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PE-Investor BC Partners prüft Exit bei Aenova

Aenova stellt Medikamente für Pharmakonzerne her.
Aenova

Der Private-Equity-Investor BC Partners will beim Starnberger Pharma-Zulieferer Aenova aussteigen. „Ein Börsengang wäre für uns das ideale Exit-Szenario“, sagte Stefan Zuschke, Deutschland-Chef des PE-Investors, zu FINANCE. Der Ausstieg soll ab 2017 erfolgen. Angesichts des aktuell extrem regen IPO-Geschäfts und M&A-Markts erscheint aber auch ein früherer Exit denkbar.

Aenova ist ein Zulieferer der Pharmaindustrie. Die Starnberger stellen Medikamente in Auftragsarbeit her – vom Einkauf der Inhaltsstoffe bis zur Lieferung der Ware an Konzerne wie Bayer oder Generikahersteller wie Ratiopharm. Auf manche Pharmazeutika hat Aenova selbst die Rechte, diese gibt das Unternehmen den Markenherstellern gegen Bezahlung frei.

BC Partners hat Aenova zum Milliardenkonzern gemacht

Das Unternehmen hat 600 Kunden, so CEO Heiner Hoppmann im Gespräch mit FINANCE. Darunter seien sowohl alle großen Pharmakonzerne wie Bayer, Novartis oder Pfizer als auch die Hersteller von Nachahmerprodukten  wie Ratiopharm oder Stada.

Für das laufende Jahr plant Aenova mit einem Umsatz von 750 Millionen Euro. Das wäre ein gewaltiger Sprung in wenigen Jahren, 2012 erwirtschaftete Aenova noch 269 Millionen Euro. Auch den Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) konnte das Unternehmen seit 2008 stetig steigern, so Hoppmann. Laut der Nachrichtenagentur Reuters lag das Ebitda im Jahr 2013 bei 90 Millionen Euro, im laufenden Jahr dürfte es deutlich mehr werden. Damit hat BC Partners Aenova seit der Übernahme im Jahr 2012 zu einem Milliardenkonzern ausgebaut, der beim Exit mit 1 bis 2 Milliarden Euro bewertet werden dürfte.  

M&A-Deals haben die Gewinnmarge verwässert

Dies geschah vor allem durch Zukäufe: Seit dem Einstieg von BC Partners hat Aenova mehrere Wettbewerber hinzugekauft und tritt damit als Marktkonsolidierer auf. Eine ähnliche Strategie verfolgt BC Partners bei der Laborkette Synlab, die dank zahlreicher Zukäufe ebenfalls zu einem klaren Börsenaspiranten geworden ist.

Einzig bei der Gewinnmarge musste Aenova durch die großen Zukäufe eine „gewisse Verwässerung“ hinnehmen, wie CEO Hoppmann einräumt. Mittelfristig wolle man aber wieder auf ein Ebitda von mindestens 18 Prozent des Umsatzes kommen.

Mit 20 Standorten weltweit ist Aenova „wahrscheinlich der größte deutsche Pharmahersteller“, glaubt Hoppmann, der nur bedauert, „dass das leider keiner weiß“. Der Grund: Aenova verkauft nicht an Endkunden. Die Markenbekanntheit geht gegen Null, obwohl Aenova der größte Pharmazulieferer Europas ist und damit einer der berühmten Hidden Champions im deutschen Mittelstand. 

Kauf von Haupt Pharma hat Aenova groß gemacht

Der Markt ist lukrativ, das Geschäft der Pharmazulieferer wächst. Gleichzeitig gibt es einen Trend zur Konsolidierung: Größere Anbieter profitieren von Skaleneffekten  im Einkauf und im Vertrieb. Außerdem können sie zuverlässiger liefern und ihre Fertigung auf mehrere Werke verteilen, was das Risiko reduziert.

Diesen Trend hat BC Partners genutzt und Aenova ausgebaut, seit der Investor das Unternehmen 2012 für kolportierte 500 Millionen Euro von Bridgepoint – ebenfalls ein PE-Haus – gekauft hat. Zwei große Zukäufe waren die Temmler-Werke 2012 und Haupt Pharma 2013, dazu kamen zahlreiche kleinere.

Mindestens 10x Ebitda für Aenova?

Vor allem mit den großen Zukäufen hat Aenova die Produktpalette verbreitert: Temmler ist auf so genannte halbfeste Medikamente wie Salben und nichtsterile Lösungen wie Tropfen spezialisiert und hatte vor der Übernahme einen Umsatz von 170 Millionen Euro. Haupt ist ein Nischenanbieter für Krebsmedikamente und Hormone, der Umsatz lag vor dem Kauf bei 282 Millionen Euro.

Sofern auf der Zielgeraden nicht noch etwas gravierend schief läuft, dürfte sich das Investment für BC Partners gelohnt haben, wie ein Quervergleich zeigt. Anfang 2014 ist der schwedische Pharmahersteller Recipharm an die Börse gegangen und dabei mit umgerechnet mit 303 Millionen Euro bewertet worden. Dies entsprach einem Ebitda-Multiple von rund 10. Seitdem sind die Unternehmensbewertungen eher noch gestiegen, und Aenova könnte als europäischer Marktführer durchaus ein Premium für sich reklamieren. Sehen das auch die Investoren so,  dürfte BC Partners mit dem Deal höchst zufrieden sein – und nicht nur BC Partners. Sowohl CEO Hoppmann als auch CFO Frank Elsen halten Minderheitsbeteiligungen an Aenova und wollen auuch nach einem IPO an Bord bleiben, sagte Hoppmann.

Aenova ist nicht das einzige größere Healthcare-Unternehmen, das derzeit ins Schaufenster gestellt wird. Insgesamt ist die Aktivität von PE-Investoren in diesem Sektor zur Zeit sehr hoch. Gleichzeitig sind die offensichtlichsten Möglichkeiten, dort Geld zu verdienen, ausgeschöpft. Darum greifen die Private-Equity-Häuser vermehrt zu Buy-and-Build-Strategien, wie sie BC Partners bei Aenova und Synlab verfolgt.

florian.bamberg[at]finance-magazin.de