IPO-Pläne an der Isar: Das Medienhaus Pro Sieben Sat.1 will im übernächsten Jahr sein Online-Dating-Geschäft an die Börse bringen, danach aber weiterhin die Mehrheit behalten. Das sagte Vorstandssprecher und CFORainer Beaujean am heutigen Montag in einer Telefon Pressekonferenz.
Das neue Einhorn mit einem geschätzten Unternehmenswert von etwa 1,2 Milliarden Euro ist das Produkt einer Buy and Build-Strategie, die der MDax-Konzern gemeinsam mit dem US-Finanzinvestor General Atlantic verfolgt. Entstanden aus der Übernahme der Mutter von „Elite Partner“ und „Parship“, kaufte das gemeinsame Joint Venture Nucom im März für 500 Millionen US-Dollar den US-Anbieter The Meet Group. Die Amerikaner sind in Deutschland über das Singleportal Lovoo nur marginal präsent, unterhalten aber einige reichweitenstarke Dating-Apps in den Vereinigten Staaten.
Die drei Partnersucheplattformen fusionierten Pro Sieben und General Atlantic zur ParshipMeet Group. „Durch die Kombination dieser komplementären Unternehmen schaffen wir einen führenden globalen Player im Online-Dating-Markt“, freute sich damals Pro Sieben-Chef Beaujean. Es war eine der wenigen positiven Nachrichten, die der corona-gebeutelte Medienkonzern im bisherigen Jahresverlauf vermelden konnte.
Pro Sieben dürfte bei IPO nichts versilbern
Beaujeans heutige Aussagen sind insofern interessant, als dass sie einen Ausblick auf die designierte Deal-Struktur des geplanten Börsengangs geben. Aktuellen Unternehmensangaben zufolge hält Pro Sieben einen Anteil von 53 Prozent an der ParshipMeet Group, General Atlantic 43 Prozent. Der Rest liegt beim Management der Dating-Plattform.
Nimmt man Beaujean beim Wort, würde das bedeuten, dass beim IPO ausschließlich Anteile von General Atlantic in den Handel kommen dürften. Gäbe es parallel dazu auch eine Kapitalerhöhung für die ParshipMeet Group, müsste sich Pro Sieben Sat.1 praktisch pro rata an dieser beteiligen, um zu verhindern, dass der eigene Anteil unter die 50-Prozent-Schwelle verwässert wird.
Dabei sorgte der US-Deal bereits für einen Anstieg der Verschuldung: Der Zukauf belastete die Bilanz von Pro Sieben mit 209 Millionen Euro und erhöhte den Leverage weiter. Laut Expertenschätzungen dürfte sich dieser im laufenden Jahr auf 3,6x Ebitda erhöhen. Für das Geschäftsjahr 2019 wies der Medienkonzern noch einen Verschuldungsgrad von knapp 2,6x Ebitda aus.
FINANCE-Köpfe
Mit Blick auf die Beteiligungstochter Nucom zeigt sich Beaujean zuversichtlich, „noch mehr wertvolle Unternehmen im Portfolio“ zu haben. Derzeit plane man zwar keine weiteren Auslagerungen im Stile der ParshipMeet Group, aber Verkäufe schließt der Konzernchef explizit nicht aus. Prinzipiell zur Disposition stehen sämtliche Nucom-Beteiligungen, die nicht auf das Kerngeschäft „Entertainment“ einzahlen.