Die HSBC hat ein neues Produkt im Firmenkundengeschäft lanciert und nutzt dabei die Ankündigung der Bafin aus dem Mai, dass Kreditfonds in Deutschland von nun an Kredite auf eigene Rechnung vergeben dürfen. Der von der HSBC gemanagte Fonds „Direct Lending Basket I“ wird ausschließlich von institutionellen Investoren wie Versicherern, Pensionskassen und Family Offices gespeist. Nach eigenen Angaben hat der Fonds bereits Kapitalzusagen in Höhe von 480 Millionen Euro. Das Closing ist für September oder Oktober angesetzt, weshalb sich die Summe noch auf rund 500 Millionen Euro erhöhen könnte.
Das Produkt funktioniert im Prinzip wie ein Mini-Dachfonds, da er die Investorengelder zu gleichen Teilen an zwei in London sitzende Kreditfonds weiterreicht. Diese wiederum dürfen in Deutschland seit März Kredite auf eigene Rechnung vergeben, ohne vorher eine Fronting-Bank zur Platzierung einschalten zu müssen. Abnehmer der Kredite sollen europäische Mittelständler sein, die keinen effizienten Zugang zum High-Yield- oder zum Syndicated-Loan-Markt haben. Anbieten wollen die Kreditfonds nach Aussage des HSBC-Bankers Patrick Suchy vor allem vorrangige Kredite und Unitranche-Finanzierungen, die in erster Linie der Finanzierung von M&A-Akquisitionen dienen.
HSBC hat auf Kreditvergabe keinen Einfluss
An welche Unternehmen die beiden Londoner Debt-Fonds die Kredite ausreichen, darauf hat die HSBC keinen Einfluss. Ebenso wenig wird die HSBC Teile der Kredite auf die eigenen Bücher nehmen. Ergo muss die HSBC für das Projekt auch kein Eigenkapital zurücklegen. Ihren Investoren stellt die HSBC hohe einstellige Renditen in Aussicht, was für vorrangiges Fremdkapital mit Nuancen von Mezzanine (als Teil der Unitranche-Deals) ein Wort ist. Dafür kassiert die HSBC eine laufende Gebühr ein.
HSBC-Manager Suchy betonte gegenüber FINANCE zudem die rechtliche Selbständigkeit des Direct Lending Baskets, wodurch die HSBC für etwaige Ausfälle der Kreditnehmer nicht hafte und Interessenskonflikte mit dem eigenen Kreditgeschäft der HSBC vermieden werden sollen. Auch in die operative Verwaltung der Kreditengagements ist die HSBC laut Suchy nicht eingebunden. Dies übernehmen laut Suchy die Investment-Manager der beiden Kreditfonds.
HSBC: Kreditfonds folgen den Vorgaben der Bafin
Das Geschäft der Kreditfonds in Deutschland befindet sich aktuell an der Schwelle zum Durchbruch. Auf der einen Seite haben sie das klare „Ja“ der Bafin zur eigenen Kreditvergabe. Auf der anderen Seite haben die Aufseher bereits neue regulatorische Maßnahmen in Aussicht gestellt, weshalb sie den Kreditfonds einige „Ratschläge“ mit auf den Weg gegeben haben. So sollen sie beispielsweise keine Kredite an Privatpersonen vergeben und den Einsatz von Leverage auf Fondsebene vermeiden oder zumindest begrenzen. Beide Punkte hält das HSBC-Produkt ein: Laut Suchy sind sowohl der HSBC-Korb als auch die beiden Zielfonds durch die Investorengelder zu 100 Prozent mit Eigenkapital gespeist, und es werde auch kein Leverage eingesetzt.
Auch einem weiteren Besorgnispunkt der Bafin begegnet die HSBC: Deren Angaben zufolge betreiben die Zielfonds keine Fristentransformation: „Der Fonds hat eine Laufzeit von 10 Jahren, während die einzelnen Unternehmenskredite zwischen 5 und 7 Jahren laufen“, erläutert Suchy. Meistens würden Übernahmefinanzierungen dieser Art aber ohnehin nach zwei Jahren abgelöst. Die HSBC sieht beim Direct Lending großes Zukunftspotential, Patrick Suchy kündigt bereits Nachfolgefonds an: „Wir rechnen mit einer Fortsetzung der HSBC-Produktpalette in dieser attraktiven Assetklasse“, sagte der Banker gegenüber FINANCE.