Die Frankfurter Börse könnte 2018 einen der selten gewordenen großen Börsengänge erleben: Der Wissenschaftsverlag Springer Nature, der 2016 einen hochprofitablen Umsatz von 1,65 Milliarden Euro erzielte, steht offenbar vor dem Sprung auf das Parkett. Das berichtet die Agentur Reuters unter Berufung auf namentlich nicht genannte Insider. JP Morgan und Morgan Stanley seien bereits mit den Vorbereitungen des IPOs beauftragt worden. Die Eigentümer selbst äußerten sich zu den angeblichen Plänen bislang nicht.
Hinter Springer Nature stehen die Verlagsgruppe Holtzbrinck und der Finanzinvestor BC Partners. Der PE-Investor hatte das Vorgängerunternehmen Springer Science im Sommer 2013 für 3,3 Milliarden Euro übernommen. Schon damals hatte der damalige Eigentümer EQT – ebenfalls ein Private-Equity-Investor – parallel zu der M&A-Transaktion auch einen Börsengang geprüft.
BC Partners hat 494 Millionen Euro Eigenkapital in Springer Science gesteckt. Anfang 2015 brachte BC Partners den Verlag in ein Joint Venture mit den Wissenschaftssparten der Holtzbrinck-Gruppe ein. An dem daraus entstandenen Verlag Springer Nature hält Holtzbrinck mit 53 Prozent eine Mehrheit.
Springer Nature könnte MDax-Größe bekommen
Die Erwartungen der Eigentümer an den Börsengang sind hoch: Den Insidern zufolge streben sie einen Börsenwert von etwa 5 Milliarden Euro an. Gelingt dies, wäre der Verlag zumindest gemessen an der Marktkapitalisierung größer als eine ganze Reihe aktueller MDax-Mitglieder. Mindestens 25 Prozent der Unternehmensanteile sollen nach dem IPO im Streubesitz liegen.
Der Verlag erwartet für 2017 einen operativen Gewinn (Ebitda) von etwa 600 Millionen Euro. Reuters zufolge könnte das Unternehmen damit „nach branchenüblichen Maßstäben“ sogar Bewertungen von 7 bis 8 Milliarden Euro erzielen. Bereits bei der Fusion 2015 hatten die Gesellschafter der F.A.Z. zufolge bei einem Ebitda von damals rund 375 Millionen Euro einen Unternehmenswert von bis zu 5 Milliarden Euro angegeben.
Allerdings wäre auf den Börsenwert noch die Nettoverschuldung von Springer hinzu zu addieren, so dass ein Unternehmenswert von knapp 8 Milliarden Euro bei den aktuell kolportierten Preisvorstellungen der Springer-Gesellschafter realistisch erscheint.
IPO soll Schuldenlast von Springer Nature senken
Der Verleger Stefan von Holtzbrinck plant Reuters zufolge, die Mehrheit an dem Unternehmen abzugeben. Aktien wolle er aber nicht verkaufen. Daraus lässt sich schließen, dass ein Großteil des IPO-Volumens aus einer Kapitalerhöhung und einem eventuellen Teilrückzug von BC Partners bestehen würde.
Reuters zufolge soll der Börsengang dazu beitragen, Springer Natures Schuldenlast von derzeit rund 3 Milliarden Euro um bis zu 800 Millionen Euro zu reduzieren. BC-Partners-Investmentmanager Ewald Walgenbach hatte schon bei der Fusion 2015 einen Börsengang als wahrscheinlichste Exit-Option „in drei bis vier Jahren“ bezeichnet. Dieses Zeitfenster würde 2018 beginnen.