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Mini-Bond-Comeback: Deag begibt Hochzinsanleihe

Konzertfieber jetzt auch am Anleihemarkt: Der Berliner Konzertveranstalter Deag bringt einen 25-Millionen-Euro-Bond.
Marcus Millo/iStock/gettyimages

Es gibt sie noch, die Mittelstandsanleihe: Der Konzertveranstalter Deag hat heute über eine Anleihe 20 Millionen Euro am Kapitalmarkt eingesammelt. Die Nachfrage auf der Investorenseite war offenbar groß: Die Zeichnungsfrist wurde früher als geplant beendet.

Dennoch setzte die IKB als begleitenden Bank den Kupon für die Debütanleihe der börsennotierten Deag mit 6 Prozent am oberen Ende angebotenen Preisspanne fest, die zwischen 5,25 und 6 Prozent angesetzt war. Der Markt stuft das Deag-Papier als Hochzinsanleihe mit spekulativem Charakter ein.

Neue Anleihe dominiert die Deag-Bilanz

Tatsächlich wirkt die Deag-Bilanz mit einer Eigenkapitalquote mit 12,5 Prozent recht anfällig. Zudem ist das Volumen des Bonds für die Verhältnisse des Mittelständlers gewaltig: Das Emissionsvolumen liegt beinahe so hoch wie sämtliche Kredit- und Anleiheschulden, die die Deag am Ende des vergangenen Geschäftsjahres auswies: 20 versus 22,5 Millionen Euro. De facto hängt damit die komplette Fremdfinanzierung des Entertainment-Konzerns fortan an einem einzigen Instrument.

Zudem hat das Unternehmen in der Vergangenheit auch immer wieder mit dem Verfehlen von Geschäftszielen und teuren Ausflügen in neue Geschäftsfelder von sich reden gemacht. Einer Analyse der FAZ zufolge wies die Deag aufgrund hoher Liquiditätsbestände zum Jahresende zuletzt aber stets ein Nettofinanzvermögen aus.

Durch die neue Anleihe, mit denen die Deag vor allem Zukäufe finanzieren will, könnte sich das ändern, weshalb das Management um CEO Peter Schwenkow und CFO Ralph Quellmalz mit Blick auf die dünne Eigenkapitaldecke auch liefern muss. Die geplanten Zukäufe in Europa müssen schnell einschlagen, teure Fehlgriffe könnten folgenreich sein.

Nachdem die Deag im vergangenen Jahr noch einen Umsatzrückgang von 12 Prozent auf rund 160 Millionen Euro verdauen musste, sorgt das erste Halbjahr dieses Jahres wieder für Hoffnung: Der Umsatz wuchs gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 34 Prozent auf rund 118 Millionen Euro, und auch das um Einmaleffekte bereinigte Betriebsergebnis konnte deutlich von 0,3 auf 2,8 Millionen Euro gesteigert werden.

Deag-Anleihe enthält Zinsaufschläge

Anders als bei früheren, vielfach am Ende ausgefallenen Mini-Bonds reflektieren die Bedingungen der Deag-Anleihe aber zumindest zum Teil die Risiken des Berliner Unternehmens.

So stehen den Investoren zusätzliche Zinsen zu, sollte es dem Management nicht gelingen, die Bilanz zu stärken. 0,5 Prozentpunkte Zinsaufschlag werden fällig, wenn die Eigenkapitalquote der Deag zum Jahresende unter 10 und Ende kommenden Jahres unter 12,5 Prozent liegen sollte.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

Info

Der Mini-Bond-Markt ist in den vergangenen Jahren in Verruf geraten. Warum, erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite zu Mittelstandsanleihen.