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Sind Green Bonds mehr als ein Hype?

Banken und Investoren sprechen immer häufiger über Green Bonds. Der Markt wächst stetig. Doch kommt das Thema auch bei den Unternehmen an?
weerapatkiatdumrong/Thinkstock/Getty Images

Investoren schauen bei der Geldanlage genauer hin. Papiere von Unternehmen, die nicht nachhaltig oder umweltschonend agieren, fliegen immer häufiger aus dem Portfolio. „Der Anteil der Investoren, die grüne oder nachhaltige Anlageformen bevorzugen, wächst schnell“, beobachtet Ingo Nolden, Co-Head Debt Capital Markets bei der HSBC.

Ein Instrument, das vom steigenden Druck der Investoren profitieren könnte, sind die sogenannten Green Bonds. Deren Erlöse können nur für umweltfreundliche Projekte eingesetzt werden. Der Markt wächst: 2014 lag das Emissionsvolumen durch Unternehmen weltweit bei 9,6 Milliarden US-Dollar, 2015 waren es bereits 15,1 Milliarden US-Dollar. Insgesamt betrachtet spielen Corporates in dem Segment jedoch nur eine Nebenrolle, die meisten dieser Anleihen werden von Banken und staatlichen Instanzen platziert.

Unternehmen scheuen den Aufwand bei Emissionen von Green Bonds

Auch deutsche Unternehmen sind bei der Emission von Green Bonds noch zurückhaltend. Einer der Gründe dafür liegt laut Paula Weisshuber, die bei der Bank of America Merrill Lynch den Bereich Debt Capital Markets für Deutschland und Österreich verantwortet, in den vielfältigen Alternativen: „Viele Konzerne finanzieren ihre ‚grünen‘ Projekte über direkte Kredite, die als Green Funding beziehungsweise Förderdarlehen beispielsweise von der EIB oder der KfW vergeben werden.“

Unternehmen betrachten Green Bonds häufig als PR-Maßnahme. „Die Entscheidung für einen Green Bond wird nicht ausschließlich in der Finanzabteilung getroffen“, berichtet Paula Weisshuber. „Die treibenden Kräfte liegen meist beim Senior Management, die Green Bonds als interessantes Mittel zur Unterstützung der allgemeinen Kommunikationsstrategie zum Thema ,Green‘ und Nachhaltigkeit sehen.“

Denn was das Pricing angeht, bieten Green Bonds derzeit keinen Vorteil gegenüber herkömmlichen Anleihen. Sie bringen allerdings mehr Arbeit mit sich. Investoren verlangen ein Reporting darüber, wie die Mittel verwendet werden. Das bedeutet für die Finanzabteilung zusätzlichen Aufwand und Kosten vor und nach der Emission, da der Emittent zum Beispiel eine Agentur hinzuziehen muss, die das Unternehmen und die Verwendungszwecke anhand der Green Bond Principles prüft.

Green Bonds helfen bei der Diversifikation der Investorenbasis

Nach Einschätzung des HSBC-Experten Ingo Nolden könnten sich Green Bonds jedoch in einigen Jahren vom Marketing-Trend hin zu einem relevanten Finanzierungsinstrument entwickeln. „Wenn Sie mit einem herkömmlichen Bond einen großen Teil der Investoren ausschließen, dann kann sich das auch auf die Liquidität und letztlich auf das Pricing auswirken“ , so Nolden. Auch wenn bisher preislich keine Unterschiede bestehen, sollten Unternehmen sich deshalb frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen, rät Nolden. Die allgemein gute Finanzierungssituation an den Bondmärkten könnte die Entwicklung allerdings verlangsamen.

Dabei bringt die Finanzierungsform bereits jetzt einige Vorteile. „Mit der Emission eines Green Bonds können die Unternehmen ihre Investorenbasis diversifizieren“, betont Paula Weisshuber. Grundsätzlich sind die Investoren, die in grüne Anlageformen investieren, daran interessiert, die Papiere zu halten. „Dies unterstützt einen stabilen Handel im Sekundärmarkt“, sagt sie.

Grüner Trend weitet sich auf andere Finanzierungsformen aus

Nicht nur Anleihen werden von dem Trend zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz erfasst. Der Autokonzern Toyota platziert zum Beispiel Green Asset Backed Securities. Im März platzierte außerdem der deutsche Windturbinenhersteller Nordex den ersten grünen Schuldschein überhaupt. Dies zeigt: Die grünen Instrumente werden auch für kleinere Transaktionen zugänglich.

Ein Green Bond sollte laut dem Schuldscheinexperten Raoul Hessling von der BNP Paribas mindestens ein Volumen von 500 Millionen Euro haben. „Das Mindestvolumen eines grünen Schuldscheins ist deutlich kleiner und kann auf mehrere Laufzeiten verteilt werden“, erklärt er. Die Finanzierungsform sei schon für Unternehmen mit einem Finanzierungsbedarf zwischen 100 und 500 Millionen Euro interessant.

Trotz des wachsenden Interesses an grünen Instrumenten steht das Segment aber noch am Anfang seiner Entwicklung. Wie reagiert der Markt im Fall eines Umweltskandals bei einem der Emittenten? Bisher habe es das nicht gegeben, beschwichtigt HBSC-Banker Ingo Nolden. Auch ein Etikettenschwindel eines Green-Bond-Emittenten könnte dem Markt nachhaltig schaden. Besondere Kündigungsrechte haben Investoren in solchen Fällen bei Green Bonds jedenfalls nicht.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.