Es war der sprichwörtlich gewordene Private-Equity-Case, mit dem Franz Müntefering die Heuschrecken-Debatte begründete: Seit fast zehn Jahren ist der Badarmaturenhersteller Grohe inzwischen in der Hand von PE-Investoren. Seit einigen Monaten bereiten der PE-Investor TPG und die Private-Equity-Sparte der Credit Suisse nun den Exit vor. Im Rahmen eines Dual-Track-Verfahrens hatten sie sowohl einen IPO als auch einen Verkauf an einen Strategen in Betracht gezogen. Ein M&A-Deal scheint derzeit die wahrscheinlichere Variante: Marktgerüchten zufolge soll es weit fortgeschrittene Gespräche mit dem japanischen Unternehmen Lixil geben, einem Hersteller von Gebäudetechnik.
Grohe würde demnach mit rund 3 Milliarden Euro bewertet, es wäre der größte Zukauf eines japanischen Unternehmens in Deutschland. Bislang waren M&A-Deals japanischer Unternehmen mit Deutschland eher im kleinen Segment vorzufinden. Auch der Schweizer Konkurrent Geberit soll ein Gebot für Grohe abgegeben haben.
Bastei im IPO-Segment allein auf weiter Flur
Den Ausweg über einen IPO wollen sich die PE-Investoren Berichten zufolge bei Grohe zwar offen halten, jedoch erscheint ein Verkauf derzeit wahrscheinlicher. Immerhin ist das Umfeld für Börsengänge mau – und auch der bislang größte Private-Equity-Deal dieses Jahres bei Springer Sciences ging am Ende als Private-to-Private-Deal über die Bühne. Im größeren Segment wagte sich gestern Abend zumindest der Autobauer Chrysler mit einem Börsenprospekt vor. Im deutschen Mid-Cap-Segment aber ist die IPO-Pipeline mau.
Einziger aktueller Kandidat ist FINANCE-Informationen zufolge der Kölner Verlag Bastei Lübbe, der den Gang an die Frankfurter Börse anstrebt. CEO & CFO Thomas Schierack schätzt das Börsenumfeld als durchaus gut ein und kann die Zurückhaltung der Wettbewerber nicht ganz nachvollziehen, wie er im Gespräch mit FINANCE-TV verraten hat: „Wenn nicht jetzt, wann dann“, kommentiert Schierack seinen Blick auf die stabilen Kapitalmärkte des Jahres 2013. „Das hat sich seit Jahresanfang, als wir die Entscheidung getroffen haben, nicht wesentlich verändert.“ Durch eine Kapitalerhöhung über 33 Prozent der Stammaktien und eine Greenshoe-Option über zwei Millionen Aktien will der familiengeführte Verlag bis zu 58,3 Millionen Euro für 5,3 Millionen Euro Aktien einsammeln.
Weitere Kandidaten sind allerdings zurzeit im Mid-Market-Segment nicht in Sicht. Die Gespräche bei Grohe sollen bereits fortgeschritten sein, eine Klärung der Lage ist damit bald zu erwarten. Sollte ein M&A-Deal doch noch scheitern, wäre Grohe ein IPO-Kandidat für den Herbst – wenn auch vielleicht ein eher unfreiwilliger.