Der Landesenergieversorger Burgenland Energie holt sich über eine Portfoliofinanzierung Mittel in Höhe von 500 Millionen Euro. Das Unternehmen plant, damit bis 2026 13 Windkraft- und Photovoltaikparks zu bauen. Weitere 200 Millionen Euro stammen aus Eigenkapital. „Für uns ist dies das größte Projekt unserer Firmengeschichte“, sagte CFO Reinhard Czerny im Gespräch mit FINANCE. Er sieht in der Finanzierung „ein neues wegweisendes Modell für die zukünftige Finanzierung von Großprojekten zur Klimawende“.
Richtungsweisend ist an der Finanzierung die unterliegende, gesellschaftsrechtliche Struktur. Dafür hatten das Land Burgenland und der Energieversorger bereits im Sommer 2024 ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. An diesem hält das Land die Mehrheit, sodass der Landesenergieversorger die Portfoliofinanzierung nicht in die Bilanz aufnehmen muss; auch eine Haftung der Joint-Venture-Partner sei ausgeschlossen, so das Unternehmen in einer Mitteilung.
EIB finanziert Projekte rund zur Hälfte
Mit 250 Millionen Euro, also rund zur Hälfte, finanziert das Portfolio an Anlagen die Europäische Investitionsbank (EIB). Sie sieht das Vorhaben als Leuchtturmprojekt für die Energiewende in Europa. Als weitere Geldgeber sind daran die Großbanken Erste Bank, Unicredit und Raiffeisenbank International sowie die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) eingebunden; auch ein Konsortium aus den europäischen Versicherern Talanx und Vienna Insurance Group ist beteiligt. Zusätzliche 100 Millionen Euro kommen über EIB-unterstützte Darlehen von Erste Bank und LBBW.
Insgesamt will Burgenland Energie so Anlagen mit einer Leistung von zirka 700 Megawatt finanzieren. Eine zweite Ausbaustufe sieht vor, insgesamt rund 40 Windkraft- und Photovoltaikvorhaben zu errichten und so eine Leistung von insgesamt 2.000 Megawatt zu erreichen; das entspräche einem Finanzierungsbedarf von 1 bis 1,5 Milliarden Euro – und rund einem Fünftel der Kapazität der aktuell in Österreich betriebenen Anlagen. Für dieses zusätzliche Finanzierungsvolumen sicherte sich das Unternehmen bereits eine Akkordeon-Fazilität über bis zu 820 Millionen Euro, erläuterte Reinhard Czerny.
Burgenland Energie erzielte im Geschäftsjahr 2022/23 einen Umsatz von knapp 921 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern bezifferte das Unternehmen auf 43,6 Millionen Euro, ein Plus von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Mitarbeitenden liegt bei 900.
Burgenland Energie setzte bei der Finanzierung auf Deloitte als Financial Advisor und Baker McKenzie als Rechtsberater. Die Kreditgeber mandatierten die Kanzleien Hogan Lovells und Binder Grösswang.
Energie AG finanziert Wasserkraftwerke mit EIB
Auch der Landesenergieversorger Energie AG Oberösterreich schloss Ende 2024 eine Finanzierung ab, an der die EIB beteiligt ist. Die Mittel sind für zwei Wasserkraftprojekte vorgesehen: ein Pumpspeicherkraftwerk mit einer Leistung von 150 Megawatt und ein Laufwasserkraftwerk mit 28 Megawatt, das drei alte Anlagen ersetzen soll. Die Gesamtkosten der Vorhaben bezifferte die EIB auf 598 Millionen Euro, die EIB-Finanzierung werde sich voraussichtlich auf rund 400 Millionen Euro belaufen.
Raphael Arnold ist Redakteur bei FINANCE. Er studierte in Gießen und Alexandria (Ägypten) Geschichte, Geografie und Arabisch. Schon vor und während des Studiums schrieb er für verschiedene Tageszeitungen. Bei den Nürnberger Nachrichten absolvierte er ein Volontariat und arbeitete im Anschluss in deren Wirtschaftsredaktion. Danach war er über 13 Jahre für den US-Investment News Service OTR Global als Researcher und Projektmanager tätig. Beim Juve Verlag verantwortete er bis Oktober 2024 knapp acht Jahre lang die Österreich-Publikationen.
