Der baden-württembergische Flugtaxi-Pionier Volocopter hat im Rahmen einer Series-C-Finanzierungsrunde 50 Millionen Euro eingenommen. Neben neuen und bestehenden Investoren aus Europa, Amerika und Asien wurde die Runde von dem chinesischen Autokonzern Geely angeführt. Das frische Kapital braucht CFO René Griemens, um den „kommerziellen Markteintritt in den nächsten drei Jahren“ zu finanzieren, wie Volocopter schreibt.

Volocopter
Volocopter erhält Finanzspritze aus China
In früheren Finanzierungsrunden hatte das Technologie-Unternehmen aus Bruchsal in der Nähe von Karlsruhe bereits 35 Millionen Euro eingesammelt. Die Summe des investierten Kapitals erhöht sich somit nun auf 85 Millionen Euro, und die Investorengemeinde ist durchaus hochkarätig: Schon seit 2017 ist Daimler mit gut 10 Prozent strategischer Investor, daneben hält die deutsche Tochter des US-Halbleiterherstellers Intel Firmenanteile in Höhe von 8,5 Prozent.
Die beiden Gründer Stephan Wolf und Alexander Zosel, die bereits seit acht Jahren an ihrer Version neuer urbaner Mobilität arbeiten, bleiben auch nach der neuen Finanzierungsrunde noch gemeinsam die größten Anteilseigner der Firma.
Daimler begrüßt Geely-Einstieg bei Volocopter
Durch die Finanzspritze der Chinesen erweitern Geely und Daimler ihre Partnerschaft nun auch in den Flugbereich. Beide Konzerne haben schon eine strategische Partnerschaft für den Kleinwagen „Smart“ geschlossen, nachdem Geely-Gründer und CEO Li Shufu sich im vergangenen Jahr zum größten Daimler-Aktionär aufgeschwungen hatte – der Multimilliardär hält knapp 10 Prozent.
Daimler-Chef Ola Källenius zeigte sich erfreut über den Einstieg des chinesischen Partners bei Volocopter – wohl auch, weil Geely in diesem Zukunftsmarkt schon Erfahrungen gesammelt hat: 2017 stiegen die Chinesen bereits bei dem Flugtaxi-Entwickler Terrafugia ein, der mit einem anderen Ansatz als Volocopter Passagiere durch die Lüfte transportieren will.
Volocopter plant schon nächste Finanzierungsrunde
Volocopter-CFO Griemens darf sogar auf noch mehr frische Mittel hoffen, denn die Kapitalsuche der Bruchsaler ist noch nicht beendet. Sie bereiten bereits ein zweites Closing der Series-C-Finanzierungsrunde vor. Dafür verhandelt Volocopter nicht nur mit strategischen, sondern auch mit reinen Finanzinvestoren. Neue Mobilitätskonzepte stehen bei der Private-Equity-Branche derzeit hoch im Kurs: Beispielsweise pumpte eine Gruppe um Permira Mitte Juli eine halbe Milliarde Euro in den Busanbieter Flixmobility, wo auch schon General Atlantic engagiert ist.
Das frische Geld will Volocopter in den Zertifizierungsprozess des Fluggefährts VoloCity mit der europäischen Luftfahrtbehörde EASA stecken. Das jüngste Modell bietet Platz für zwei Passagiere samt Handgepäck und soll mit seinen 18 Rotoren eine Reichweite von 35 Kilometern bei einer maximalen Fluggeschwindigkeit von 110 Stundenkilometern erreichen. Mit VoloCity will das Tech-Start-up den Marktstart wagen. Geplant ist, im Oktober einen ersten „Voloport“ in Singapur zu eröffnen – eine Demonstrationsanlage inklusive Prototypen, Lade- und Passagierinfrastruktur.
martin.barwitzki[at]finance-magazin.de