Friedhelm Loh baut seinen Anteil an Klöckner & Co aus. Der Unternehmer hat über sein Investmentvehikel Swotec in den vergangenen Tagen Aktien im Gesamtwert von 4 Millionen Euro erworben, wie aus drei Directors-Dealings-Mitteilungen hervorgeht. Diese muss Loh in seiner Funktion als Klöckner-Aufsichtsrat veröffentlichen.
Mit den Käufen sichert sich der Großaktionär etwa 0,45 Prozent der Anteile an dem Duisburger Stahlhändler. Bislang hält Loh Unternehmensangaben zufolge 25,25 Prozent der Klöckner-Aktien. Die Zahlen stammen aus dem Februar 2016 – neuere gibt es nicht. Entsprechend unklar ist, wie viele Anteile Loh noch aufkaufen muss, um die 30-Prozent-Schwelle zu erreichen.
FINANCE-Köpfe
Erreicht er diese, müsste Loh den Klöckner-Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten –allerdings nur ein formelles zum Durchschnittskurs der zurückliegenden drei Monate. So könnte er die 30-Prozent-Schwelle überwinden, ohne allzu vielen Mitaktionären deren Papiere abkaufen zu müssen. Dann wäre theoretisch der Weg zum Erwerb einer Kontrollmehrheit frei.
Loh pirscht sich bei Klöckner an
Es wäre nicht das erste Mal, dass der gewiefte Unternehmer die Kursschwäche des Stahlkonzerns nutzt, um seinen Einfluss auf Europas größten Stahlhändler sukzessive auszuweiten: Seine aktuelle Sperrminorität erwarb Loh ebenfalls innerhalb weniger Monate am freien Markt. Von Juni 2015 bis Februar 2016 kaufte der Investor nach und nach Klöckner-Aktien auf.
Das Anpirschen zwischen den Meldeschwellen ist für Loh dieses Mal allerdings etwas schwieriger: Schließlich muss der 71-Jährige als Aufsichtsrat des SDax-Konzerns nun Aktienkäufe melden.
Klöckner kann Aktionäre nicht überzeugen
Fakt ist: Loh hat sich erneut einen günstigen Zeitpunkt ausgesucht, um Klöckner-Aktien zu kaufen. Der Kurs der Duisburger sank im Laufe dieses Jahres um 16 Prozent und liegt derzeit bei 8,80 Euro. Die Marktkapitalisierung fiel mit derzeit 880 Millionen Euro unter die Milliardengrenze.
Klöckner enttäuscht den Kapitalmarkt
Bergab geht es vor allem seit Juni. Dabei profitiert das Unternehmen von der protektionistischen US-Handelspolitik: Durch die Strafzölle auf Stahlimporte steigen die Preise in dem wichtigen Absatzmarkt, was dem Stahlhändler im zweiten Quartal satte Windfall-Profits bescherte.
Das operative Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) fiel mit 82 Millionen Euro deutlich höher aus als erwartet. CFO Marcus Ketter hatte dem Kapitalmarkt zuvor eine Spanne von 65 und 75 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Den Kapitalmarkt beeindruckte das beste Quartalsergebnis seit sieben Jahren allerdings kaum.
Digitalisierung steht bei Klöckner im Fokus
Bei den Duisburgern ist derzeit einiges in Bewegung. Vor allem treibt das Management die digitale Transformation des Stahlhändlers voran. „Kein Stahlunternehmen digitalisiert wie wir“, erklärte CFO Ketter im Mai selbstbewusst im Interview mit FINANCE. Das SDax-Unternehmen erzielt inzwischen ein Fünftel seiner Erlöse über Online-Shops, ist damit aber noch längst nicht am Ziel. Mittelfristig sollen es über 50 Prozent werden. Neben den eigenen Absatzkanälen baut Klöckner & Co auch eine offene Industrieplattform, an der nun Venture-Capital-Investoren beteiligt werden sollen.
Parallel dazu signalisiert Klöckner seit Monaten Interesse am Werkstoffhandel von Thyssenkrupp. Sofern der Dax-Konzern die Sparte Material Services zum Verkauf stellen würde, werde man sich das anschauen, sagte CEO Gisbert Rühl im Juli.