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EZB kauft jetzt auch Unternehmensanleihen

EZB-Chef Mario Draghi greift massiv in die Domäne der CFOs ein.
EZB

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Geldpolitik noch weiter gelockert und greift damit in immer stärkerem Maße in die Domäne der CFOs ein. So wird die Notenbank im Zuge ihrer quantitativen Lockerung ab April auch Unternehmensanleihen außerhalb des Bankensektors erwerben. Offenbar kann sie nur so den Rahmen ihrer Anleihenkäufe von 60 auf 80 Milliarden Euro im Monat erhöhen.

Das Kaufprogramm läuft bis mindestens März nächsten Jahres. Den Corporate-Bond-Märkten, die keinen guten Jahresstart hatten, dürfte der unerwartete Markteintritt der EZB als Großinvestor zu einer Trendwende verhelfen. Bislang kauft die EZB nur Staatsanleihen, besicherte Bankanleihen (Covered Bonds) und Kreditverbriefungen (ABS-Papiere).

Gleichzeitig erhöht die EZB den negativen Einlagenzins, den Banken für die Anlage ihrer Reserven bei den Notenbanken des Eurosystems bezahlen müssen, von minus 0,3 auf minus 0,4 Prozent. Dies dürfte dazu führen, dass CFOs es bald wohl kaum mehr vermeiden können, beim Parken hoher Geldsummen bei ihren Banken oder am Geldmarkt Strafzinsen in Kauf zu nehmen.

Vor vier Wochen erst hatte die Commerzbank angekündigt, auch gegenüber mittelständischen Firmenkunden Strafzinsen zu erheben. Einige Banken tun dies bereits. Die HSBC hatte erklärt, die Lage zu beobachten und bei Bedarf nachzuziehen. Es ist damit zu rechnen, dass viele Banken spätestens jetzt Negativzinsen für Firmenkunden aufrufen werden.   

EZB greift Banken mit Milliarden unter die Arme

Zudem senkt die EZB ihren Leitzins von 0,05 auf 0 Prozent – und sie pumpt ein weiteres Mal dreistellige Milliardensummen in das Bankensystem. Um die Banken mit Zentralbankgeld zu versorgen, legt die EZB neue Langfristkredite mit einer Laufzeit von bis zu vier Jahren auf, so genannte TLTROs (auch bekannt als „Dicke Bertha“). Unter Umständen können die Zinsen für diese Kredite sogar negativ werden, sprich: Die EZB bezahlt die Banken dafür, wenn sie sich über die Zentralbanken finanzieren.

Den Banken winkt damit eine neuerliche Chance, über Arbitragegeschäfte Milliarden zu verdienen, indem sie sich bei der EZB günstig refinanzieren und diese Gelder zum Kauf von Staatsanleihen oder anderen höher verzinslichen Wertpapieren verwenden.

Andererseits könnte diese Maßnahme auch wieder die latenten Sorgen um die Stärke des europäischen Bankensystems verschärfen. Gesunde Banken sollten eigentlich keine Schwierigkeiten haben, sich am Kapitalmarkt oder am Interbankenmarkt zu finanzieren – vor allem in einem Umfeld einer derart lockeren Geldpolitik, wie sie die EZB verfolgt. Der Bundesverband deutscher Banken kritisiert die heute angekündigten Maßnahmen als "vollkommen unnötig".