Nach einem verhaltenen Start an der New Yorker Börse im Oktober vergangenen Jahres mit 49 Euro (46 US-Dollar) pro Aktie befindet sich die Birkenstock-Aktie derzeit auf einem Höhenflug. Am gestrigen Montag lag sie bei einem Rekordpreis von 57 Euro. Ein guter Zeitpunkt also, um sich von Birk-Wertpapieren zu trennen.
Dieser Logik folgen der Private-Equity-Investor L Catterton und andere Aktionäre. Der Mehrheitsaktionär verkauft 9,88 Millionen seiner Aktien an institutionelle Investoren und reduziert damit seine Beteiligung von 81 auf 73,2 Prozent. Der Erlös für den Finanzinvestor beträgt damit gemessen am gestrigen Schlusskurs rund 560 Millionen Euro.
Birkenstock-Aktienpaket ist 800 Millionen Euro schwer
Erweitert wird das Angebot von L Catterton durch 4,12 Millionen Birk-Aktien aus den Reihen der Birkenstock-Führungskräfte und Mitarbeiter. Die Nettoerlöse aus diesen Aktienverkäufen sollen in erster Linie dazu dienen, die Steuern auf die Belegschaftsaktien zu zahlen.
Insgesamt 14 Millionen Birkenstock-Aktien kommen so in Umlauf, das Gesamtvolumen liegt damit gemessen am gestrigen Schlusskurs des Papiers bei umgerechnet knapp 800 Millionen Euro. Als Joint Lead Bookrunner fungieren die US-Banken Goldman Sachs und JP Morgan. Diese haben die Option, in den folgenden 30 Tagen weitere 2,1 Millionen Aktien aus dem Bestand von L Catterton zu veräußern.
L Catterton und Birkenstock wollen Partner bleiben
L Catterton hatte Birkenstock im Oktober 2023 an die Börse gebracht. Das Börsendebüt war verhalten, denn Birkenstock gelang es damals nicht, die Preisspanne komplett auszuschöpfen.
Mittlerweile konnte Birkenstock die Anleger aber überzeugen, unter anderem mit einem sehr guten Geschäftsjahr 2023: Der Umsatz stieg im Vorjahresvergleich um 20 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden US-Dollar, der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) betrug 483 Millionen Dollar, was einem Plus von 11 Prozent entspricht. Die Ebitda-Marge belief sich entsprechend auf enorme 32,4 Prozent (plus 260 Basispunkte im Vorjahresvergleich). Der operative Cashflow verdoppelte sich auf 359 Millionen Euro – und mit 3,1x Ebitda ist Birkenstock für ein Private-Equity-Investment gering verschuldet.
Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass L Catterton in der näheren Zukunft weiter von Birkenstocks Wachstum profitieren will. „Wir bleiben Birkenstock sehr verbunden und sind weiterhin langfristige Partner“, betont L-Catterton-Chef Michael Chu. Auch Birkenstock-CEO Oliver Reichert betont, dass L Catterton ein „wichtiger strategischer Wachstumspartner“ bleibe. Das geplante Secondary Offering biete „eine Gelegenheit, unsere Investorenbasis weiter zu verbreitern und die Liquidität unserer Aktie zu erhöhen“. Hinter L Catterton stehen der Luxusmodekonzern LVMH und der französische Milliardär Bernard Arnault.
Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.
