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B. Braun sorgt mit Schuldschein für Furore

Ein Familienunternehmen setzt neue Standards: B. Braun hat sich besonders günstig am Schuldscheinmarkt finanziert.
B. Braun Melsungen AG

Das Familienunternehmen B. Braun hat einen Schuldschein über 400 Millionen Euro platziert. Ursprünglich waren nur 150 Millionen Euro geplant. Doch die deutliche Aufstockung ist nicht das Besondere an der neuen Finanzierung, sondern der Preis.

Laut einem Bericht der Finanznachrichtenplattform „Global Capital“ war die Transaktion in drei Tranchen mit Laufzeiten von sechs, acht und zehn Jahren aufgeteilt. Die kürzeste Tranche wurde dem Bericht zufolge bei einer Preisspanne von 50 bis 60 Basispunkten über dem Referenzzins (Euribor oder Midswap) vermarktet. Bei den anderen Tranchen lagen die Korridore bei 65 bis 75 und 75 bis 85 Basispunkten.

B. Braun mit besten Konditionen eines ungerateten Mittelständlers

Die finalen Konditionen der Transaktion sind nicht offiziell bekannt, B. Braun wollte sich gegenüber FINANCE dazu nicht äußern. Doch die festgesteckten Preisspannen liegen deutlich unter dem sonst üblichen Niveau. „Es ist das aggressivste Pricing, das wir bisher bei einem ungerateten Unternehmen aus dem gehobenen Mittelstand gesehen haben“, kommentierte ein Marktexperte gegenüber FINANCE.

Bislang habe die Untergrenze für vergleichbare ungeratete Emittenten bei einer fünfjährigen Transaktion bei etwa 60 Basispunkten gelegen, so der Experte. B. Braun könnte diesen magischen Schwellwert sogar mit der um ein Jahr längeren Tranche unterschritten haben, wenn sie am unteren Ende der Preisspanne platziert wurde. Hätte der Medizintechnikhersteller aus Nordhessen eine fünfjährige Tranche platziert, so hätte die Preisspanne dort in jedem Fall deutlich unterhalb des bisherigen Marktstandards gelegen.

Pricing-Tiefpunkt am Schuldscheinmarkt erreicht?

Die extrem niedrigen Konditionen des Braun-Schuldscheins werfen die Frage auf, wie viel Luft für ein weiteres Absinken der Preise noch vorhanden ist. Am Bondmarkt hat sich das weitere Absinken der Konditionen zumindest verlangsamt. Gegenüber „Global Capital“ äußerten einige Experten die Vermutung, dass nun auch beim Schuldscheinmarkt der Tiefpunkt erreicht sein könnte.

Jetzt schon den tatsächlichen Wendepunkt auszurufen, dürfte allerdings verfrüht sein, denn die Zinswende in Europa lässt nach wie vor auf sich warten. Selbst in den USA, wo die Notenbank den Leitzins schon mehrmals wieder erhöht hat, gingen die Kapitalmarktzinsen in den vergangenen Monaten zurück.

Für leicht ansteigende Preise könnte aber trotzdem die Europäische Zentralbank sorgen, auch ohne eine Zinserhöhung. Wenn die EZB sich als Großinvestor im nächsten Jahr aus dem Corporate-Bond-Markt zurückzieht, könnten dort die Konditionen wieder etwas anziehen. Über kurz oder lang dürfte dies auch auf den Schuldscheinmarkt ausstrahlen.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

Über neue Transaktionen und die jüngsten Highlights infomiert Sie unsere Themenseite zum Schuldschein.

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.