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Ratings im Dax: Auf diese Agenturen setzen CFOs

Der Chemiekonzern BASF war das zweite Dax-Mandat für die Ratingagentur Scope.
BASF SE

In die deutsche Ratinglandschaft kommt Bewegung. Mit den Mandaten von Linde und BASF hat die Berliner Ratingagentur Scope das Dax-Oligopol der Angelsachsen geknackt. In den deutschen Finanzabteilungen wird die Offensive von Scope genau beobachtet. „Wettbewerb belebt das Geschäft“, freut sich der Treasury-Chef eines Dax-Konzerns gegenüber FINANCE. Ein Kollege aus einem anderen deutschen Blue-Chip-Unternehmen ist dagegen skeptischer: „Mehr als ein Achtungserfolg ist das Linde- und BASF-Rating noch nicht, zumal Scope sich mit aggressiven Konditionen in den Markt einkauft.“

Scope-Chef Torsten Hinrichs lässt sich davon nicht beirren. Vier bis fünf Dax-Ratings sollen in diesem Jahr noch folgen, kündigt der ehemalige S&P-Deutschlandchef an. Gelingt dies, würden die Berliner nah an Fitch heranrücken: Die kleinste der drei großen US-Ratingagenturen bewertet aktuell elf Unternehmen aus der ersten deutschen Börsenliga. Das ergibt eine Auswertung von FINANCE, für die die auf den Investor-Relations-Seiten veröffentlichten Ratings der Dax-30-Unternehmen untersucht worden sind. Berücksichtigt wurden ausschließlich Emittentenratings.  Bonitätseinschätzungen für einzelne Finanzierungstransaktionen flossen nicht mit in die Bewertung ein.

S&P ratet 25 Dax-Konzerne, Moody’s folgt mit 24

An S&P führt demnach für Dax-Konzerne kaum ein Weg vorbei: 25 Unternehmen aus der ersten deutschen Börsenliga haben sich von der US-Ratingagentur eine Bonitätsbewertung eingeholt. Lediglich HeidelbergCement-CFO Lorenz Näger und der kurz vor dem Wechsel stehende Deutsche-Post-CFO Larry Rosen setzen ausschließlich auf andere Anbieter. Adidas, Beiersdorf und Dax-Neuling ProSiebenSat1 haben dagegen gar kein externes Rating eingeholt. Beiersdorf besorgt sich kein Fremdkapital über den Kapitalmarkt. Der Sportartikelhersteller und der Medienkonzern haben dagegen in der Vergangenheit ungeratete Anleihen am Markt platziert.

Ganz knapp hinter S&P folgt Moody’s mit 24 Emittentenratings. Neben den drei ungeraten Blue-Chip-Unternehmen verzichten auch die Deutsche Börse, Infineon und Vonovia auf ein Konzernrating von Moody’s. Die kanadische Ratingagentur DBRS kann mit Daimler und der Deutschen Bank zwei Dax-Mandate vorweisen, ebenso wie Scope.

Die meisten Dax-CFOs setzen auf zwei externe Ratings

Die Zahl der Dax-Konzerne, die ihren Investoren gleich drei Bonitätseinschätzungen zur Verfügung stellen, liegt derzeit bei neun. Die Deutsche Bank, Daimler und Münchener Rück – die noch den Versicherungsrating-Spezialisten AM Best nutzt – verfügen gar über vier Ratings. Die relative Mehrheit – zwölf Dax-Finanzchefs – begnügt sich mit zwei Ratings.

Für Linde und BASF war die Einstufung durch Scope jeweils Rating Nummer drei. Dies legt den Schluss nahe, dass eine Bonitätsbewertung durch die Berliner Agentur die Ratings der etablierten Player ergänzt und nicht ersetzt. „Scope dürfte das dritte Rad am Wagen bleiben“, meint einer der Dax-Treasurer. Das gelte insbesondere deshalb, weil Unternehmen, die am US-Bondmarkt tätig sind, nicht auf ein Rating von S&P, Moody’s oder Fitch verzichten können.

Auch am Euro-Markt steht Scope vor Hindernissen: Bislang akzeptiert die Europäische Zentralbank die Scope-Ratings nicht – was die Berlinern massiv stört. Wertpapiere, die Banken als Pfand bei der EZB einreichen können, müssen von S&P, Moody’s, Fitch oder DBRS geratet sein. Für das Corporate-Bond-Kaufprogramm der Notenbank kommen ebenfalls nur von diesen Agenturen geratete Papiere in Frage. Europa selbst muss also erst einmal die Rahmenbedingungen für eine große europäische Agentur schaffen. Aus eigener Kraft befürchtet Scope, noch mehrere Jahre zu brauchen, bis der Qualitätsstempel der EZB in Reichweite kommt.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

FINANCE hat die Ratings in der ersten deutschen Börsenliga unter die Lupe genommen: Wie viele Ratings haben Dax-CFOs im Schnitt eingeholt und welche Agentur hat die Nase vorne? Berücksichtigt wurden dabei ausschließlich Konzernratings, Bonitätseinschätzungen für einzelne Finanzierungstransaktionen flossen nicht mit in die Bewertung ein. Quelle sind die Investor-Relations-Seiten der Unternehmen.