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Aktivist Petrus Advisers erhöht Druck bei Comdirect

Der aktivistische Investor Petrus Advisers wettert in einem Brandbrief gegen die Commerzbank-Tochter Comdirect.
Comdirect

In einem scharf formulierten Brief richtet der aktivistische Investor Petrus Advisers eine ganze Reihe von Vorwürfen und Forderungen an Commerzbank-CEO Martin Zielke. Bei den Verfassern handelt es sich um die beiden Petrus-Manager Klaus Umek und Till Hufnagel.

Im Zentrum der Auseinandersetzung steht erneut die Commerzbank-Tochter Comdirect, die nach Ansicht des Investors nicht profitabel genug ist. Bereits im September 2017 hatte der Finanzinvestor mit Sitz in London einen Brief mit ähnlichem Inhalt veröffentlicht und die Commerzbank, die mit 82 Prozent an der Direktbank Comdirect beteiligt ist, offen angegriffen. In seinem aktuellen Schreiben hat der Investor jetzt nochmal nachgelegt.

Petrus spricht von „schockierender Wertvernichtung“

Und die Vorwürfe haben es in sich. Petrus spricht von einer Underperformance der Comdirect-Aktie und einer damit einhergehenden „schockierenden Wertvernichtung für die Aktionäre“. Das Papier habe in den vergangenen 12 Monaten im Vergleich zu anderen Wettbewerbern 60 bis 75 Prozent schlechter abgeschnitten. Das Management-Team hingegen „brüstet sich mit Erfolgen, die es nicht gibt“, teilt Petrus aus.

Als einen Hauptgrund für das vermeintlich mangelhafte Abschneiden der Comdirect sieht der aktivistische Investor die seiner Ansicht nach unzureichende Wachstums- und Innovationsgeschwindigkeit der Onlinebank. So habe beispielsweise der Konkurrent Fintech Group 15 bis 20 Prozent Marktanteil an Comdirects Kernmarkt erreicht – und das mit weniger Mitteln, behauptet Petrus. 

Petrus kritisiert die Dividendenpolitik der Comdirect

Außerdem wirft der aktivistische Investor der Comdirect vor, dass das Verhältnis von Kosten und Einkommen mit 75 Prozent viel zu hoch sei. Wettbewerber wie die ING Diba oder die Fintech Group hätten hier wesentlich effizientere Kostenstrukturen. Seiner Meinung nach sei die Führungsriege zu zurückhaltend: „Ideen zur Selbsthilfe oder Wachstum werden nicht aufgezeigt“, kreidet der Investor der Commerzbank an.

Auch an der Dividendenpolitik lässt Petrus kein gutes Haar. Das Management verzerre die Realität, was die Höhe angehe. Demnach liege die Comdirect mit einer Dividendenrendite von 2,2 Prozent im durchschnittlichen Vergleich weit hinter der Konkurrenz. Diese betrage bei der Konkurrenz 3,5 Prozent. Petrus ist jedoch überzeugt, dass die Kapitalisierung von Comdirect „hervorragend“ sei und eine wesentlich höhere Ausschüttung zulasse. 

Zum Ende des Schreibens unterstreichen die Verfasser des Briefes, dass sie „vor dem Hintergrund der zahlreichen potentiellen Interessenkonflikte zwischen Commerzbank und comdirect sehr besorgt um die Wertentwicklung von Comdirect“ seien.

Performance der Comdirect-Aktie der vergangenen zwölf Monate

Comdirect Bank Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Petrus soll Comdirect-Anteile aufgestockt haben

Auf Anfrage von FINANCE wollte sich die Commerzbank nicht zu den Vorwürfen äußern. Nach dem ersten Brief im September 2017 sagte die Commerzbank noch gegenüber FINANCE, dass man mit der Entwicklung der Comdirect sehr zufrieden sei und es keinen Bedarf für Änderungen gebe. Sämtliche erhobene Vorwürfe wies sie damals zurück.

Petrus Advisers versucht auch dadurch den Druck zu erhöhen, indem der Investor darauf verweist, seine Beteiligung seit dem Brief im September 2017 „deutlich ausgebaut“ zu haben. Im September noch kündigte der Investor, der damals 1 Prozent an der Comdirect hielt, an, seinen Anteil auf 5 Prozent aufstocken zu wollen. Wie hoch der Anteil jetzt genau ist, ist unklar. Petrus Advisers gab auf eine FINANCE-Anfrage lediglich an, einen Anteil von unter 3 Prozent an Comdirect zu halten.

Petrus Advisers hat sich in der Vergangenheit an diversen anderen deutschen Unternehmen beteiligt und diese mit Schreiben hart angegriffen. Dazu gehören unter anderem Wacker Neuson, Immofinanz und CA Immo.

andreas.mehring[at]finance-magazin.de

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