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Wachstumsboom im Factoring: Das bringt 2016

Die Wachstumsprognose für den Factoring-Markt sieht auch für 2016 vielversprechend aus. Vor allem im Mittelstand versprechen sich die Anbieter Zuwachs.
michaeljung/iStock/Thinkstock/Getty Images

Factoring hat im Jahr 2015 einen Aufschwung erfahren, wie nie zuvor. Im ersten Halbjahr 2015 wurde in Deutschland ein Rekordforderungsvolumen von 100,5 Milliarden Euro bewegt. Das sind 11 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Jahr könnte das Volumen die 200 Milliarden Euro-Grenze überschreiten.

Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig, doch gerade der Mittelstand ist ein großer Wachstumsmarkt für Factoring-Anbieter. Trotz niedriger Zinsen sind Banken gerade bei mittelständischen Unternehmen oft zögerlich bei der Kreditvergabe, vor allem bei Unternehmen mit weniger guten Bonitäten. Zudem brauchen viele Unternehmen flüssige Mittel zur Wachstumsfinanzierung, für M&A-Deals und zur Absicherung von Außenständen. Dieser Trend wird sich auch im kommenden Jahr ungebremst fortsetzen. Der Factoring-Markt in Deutschland wird deshalb auch 2016 wieder zweistellig wachsen. Ein Gesamtvolumen von 215 Milliarden Euro erscheint realistisch.

Factoring in Österreich und der Schweiz

Es lohnt sich auch ein Blick auf die A-CH-Region zu werfen. Auch wenn die Volumina dort kleiner sind, zeigt sich eine ähnliche Wachstumsdynamik. In Österreich betrug das Factoring-Marktvolumen im vergangenen Jahr 16,4 Milliarden Euro –  ein Anstieg gegenüber 2013 um gut 16 Prozent. Für 2015 wird ein Volumen von 18 Milliarden Euro erwartet. Es ist davon auszugehen, dass es auch 2016 ein zweistelliges Wachstum in Prozent geben wird.

In der Schweiz sieht das nicht anders aus. Das über Factoring abgewickelte Rechnungsvolumen ist 2014 um 5,83 Prozent auf 4,06 Milliarden Schweizer Franken gestiegen. Rechnungen gegenüber Abnehmern im Ausland wurden für 77,4 Millionen Schweizer Franken verarbeitet (14,7 Prozent mehr als im Vorjahr). Genaue Zahlen für dieses Jahr liegen noch nicht vor.

Konsolidierungswelle im Factoring-Markt rollt weiter

Auch die Marktkonsolidierung wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz gleichermaßen fortschreiten. Hier punkten Factoring-Anbieter, die frühzeitig mit einer wachstumsorientierten Internationalisierung begonnen haben. Laut der Studie „Trendscout 2016“ des Softwareanbieters Sitecore sind über 80 Prozent der Mittelständler der Meinung, dass sie ihre Wettbewerbsfähigkeit nur durch eine verstärkte internationale Ausrichtung sichern können.

Factoring-Anbieter ohne globale Ausrichtung und Nischenplayer, wie beispielsweise FinTechs, werden es deshalb zunehmend schwerer haben, sich langfristig und erfolgreich in diesem Umfeld zu positionieren. Auch im nächsten Jahr wird der harte Wettbewerbskampf um Kunden weitergehen.

Personaldienstleister und Handelshäuser brauchen Factoring

Zwar sitzen viele mittelständische Unternehmen auf hohen Barreserven, für einige bleibt die Finanzierung des eigenen Geschäfts – und vor allem die Wachstumsfinanzierung – dennoch weiterhin eine Herausforderung. Neben anstehenden Ablösungen und Refinanzierungen durch ausgelaufene Mezzanine-Programme, sorgen auch im nächsten Jahr fällige Anleihen für Finanzierungsdruck. Die strengeren Liquiditätsanforderungen der Banken, die Basel III mit sich bringt, verschärfen die Situation weiter. Factoring als bankkredit-begleitendes Finanzierungsinstrument könnte deshalb noch stärker auf die Agenda mittelständischer Unternehmen rücken.

Gerade Handelsunternehmen sind durch langfristige Zahlungsziele von bis zu 120 Tagen und eine hohe Gefahr von Zahlungsausfällen beim Export von Waren eine der Branchen, die im Fokus der Factoring-Anbieter steht. Auch Personaldienstleister die durch die Einführung des Mindestlohns und eine oft niedrige Eigenkapitalquote auf Liquidität angewiesen sind, könnten verstärkt auf Factoring-Lösungen setzen, da in dieser Branche lange Zahlungsziele und eine mitunter schlechte Zahlungsmoral von Kunden häufig vorkommen. Gerade diese Branchen dürften deshalb den Wachstumsboom in der Factoring-Branche auch im nächsten Jahr weiter befeuern.

redaktion[at]finance-magazin.de

Info

Thorsten Klindworth ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der A.B.S. Global Factoring AG. Der Fokus des Factoring-Dienstleisters liegt auf mittelständischen Unternehmen.

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Mehr zum Thema finden Sie auf der FINANCE-Themenseite Factoring.