Der Markt für syndizierte Kredite ist weit von seinen Glanzzeiten entfernt. Europaweit erreichten Synloans bis Mitte März laut Dealogic zwar rund 151 Milliarden US-Dollar, ein Plus von fast 14 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Deutschland liegt dagegen mit einem Minus von 41 Prozent weit unter dem Vorjahr.
Trotz des Rückgangs sind die Zeiten für deutsche Kreditnehmer gut: liegt der Markteinbruch hierzulande doch in erster Linie an der verhaltenen Nachfrage und nicht an einer „Kreditklemme“. „Die Anzahl der Transaktionen ist weiterhin relativ hoch, allerdings sind momentan relativ wenige große Backup-Fazilitäten im Markt“, erklärt Mathias Noack, Global Head of Loan Syndication bei der UniCredit. „Zudem ist die M&A-Aktivität, die früher den Markt getrieben hat, weiterhin sehr niedrig.“ Zyklische Industrien wie Automobil oder Maschinenbau, für die besonders langlaufende, nicht tilgende Instrumente spannend sind, orientierten sich in Richtung Anleihe. „Ein höherer Anteil von Kapitalmarktinstrumenten wie Anleihen oder Schuldscheindarlehen am Gesamtfinanzierungsmix empfinden viele Unternehmen derzeit als sehr attraktiv“, ergänzt Noack. Besonders im Mittelstand sei aber der Kredit en vogue. „Wir sehen – getragen von den im internationalen Vergleich stark performenden deutschen Unternehmen – vor allem mehr Transaktionen im Midcap-Segment“, sagt Noack. Im Jahr 2012 habe es bei einem geringeren Gesamtvolumen als 2011 immerhin 156 Transaktionen gegeben – mehr als im Vorjahr, als es nur 150 waren.
Ganz aktuell könne man sehen, so Noack, dass für sehr gute Investmentgrade-Adressen siebenjährige Ausleihungen eventuell bald wieder im Bereich des Möglichen sind. Derzeit seien Transaktionen im Markt, die aber schließlich bei einer typischen 5+1+1-Laufzeit gelandet sind – noch ein Entgegenkommen gegenüber den Banken.
Wettbewerb unter Banken nach wie vor hoch
„Die Argumente für den syndizierten Kredit liegen seit jeher nicht vordringlich auf der Konditionenseite oder in maximalen Laufzeiten. Hier stehen eher Relationship-Erwägungen und Flexibilität im Vordergrund“, meint Peter Herreiner, Head of Corporate Structured Finance Germany bei UniCredit. Im heutigen Marktumfeld erhielten Unternehmen bis zu einem Rating von BB gut eine fünfjährige Linie. Schwieriger werde es aber bei einem Rating von BB–. Diese Adressen weichen häufig auf den High-Yield-Markt aus, der weiterhin boomt.
Der Wettbewerb unter den Banken ist nach wie vor hoch. „Es ist derzeit sicher die optimale Zeit, sich zu refinanzieren“, glaubt Peter Herreiner. Besonders das potentielle Zusatzgeschäft spiele in den Verhandlungen eine große Rolle. „Natürlich differenzieren die Banken zwischen guten und weniger guten Bonitäten und vor allem in zunehmenden Maße nach Kunden mit niedrigem und Kunden mit hohem Cross-Selling-Potential“, ergänzt Herreiner. Deswegen sollten sich Treasurer jetzt sehr genau überlegen: Welche Banken brauche ich für mein Geschäft? Wie viel Zusatzgeschäft lässt sich überhaupt platzieren? Im Ergebnis werden die Konsortien bei neuen Transaktionen recht durchgeschüttelt, was aber auch an den Veränderungen in der Bankenlandschaft liegt: Das Ausscheiden von WestLB, ABN Amro, Dresdner und Fortis haben Spuren hinterlassen.
Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.