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Deutsche Bank fällt im Investmentbanking zurück

New Yorker Skyline: Die Deutsche Bank hat im Investmentbanking 2015 weltweit an Boden verloren.
Ultima Gaina/iStock/Thinkstock/Getty Images

Seit Anfang Januar dieses Jahres ist das Investmentbanking der Deutschen Bank neu geordnet. Der Umbau ist auch nötig, damit Deutschlands größtes Geldhaus weltweit nicht den Anschluss verliert.

Denn wie aus den League Tables des Datendienstleisters Thomson Reuters hervorgeht, sind die Gebühreneinnahmen der Deutschen Bank im Investmentbanking 2015 um satte 20 Prozent zurückgegangen und liegen nun noch bei 3,4 Milliarden US-Dollar. In der Statistik enthalten sind Einnahmen aus M&A-Deals sowie Fremd- und Eigenkapitaltransaktionen, die von den Banken betreut wurden. Damit scheint das Vertrauen der Firmenkunden in das Bankhaus nicht nur in Deutschland abzunehmen.

Goldman Sachs will JP Morgan die Investmentbanking-Krone abluchsen

Insgesamt sind die Einnahmen der Banken im Investmentbanking weltweit um 7,9 Prozent auf knapp 87 Milliarden Dollar zurückgegangen. Obwohl die Deutsche Bank somit deutlich mehr verloren hat als der Durchschnitt, reicht es in den weltweiten League Tables weiterhin für Platz 6. Die Top-Platzierung hat sich abermals die US-Großbank JP Morgan gesichert. Sie erwirtschaftete knapp 6 Milliarden Dollar an Gebühren aus dem Investmentbanking-Geschäft, auch wenn die Bank ebenfalls einen Rückgang um 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen musste.

Goldman Sachs ist dem Konkurrenten aber dicht auf den Fersen. Der Verfolger hat 2015 Gebühreneinnahmen von 5,9 Milliarden Dollar verzeichnet, ist also nur noch einen Hauch hinter dem Wettbewerber. Goldmans Investmentbankinggeschäft wuchs 2015 um satte 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Umso erstaunlicher: Goldman kann als einzige Bank in der Top 10 überhaupt auf eine positive Wachstumsrate verweisen.

Deutsche Bank büßt in EMEA 33 Prozent Volumen ein

Auch in ihrer Kernregion Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) strauchelt die Deutsche Bank – dort ist der Rückfall sogar noch drastischer. In EMEA beläuft sich der Rückgang der Gebühreneinnahmen aus dem Investmentbanking auf satte 33 Prozent – der höchste Rückgang unter allen Banken in den Top 10. Im vergangenen Jahr nahmen die Frankfurter damit noch 1,1 Milliarden Dollar an Gebühren ein und rutschten in den League Tables vom zweiten auf den dritten Rang ab.

JP Morgan büßte bei einem Rückgang von 24 Prozent (1,2 Milliarden Dollar) die Spitzenposition gegenüber Goldman Sachs ein. Zwar konnte auch Goldman nicht zulegen, hielt aber zumindest den Status quo bei 1,3 Milliarden Dollar.

M&A League Tables: Goldman Sachs weltweit Spitzenreiter

Bei der Beratungstätigkeit bei M&A-Deals ist weltweit weiterhin Goldman Sachs der Platzhirsch. Die US-Bank konnte ihre Führung sogar noch ausbauen: Das Gesamtvolumen der 365 abgeschlossenen Transaktionen belief sich auf 1,1 Billionen Dollar. Goldmans Einnahmen in dem M&A-Bereich legten 2015 um satte 38 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar zu – deutlich über dem durchschnittlichen Anstieg in der Branche von 8 Prozent. Der globale M&A-Marktanteil der Bank beträgt Thomson Reuters zufolge bei abgeschlossenen Transaktionen mittlerweile 34,3 Prozent. Der Abstand auf die Nummer zwei JP Morgan (731,6 Milliarden Dollar) ist beachtlich.

Für die Deutsche Bank lief es auch bei M&A-Deals nicht gut. Deutschlands größtes Geldinstitut findet sich Ende 2015 bei weltweit abgeschlossenen Transaktionen nur noch auf Platz 10 wider, nachdem es im vorangegangenen Jahr noch den achten Rang belegt hatte. Die Deutsche Bank kassierte mit 735 Millionen Dollar 14 Prozent weniger Gebühren als noch 2014. Das Gesamtvolumen der von der Deutschen Bank beratenen Deals betrug 364,3 Milliarden Dollar.

Ein wenig besser sieht es für die Deutsche Bank im heimischen Markt aus. Die Zahl der abgeschlossenen und begleiteten Deals, von denen einige auch bereits in den Vorjahren angekündigt worden sein können, war mit 28 Transaktionen zwar rückläufig (minus 9 Prozent), in diesem Bereich konnte die Bank aber bei einem begleiteten Deal-Volumen von 56,1 Milliarden Dollar die Spitzenposition knapp vor JP Morgan halten (54,1 Milliarden Dollar). Allein bei den 2015 angekündigten Deals hat JP Morgan die Deutsche Bank allerdings überholt. Die US-Investmentbank kommt auf begleitete Transaktionen im Gesamtwert von 43,7 Milliarden Dollar, während die Deutsche Bank 43 Milliarden erreichte.

ECM League Tables: BofA ML legt zu, JP Morgan gibt Spitze ab

Bei den begleiteten Eigenkapitaltransaktion hat weltweit wie im Jahr 2014 Goldman Sachs die Nase vorn. Das US-Investmenthaus kommt auf ein begleitetes Deal-Volumen von 71,8 Milliarden Dollar. Den Sprung in die Top 5 hat die Schweizer Großbank UBS geschafft, sie kommt von Rang 7 und begleitete 2015 Transaktionen im Gesamtwert von knapp 45 Milliarden Dollar.

Goldman Sachs konnte 2015 auch in der EMEA-Region den Spitzenplatz einnehmen und zog an JP Morgan vorbei. Goldman kam bei den begleiteten Eigenkapitaltransaktionen auf ein Volumen von 23,7 Milliarden Dollar. JP Morgan (22,8 Milliarden Dollar) rutschte auf Platz 3 ab und musste sich 2015 auch der Bank of America Merrill Lynch (23,4 Milliarden Dollar) geschlagen geben, die vom fünften Rang auf den zweiten vorgeprescht ist. Die Deutsche Bank fiel nach Platz 4 im Jahr 2014 im vergangenen Jahr auf die sechste Position (17,8 Milliarden Dollar). Insgesamt lag das Volumen für Eigenkapitaltransaktionen weltweit bei 276,3 Milliarden Dollar.

DCM League Tables: JP Morgan führt, Barclays rückt auf

Auf dem globalen Markt für Fremdkapitaltransaktionen hält 2015 weiterhin JP Morgan die Spitzenposition. Das begleitete Deal-Volumen der US-Bank in dem Bereich Debt lag bei etwas mehr als 395 Milliarden Dollar. Eingenommen hat JP Morgan so 1,7 Milliarden Dollar. Die britische Großbank Barclays hat sich indes von Platz 4 auf die zweite Position vorgeschoben (348,4 Milliarden Dollar) und erwirtschaftete so knapp 1,1 Milliarden Dollar.

Die Deutsche Bank ist bei dem Gesamtvolumen von Rang 2 auf die 5 gefallen (287,9 Milliarden Dollar) und rangiert auch hinter der BofA ML und Citibank. Ein Trostpflaster: Die Frankfurter nahmen mit 1,1 Milliarden Dollar ebenso viel ein wie Barclays. Das gesamte Industrievolumen ist 2015 um 13,4 Prozent zurückgegangen und lag bei 5,3 Billionen Euro.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.