Im Streit zwischen Großaktionär Freenet und seiner Beteiligung Sunrise über eine geplante, milliardenschwere Übernahme des Kabelnetzbetreiber UPC Schweiz verhärten sich die Fronten. Freenet stemmt sich nach wie vor gegen den Deal – und das, obwohl Sunrise dem Großaktionär in einem Punkt weit entgegengekommen ist.
Am gestrigen Montag hatte Sunrise mit einer deutlich geringeren Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Deals geworben. Statt der bisher angekündigten 4,1 Milliarden Franken – die Freenet wegen der hohen Verwässerung abgelehnt hatte – wollen die Schweizer jetzt nur noch 2,8 Milliarden Franken von ihren Eigentümern einsammeln. Zudem übernimmt Sunrise UPC-Darlehen und -Anleihen über 3,6 Milliarden Euro. Insgesamt wird die UPC bei dem Deal mit 6,3 Milliarden Schweizer Franken bewertet – eine Summe, an der sich Freenet, das knapp 25 Prozent an Sunrise hält, deutlich stört.
Trotz dieser „verbesserten Transaktionsstruktur“, die „ein Ergebnis einer konstruktiven Zusammenarbeit mit unseren Aktionären“ sei, wie Sunrise wirbt, bleibt Freenet hart: Das Unternehmen wird gegen die Kapitalerhöhung stimmen und empfiehlt allen Aktionären, es ihm gleichzutun.
Freenet: Transaktion führe zu „Wertverlust“
„Die Anpassung der Zielkapitalstruktur berücksichtigt nur oberflächlich die von Freenet genannten Forderungen sowie die grundlegenden strategischen Herausforderungen hinsichtlich der Transaktion. In ihrer Gesamtheit führt die Transaktion nach wie vor zu einem Wertverlust für alle bestehenden Sunrise Aktionäre“, so das Urteil.
Zum einen hält Freenet den Kaufpreis und die implizite Unternehmensbewertung für die UPC Schweiz für zu hoch. Zudem werde aus Sicht von Freenet ein Großteil der potenziellen Synergien im Vorfeld an UPC-Eigner Liberty Global gezahlt, während die Sunrise-Aktionäre die Umsetzungsrisiken tragen würden. Trotz der von Sunrise angekündigten höheren Synergieeffekte bleibe Freenet bezüglich „ihrer Erreichbarkeit insgesamt sehr skeptisch, da Dissynergien zu erwarten sind“.
Seitenhieb auf Sunrise-Nachbesserung
Auch „die Übernahme der UPC-Anleihen könne zu erheblichen Risiken für Sunrise und ihre Aktionäre führen“, heißt es weiter. Laut Sunrise werde sich der Verschuldungsgrad bezogen auf den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) durch die neue Finanzierungsstruktur auf etwa 3.6x erhöhen. Man habe eine klare Strategie zur Reduktion des Verschuldungsgrades, betont das Unternehmen.
FINANCE-Köpfe
Zudem liefert der Freenet-Vorstand auch einen Seitenhieb auf die nachgebesserten Finanzierung: „Die plötzliche Änderung der vorgeschlagenen Transaktionsfinanzierung wirft insofern die Frage auf, ob das Sunrise Management nach wie vor von der Transaktion und ihren Rahmenbedingungen überzeugt ist.“ Darüber hinaus hat Freenet strategische Einwände und zweifelt grundlegend die Bedeutung der Kabeltechnologie an.
Sunrise-CEO gibt sich kämpferisch
Damit verhärten sich die Fronten zwischen Freenet und Sunrise weiter: Vor wenigen Wochen erst warf Sunrise seinem Großaktionär einen Interessenskonflikt vor und schloss ihn aus den künftigen Beratungen aus. Auch darüber zeigt sich Freenet verstimmt: „Diese Vorgehensweise hat die Möglichkeit genommen, Lösungsansätze im besten Interesse von Sunrise sowie aller weiteren Stakeholder gemeinsam auszuarbeiten.“
Und mit seiner Kritik ist Freenet nicht alleine: Auch der aktivistische Investor AOC, der laut früheren Angaben weniger als 3 Prozent an Sunrise hält, bleibt hart: „AOC hält an der bisherigen Position fest und lehnt den Deal auch mit der neuen Finanzierungsstruktur ab“, zitiert Reuters den Investor.
So läuft alles auf einen Showdown auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 23. Oktober hinaus. Sunrise braucht eine einfache Mehrheit, um die Kapitalerhöhung durchzubekommen. CEO Olaf Swantee gibt sich jedenfalls betont kämpferisch: Seit Ankündigung der Transaktion habe man mehr als 200 Investoren getroffen und breite Unterstützung aufgrund der strategischen und industriellen Logik der Akquisition erhalten. „So, wie wir bei diesen Aktionären mit unseren Plänen aufgenommen wurden, bin ich mir sicher, dass wir uns die nötige Mehrheit an der außerordentlichen Generalversammlung sichern können“, zitiert ihn die Nachrichtenagentur Dpa.