Nach den zahlreichen Mini-Bond-Pleiten im vergangenen Jahr kommt das Neuemissionsgeschäft mit Mittelstandsanleihen nicht wieder richtig in Schwung. Im Februar hatte der Autozulieferer NZWL mit seiner Anleihe im Volumen von 25 Millionen Euro die erste größere Anleihe dieses Jahres am Markt platziert – seitdem gab es keine positiven Nachrichten mehr. Stattdessen wartete der Markt mit einem weiteren Ausfall auf: Der nächste Wackelkandidat Ekotechnika ist vor wenigen Wochen gekippt.
Die Negativmeldungen scheinen den Investoren nachhaltig den Appetit auf neue Mini-Bonds verdorben zu haben, die aktuellen Platzierungen zünden nicht. Am Freitag verkündete die Enterprise Holding die Platzierung ihrer zweiten Anleihe – das Ergebnis war allerdings enttäuschend: Statt der avisierten 85 Millionen Euro konnte die Versicherungsboutique zusammen mit ihrem Lead Manager und Bookrunner VEM Aktienbank einschließlich der umgetauschten Anleihen aus dem im Jahr 2012 platzieren Mini-Bond nur 19,3 Millionen Euro realisieren. Als Misstrauensvotum der Anlageklasse gegenüber kann die Eintauschquote der Altinvestoren gewertet werden: Von der 2017 fälligen Anleihe (Creditreform-Rating: A-) in Höhe von 35 Millionen Euro wurde nur ein Volumen von 6,3 Millionen Euro umgetauscht.
Enterprise: Niedrige Nachfrage trotz gutem Rating
Dabei hatte die Anleihe eigentlich gute Voraussetzungen. Anfang März bewertete die Ratingagentur Creditreform die neue Mittelstandsanleihe mit BBB+. Vor allem versuchte Enterprise mit zahlreichen Covenants zu punkten. So verpflichtete sich der Spezialversicherer unter anderem, keine Anteile an bestehenden Konzerngesellschaften zu veräußern, monatlich 10 Prozent der jährlichen Zinsen auf ein Sonderkonto einzuzahlen, den Kontostand regelmäßig auf der Unternehmenswebseite zu veröffentlichen und unter bestimmten Bedingungen auch eine Ausschüttungssperre einzuhalten.
Eine Nachplatzierung soll aber dennoch nicht stattfinden, stellt CEO Andrew Jon Flowers klar: „Unter den aktuell herrschenden, schwierigen Marktverhältnissen im Segment der Mittelstandsanleihen sind wir mit dem Platzierungsergebnis zufrieden und können die Ziele des Unternehmens mit dem eingeworbenen Kapital vorantreiben.“
Apassionata wirbt länger um Investoren
Zäh läuft offenbar auch die Platzierung von Apassionata Entertainment: Das Unternehmen, das Live-Entertainment-Shows mit Pferden veranstaltet, hat die Zeichnungsfrist für die Anleihe mit Laufzeit bis 2020 und einer Zinszahlung von 8,125 Prozent über das Wochenende verlängert. Ursprünglich lief sie bis Freitag. Angepeilt hatte Geschäftsführer Thomas Bohne-Winkel ein Volumen von 30 Millionen Euro, das offenbar noch nicht erreicht wurde.
Auf ein Rating hat das Unternehmen verzichtet, was die Anleger womöglich verunsichert. Andererseits wartet auch Apassionata mit zahlreichen Covenants auf.
DREF korrigiert Emissionsvolumen nach unten
Auch der neueste Emittent Deutsche Real Estate Funds Advisor (DREF), der im Bereich Immobilien-Investments für Studentisches Wohnen tätig ist, verspürt Gegenwind: DREF will eine fünfjährige Anleihe im Volumen von 80 Millionen Euro und einer Verzinsung von 4,375 Prozent platzieren. Creditreform bewertet die Anleihe mit BBB-.
Anfang März kündete das Unternehmen allerdings noch an, dass bis zu 100 Millionen Euro platziert werden sollen. Auch die Zeichnungsfrist hat sich inzwischen verschoben: Ursprünglich sollte die Zeichnungsphase vergangenen Donnerstag beginnen, jetzt läuft sie vom 31. März bis zum 2. April. Das Unternehmen begründet diese Entscheidungen allerdings nicht mit einer mangelnden Nachfrage. Das Volumen sei herunterkorrigiert worden, weil der Finanzierungsbedarf gesunken ist, nachdem ein Objekt aus dem Portfolio genommen wurde. Und die Zeichnungsfrist wurde verschoben, weil das Prospekt später als erwartet gebilligt wurde, hieß es.
Info
Der Markt für Mittelstandsanleihen hat geboomt. Doch nach zahlreichen Anleiheausfällen wachsen die Zweifel an der Zukunftsfähigkeit. Alle Artikel und Hintergründe finden Sie auf unserer Themenseite zu Mittelstandsanleihen.