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Carlyle will Atotech an die Börse bringen

Der Anlagenbauer Atotech profitiert vom Smartphone-Boom und soll nun 2019 an die Börse.
gorodenkoff/iStock/Thinkstock/Getty Images

Das Berliner Spezialchemieunternehmen Atotech strebt an die Börse. Der Finanzinvestor Carlyle, der Atotech erst Ende 2016 für 3,2 Milliarden US-Dollar vom französischen Ölkonzern Total übernommen hatte, soll bereits mit den IPO-Vorbereitungen begonnen haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Finanzkreise. Die favorisierte Option wäre demnach ein Börsengang im kommenden Jahr in New York.

In der Tat spricht einiges dafür, dass Carlyle nach nicht einmal zwei Jahren schon wieder den Exit bei Atotech sucht. Denn unter der Ägide des US-Finanzinvestors hat das Berliner Unternehmen, das Spezialchemikalien und Anlagen für die Halbleiterindustrie herstellt, seine ohnehin hohe Profitabilität weiter gesteigert.

Zudem hat Atotech dank starker Cashflows auch den im Zuge der Übernahme aufgebürdeten Schuldenberg schon ein stückweit wieder abgetragen, sodass sich Carlyle erst vor wenigen Monaten eine Sonderdividende in Höhe von rund 500 Millionen US-Dollar gönnte. Im Zuge dessen erhöhte sich die Verschuldung wieder.

Atotech zeigt steigende Gewinne vor IPO

Die Zahlen der Berliner können sich sehen lassen: Während der Umsatz im vergangenen Jahr um 8 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar kletterte, legte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sogar um 20 Prozent zu. Das entspricht einer Ebitda-Marge von 28,7 Prozent – rund 3 Prozentpunkte mehr als 2016. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres legte das operative Ergebnis gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar um 45 Prozent auf 94 Millionen Dollar zu.

Die Berliner profitieren stark von der hohen Nachfrage aus dem Mobilfunkmarkt, wo für die Herstellung der neuen Handy-Generation Produkte benötigt werden, die Atotech anbietet. Zugleich hat Carlyle dem Unternehmen ein Kostensenkungsprogramm verordnet und die Investitionen zurückgefahren.

Carlyle holt sich Sonderdividende

Die Mischung aus Umsatzwachstum und Einschnitten bei Kosten und Investitionen verfehlt ihre Wirkung auf die Bilanz nicht: Lag das Verhältnis von Nettoverschuldung zum Ebitda kurz nach dem endgültigen Vollzug der Übernahme im Februar 2017 noch bei 6x, sank dieses Verhältnis bis März 2018 auf zwischenzeitlich 4,5x Ebitda. Allerdings ist dieser Wert durch die Sonderdividende für Carlyle wieder auf 5,9x angestiegen. Entsprechend bewertet die US-Ratingagentur Moody’s die Berliner mit B2 deutlich außerhalb des Investmentgrades.

Zur Finanzierung der Sonderdividende für  Carlyle  stockte Atotech seinen Konsortialkredit um 200 Millionen auf 1,4 Milliarden Dollar auf. Die verbleibenden 300 Millionen Dollar holte sich die frühere Total-Tochter im Mai über sogenannte PIK Toggle Notes. 

Das Besondere an den PIK-Papieren ist, dass Unternehmen die Rückzahlung der Zinsen bis zum Ende der Laufzeit – in diesem Fall bis 2023 – aufschieben können. Atotech kann die Papiere allerdings nach dem ersten Jahr vorzeitig komplett zurückzuzahlen, was zeigt, wie konkret der Gesellschafter den Börsengang bereits vor Augen hat.

IPO-Bewertung von 5 Milliarden Dollar angepeilt

Die Preisvorstellungen von Carlyle für den anstehenden Börsengang, für den als Alternative zu New York auch der Börsenplatz Frankfurt im Gespräch ist, sind ambitioniert: Der Finanzinvestor will Reuters zufolge eine Bewertung von mindestens dem 13- bis 14-fachen des Ebitda erzielen. Basierend auf einem für 2018 erwarteten operativen Ergebnis von bis zu 400 Millionen Dollar ergäbe sich damit eine Bewertung von rund 5 Milliarden Dollar. Nach Abzug der Nettoschulden läge der Börsenwert dann bei rund 3,4 Milliarden Dollar.

Unrealistisch erscheint dieser Wert nicht: Bei der Übernahme vor zwei Jahren hatte Carlyle Total das Zwölffache des operativen Gewinns bezahlt.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de