt.

Gläubiger der Mittelstandsanleihe können wieder hoffen

Auf Anfrage von FINANCE erklärte Aurelius, dass der Investor die genannten Punkte als haltlos ansehe. Die Gläubiger sind das Auf und Ab schon gewöhnt. Schon im Dezember 2014 war die Rede von einem Haircut der Mittelstandsanleihe. Der damalige Eigentümer Callista, der im Januar 2014 die Mehrheit von Aurelius übernommen hatte, wollte Eigenkapital dazuschießen, dazu ist es aber nicht gekommen.  Auch der Verkauf an das US-Unternehmen zog sich einige Monate hin. Die Insolvenzquote dürfte angesichts des derzeitigen Anleihekurses von 15 Prozent im niedrigen zweistelligen Bereich liegen, vermutet der Anwalt.

Julia.becker[at]finance-magazin.de

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Lesen Sie alles über den Kampf des Traumschiffs sowie der Anleihegläubiger auf unserer Themenseite MS Deutschland.

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