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Deutsche Meyer-Burger-Töchter sind insolvent

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Meyer Burger muss Insolvenz für seine deutschen Tochtergesellschaften anmelden. Betroffen ist unter anderem das hier gezeigte Solarzellenwerk in Thalheim. Foto: Meyer Burger
Meyer Burger muss Insolvenz für seine deutschen Tochtergesellschaften anmelden. Betroffen ist unter anderem das hier gezeigte Solarzellenwerk in Thalheim. Foto: Meyer Burger

Der Schweizer Solarmodulhersteller Meyer Burger beantragt Insolvenz für seine deutschen Gesellschaften. Die Meyer Burger (Industries) GmbH und die Meyer Burger (Germany) GmbH hätten jeweils die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt, teilte das Unternehmen am Samstagabend mit.

In der Solarzellenfertigung Meyer Burger Industries in Thalheim in Sachsen-Anhalt sind 331 Mitarbeitende beschäftigt. Bei Meyer Burger Germany in der sächsischen Stadt Hohenstein-Ernstthal sind 289 Beschäftigte im Maschinenbau und in der Technologieentwicklung betroffen.

Sanierung von Meyer Burger kommt nicht voran

Man habe bei den laufenden Sanierungsverhandlungen „intensiv um einen Erhalt der Standorte gerungen“, heißt es in der Ad-hoc-Mitteilung von Meyer Burger. Allerdings hat die Schweizer Solarfirma seit vergangenem Jahr, in dessen Verlauf sich die Lage zunehmend zuspitzte, keinen nachhaltigen Durchbruch erzielen können.

Meyer Burger war hierzulande durch den Preisverfall bei Solarmodulen und die Konkurrenz aus China in finanzielle Schieflage geraten. Ein Strategiewechsel sollte helfen, der Fokus auf das US-Geschäft erwies sich jedoch als Desaster. 

Meyer Burger stoppt Produktion in den USA

Bereits in der vergangenen Woche musste Meyer Burger wegen fehlender finanzieller Mittel seine Solarmodulproduktion in den USA stoppen, die sich noch im Hochlauf befand. Alle noch verbliebenen 282 Mitarbeitenden am Standort in Goodyear (Arizona) wurden entlassen. Wie es für den Standort und die dortige Produktion weitergeht, ist offen.

Die betroffene US-Gesellschaft Meyer Burger (Americas) Ltd. soll als Firma dennoch bestehen bleiben. Gleiches gilt für die Tochtergesellschaft Meyer Burger (Switzerland) AG mit etwa 60 Mitarbeitenden in Thun.  

Nun soll im Rahmen der Insolvenzverfahren ein weiterer Versuch unternommen werden, das Ruder herumzureißen und eine Lösung zur Restrukturierung zu finden. Wer gerichtlich zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt wird, stand am heutigen Montagvormittag noch nicht fest.

Finanzierungsgespräche zur Restrukturierung laufen weiter

Meyer Burger befindet sich laut eigener Aussage weiter in Finanzierungsgesprächen mit einer Ad-hoc-Gruppe aus Vertretern von Anleihegläubigern. Betroffen sind zwei durch MBT Systems GmbH ausgegebene Wandelanleihen, die 2027 sowie 2029 fällig und von Meyer Burger Technology AG garantiert werden.

Einige der Anleihegläubiger waren bereits Anfang Dezember eingesprungen und hatten Meyer Burger eine Brückenfinanzierung in Höhe von zunächst 39,48 Millionen US-Dollar bereitgestellt. Diese wurde seitdem immer wieder verlängert und zuletzt auf insgesamt bis zu 72,8 Millionen US-Dollar erhöht. Allerdings ist der Abruf der einzelnen Tranchen an Bedingungen geknüpft.

Daneben hat der angeschlagene Solarmodulhersteller im Januar auch einen M&A-Prozess angestoßen, um das in Schieflage befindliche Geschäft alternativ über einen Distressed-M&ADeal zu retten. Als Berater wurde Jefferies mandatiert.

Geschäft von Meyer Burger ist 2024 eingebrochen

Durch die weiterhin ungewissen Zukunftsaussichten für das Unternehmen verzögert sich zudem die Vorlage des Geschäftsberichts 2024 weiter. Ursprünglich bereits für den 15. April geplant, hätte die Veröffentlichung nun am 31. Mai erfolgen sollen.

Im April hatte Meyer Burger jedoch bereits vorläufige Jahreszahlen veröffentlicht – und diese zeichneten ein düsteres Bild. Der Umsatz sank 2024 auf 69,9 Millionen Schweizer Franken, was fast eine Halbierung gegenüber den 135 Millionen im Vorjahr bedeutet. Operativ verbuchte das Unternehmen einen Verlust von 210,4 Millionen Franken.

Zuletzt gab es immerhin kleine Lichtblicke: Meyer Burger schloss mehrere Lieferverträge für Lagerbestände nach Italien ab – im Februar mit IBC Solar, im März mit Memodo und Anfang April mit OGT Solar.

Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.