Der Chemikalienhersteller Hansa Group hat von seinen Banken und Finanzierungspartnern einen weiteren Monat Zeit bekommen, um die Verhandlungen über eine neue Konzernfinanzierung abzuschließen. Das schon seit mehreren Monaten bestehende Stillhalteabkommen sei bis Ende Januar verlängert worden, teilte das Unternehmen mit. „Das Management rechnet mit einem erfolgreichen Abschluss der Gespräche innerhalb dieser Frist“, heißt es in einer Pflichtmitteilung.
Das Management um CEO und CFO Thomas Pfisterer befindet sich nicht nur inmitten langwieriger Finanzierungsgespräche, sondern hat auch eine tiefgreifende Restrukturierung angestoßen. Aktuell setzt der Chemieproduzent ein gemeinsam mit Roland Berger erarbeitetes Konzept um, das neben Kostensenkungen auch einen großen Umbau der Organisationsstruktur vorsieht: Die administrativen Funktionsbereiche sollen von den Fertigungsstandorten getrennt und in der Firmenzentrale in Duisburg gebündelt werden. Trotz der Kostensenkungspläne sollen dafür in der Zentrale auch neue Stellen aufgebaut werden. Pfisterer erhofft sich davon vor allem eine „verbesserte Integration der Tochterunternehmen“.
Die Hansa Group hatte in den vergangenen Jahren eine Reihe von M&A-Deals getätigt und erhebliche Mittel in den Ausbau des von Henkel übernommenen Chemiewerks in Genthin gesteckt, um zu einem der führenden Hersteller von White-Label-Produkten für Körperpflege- und Waschmittel zu werden. Zu den größten Kunden der Hansa Group gehören die Handelsmarken der Einzelhandelsketten.
Die Krise hat sich offenbar schnell zugespitzt. Noch im März vergangenen Jahres hatte Pfisterer im Interview bei FINANCE-TV weitere Akquisitionen und Investitionen in Aussicht gestellt, mit denen Lücken im Angebotsportfolio geschlossen werden sollten. „Wir haben genug finanziellen Spielraum dafür“, hatte der Hansa-Group-Chef damals gesagt.
Hansa Group rutscht in die Verlustzone
Hohe Materialpreise und ein unter Plan verlaufener Absatz hatten Pfisterer im Sommer jedoch gezwungen, die Umsatz- und Gewinnprognose für 2013 zu revidieren. Statt steigender Umsätze und Erträge wird die Hansa Group für das nun abgelaufene Geschäftsjahr vermutlich Erlösrückgänge und einen Jahresverlust ausweisen.
Zum Ende des dritten Quartals wies die Hansa Group eine Eigenkapitalquote von 22,7 Prozent sowie Nettofinanzverbindlichkeiten in Höhe von 110 Millionen Euro aus. Das Ebitda war von 27,2 Millionen Euro nach dem dritten Quartal 2012 auf minus 3,8 Millionen Euro am gleichen Stichtag 2013 eingebrochen.
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