Dem Baukonzern Porr ist das Debüt am Schuldscheinmarkt geglückt: Die Österreicher haben erstmals ein Schuldscheindarlehen in einer Gesamthöhe von 185,5 Millionen Euro platziert. Damit reiht sich Porr ein in eine lange Reihe umfangreicher Schuldscheinemissionen, die dem Schuldscheinmarkt in den vergangenen Monaten zu einem lange nicht gesehenen Boom verholfen haben.
Die Porr-Emission besteht aus vier Tranchen mit Laufzeiten von drei und fünf Jahren, die wahlweise fix oder variabel verzinst sind. Alle Tranchen wurden Porr zufolge am unteren Ende des Zinsbandes festgesetzt. Eine Sprecherin nannte gegenüber FINANCE einen Zinssatz von rund 1,67 Prozent bei drei Jahren Laufzeit, im fünfjährigen Bereich liege der Zinssatz bei rund 1,94 Prozent.
Porr hat Schuldschein nochmals aufgestockt
Durch das große Interesse konnte Porr das Volumen des Schuldscheins von ursprünglich 100 Millionen Euro auf 185,5 Millionen Euro aufstocken. Mit dem Schuldschein hat Porr nicht nur die genutzten Finanzierungsinstrumente diversifiziert, auch bei der regionalen Verteilung seiner Investoren hat sich das Unternehmen breiter aufgestellt. Denn platziert wurde der Schuldschein vom alleinigen Arrangeur HSBC Trinkaus & Burkhardt nicht nur im europäischen Raum, sondern zu einem großen Teil auch in Asien. Nur rund 39 Prozent der Schuldscheininvestoren kommen aus Europa, die übrigen 61 Prozent stammen aus Asien. Gezeichnet wurde der Schuldschein von kommerziellen Banken, teilte Porr auf FINANCE-Anfrage mit.
Porr-CFO Christian B. Maier bezeichnete den Schuldschein als „attraktives Instrument“, mit dem eine weitere Internationalisierung der Finanzierungspartner erreicht worden sei. „Die erzielte größere finanzielle Flexibilität zu äußerst attraktiven Zinskonditionen dient zur weiteren Optimierung der Finanzierungsstruktur und kann das Konzernwachstum effizient unterstützen“, sagte Maier.
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Porr war zuletzt mit M&A-Deals aktiv
Die frischen Mittel flankieren die jüngsten Schachzüge des Baukonzerns am M&A-Markt. So hat Porr erst vor wenigen Wochen durch einen Zukauf auch das operative Geschäft geographisch weiter diversifiziert: Im Juni einigte sich Porr mit dem Baukonzern Bilfinger auf die Übernahme von dessen polnischer Tochter Bilfinger Infrastructure. Porr zahlt für den Zukauf rund 21,5 Millionen Euro. Zudem übernahmen die Österreicher die Bilfinger-Niederlassung in Norwegen, womit Porr der Einstieg in den dortigen Markt gelang.
Auch am Kapitalmarkt war der Baukonzern zuletzt präsent. Porr hatte im vergangenen Herbst zum Umtausch zweier 2009 und 2010 begebenen Anleihen eine Senior-Anleihe mit einer Laufzeit von fünf Jahren sowie eine neue Hybridanleihe aufgelegt. Das Volumen des Programms lag bei 225 Millionen Euro. Die Hybridanleihe wurde im März im Rahmen einer Privatplatzierung um rund 8 Millionen Euro aufgestockt.
Um die Handelbarkeit seiner Aktie zu erhöhen und insbesondere Retail-Investoren anzusprechen, hat Porr im Juni zudem einen Aktiensplit im Verhältnis 1:2 umgesetzt. Die Porr-Gruppe erzielte im Geschäftsjahr 2014 einen Umsatz von gut 3 Milliarden Euro und ein Konzernergebnis von 48,6 Millionen Euro.
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