Der Delbrücker Batteriehersteller Voltabox plant bereits seit geraumer Zeit den Börsengang für diesen Herbst. Nun hat das Tochterunternehmen des Automobilzulieferers Paragon die konkreten Eckdaten für den angestrebten IPO bekannt gegeben, und diese sind erstaunlich: Gelingt es dem bisherigen Eigentümer Paragon, die Preisspanne von 20 bis 24 Euro am Markt durchzusetzen, käme Voltabox auf eine Marktkapitalisierung von bis zu 350 Millionen Euro – und das bei einem Umsatz von gerade einmal etwa 14,5 Millionen Euro im Jahr 2016. Dies schlägt selbst die Erwartung kühner Analysten, die im Vorfeld eine Bewertung jenseits von 100 Millionen Euro für möglich gehalten haben.
Ganz offensichtlich macht sich das ostwestfälische Unternehmen den aktuellen Hype um die E-Mobilität zu Nutze und setzt darauf, dass sich daraus ein so steiler Aufwärtstrend ableiten lässt, dass die Umsatzzahlen massiv anziehen. Laut eigenen Angaben hat Voltabox seinen Umsatz seit der Unternehmensgründung jährlich fast verdoppelt – diese liegt allerdings erst drei Jahre zurück. Für 2019 hofft Voltabox-Chef Jürgen Pampel auf einen Anstieg in Richtung 100 Millionen Euro. Dabei stützt er sich auf das Orderbuch, das aktuell schon mit rund 805 Millionen Euro gefüllt sei.
Voltabox betreibt Geschäft primär mit der Old Economy
Doch lebt die positive Unternehmensentwicklung zum Großteil von den hohen Erwartungen an die Entwicklungen im Bereich der E-Mobilität und von der Überzeugung, dass Voltabox eine Pionierrolle in dieser Entwicklung einnehmen kann.
Bislang macht das Voltabox-Geschäft aber noch einen recht klassischen Eindruck: Voltabox entwickelt Batteriesysteme auf Basis der etablierten Lithium-Ionen-Technologie, der Technikexperten allerdings physikalische Grenzen attestieren, die eine dauerhafte Rolle als Stützpfeiler der E-Mobilität unwahrscheinlich erscheinen lassen. Bisherige Einsatzfelder der Voltabox-Produkte sind Gabelstapler, Oberleitungsbusse, Bergbaufahrzeuge und Hochleistungsmotorräder. Geld verdient Voltabox damit noch nicht: Im ersten Halbjahr fuhr der Mittelständler einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 0,7 Millionen Euro ein.
Paragon will nur wenige Voltabox-Aktien abgeben
Fast alle angebotenen 6,3 Millionen Aktien stammen aus einer Kapitalerhöhung. Paragon selbst wird nur maximal 500.000 Aktien verkaufen, dafür aber einen Teil des IPO-Erlöses kassieren: Voltabox will mit dem Geld unter anderem ein Gesellschafterdarlehen über 16 Millionen Euro zurückführen. Der Streubesitz soll nach dem IPO 40 Prozent erreichen, den Rest der Anteile würde dann Paragon kontrollieren.
Der Handelsstart für die Voltabox-Aktien ist für den 13. Oktober vorgesehen. Das Unternehmen strebt in den Prime Standard. Platziert werden die Aktien vom Bankhaus Lampe als Sole Global Coordinator und der Privatbank Hauck & Aufhäuser als Bookrunner.
Für Paragon ist der E-Mobility-Hype ein Glücksfall: 2009 stand der Autozulieferer noch mit dem Rücken zur Wand, der Aktienkurs fiel auf 1 Euro. Im Oktober 2009 musste das Unternehmen sogar Insolvenz anmelden.
IPO-Fantasie um Voltabox lässt Paragon-Aktie explodieren
Davon ist nun keine Rede mehr. Die IPO-Fantasie um Voltabox hat den Aktienkurs von Paragon explodieren lassen, das Papier notiert nur noch knapp unter der 90-Euro-Marke. Allein in den vergangenen zwölf Monaten hat die Paragon-Aktie um über 170 Prozent zugelegt, in den letzten 30 Tagen waren es fast 40 Prozent.
Dies alles erinnert an den Börsengang des Mittelständlers Aumann im Frühjahr. Auch dort prägte die E-Mobilität die Equity Story, und auch bei Aumann war die Bewertung exorbitant. Trotzdem konnte die Aktie seit dem Börsengang im März um rund 50 Prozent zulegen. Und auch dort profitierte der Großaktionär, die Industrieholding MBB. Deren Kursplus auf Zwölfmonatssicht: 180 Prozent.