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Schaeffler muss sich restrukturieren – Stellenabbau geplant 

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Nach Ergebnisrückgang: Schaeffler muss sich restrukturieren – 4.700 Stellen sollen gestrichen werden. Foto: kittyfly - stock.adobe.com
Nach Ergebnisrückgang: Schaeffler muss sich restrukturieren – 4.700 Stellen sollen gestrichen werden. Foto: kittyfly - stock.adobe.com

Die Krise der Automobil- und Industriezulieferindustrie zwingt Schaeffler in die Restrukturierung. Wie das Unternehmen am Dienstagvormittag mitteilte, sollen rund 4.700 Arbeitsplätze abgebaut werden, in Deutschland sollen 2.800 wegfallen. Verlagerungen sollen den Nettoabbau auf rund 3.700 Stellen reduzieren. Davon betroffen sind zehn Standorte in Deutschland, von den bisherigen fünf in Europa sollen zwei geschlossen werden.   

Mit den Werksschließungen und dem Stellenabbau will Schaeffler ab 2029 rund 290 Millionen Euro jährlich einsparen. Rund 75 Millionen Euro entfallen demnach auf Kostensynergien, die Schaeffler aus der Fusion mit Vitesco realisieren will. Diese sind Teil der 600 Millionen Euro Einsparungen, die Schaeffler mit dem Vitesco-Deal realisieren will.  

Die Umsetzung der Maßnahmen erfordere einen Einmalaufwand in Höhe von rund 580 Millionen Euro, der sich maßgeblich aus Rückstellungen und Verlagerungskosten zusammensetze, teilt Schaeffler mit. Die Umsetzung der Maßnahmen soll mehrheitlich zwischen 2025 und 2027 erfolgen. Weitere Details zu den Standortschließungen sollen bis Ende des Jahres bekannt gegeben werden. 

Stellenabbau soll Schaeffler wettbewerbsfähig machen 

„Mit den strukturellen Maßnahmen unternehmen wir einen wichtigen Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit von Schaeffler zu sichern“, sagte Klaus Rosenfeld, CEO von Schaeffler. Die genannten Maßnahmen seien in der aktuellen Markt- und Wettbewerbslage ohne Alternative. 

Betroffen von dem Stellenabbau sind vor allem Werke, die im Zuge der Übernahmen von Melior Motion und Ewellix an Schaeffler gingen. Die Maßnahmen konzentrieren sich im Wesentlichen auf drei Bereiche. In der Sparte Bearings & Industrial Solutions sollen der Abbau von Gleitzeitkonten, Kurzarbeit und eine Reduktion der Wochenarbeitszeit zu einer Ergebnisverbesserung führen. Maßnahmen zur Verkaufsförderung und eine Senkung der Service- und Instandhaltungskosten seien ebenfalls angedacht. Diese Maßnahmen betreffen besonders die Standorte Schweinfurt und Homburg. 

„Gerade in Europa ist die Nachfrage in vielen Sektoren andauernd schwach und führt zu Überkapazitäten an deutschen und europäischen Standorten. Aus diesem Grund sind strukturelle Anpassungen notwendig, um unsere Kostenbasis zu optimieren, Aktivitäten zusammenzufassen und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nachhaltig zu verbessern“, erklärt Sascha Zaps, Vorstand Bearings & Industrial Solutions.   

Stellenabbau betrifft auch die Verwaltung 

Der Stellenabbau betrifft auch die Verwaltung. 600 Arbeitsplätze sollen an den Unternehmenshauptsitzen in Herzogenaurach und Regensburg wegfallen, die durch die Fusion mit Vitesco nicht mehr gebraucht werden. Außerdem sollen in der Sparte Powertrain & Chassis aufgrund des anhaltenden Rückgangs des Verbrennergeschäfts weitere Kosten an den Standorten Herzogenaurach, Schwalbach und Regensburg reduziert werden. Gleiches gilt für die Sparte E-Mobility, die sich schwächer entwickelt habe, als erwartet. Betroffen von den Einsparungen sind hier die Standorte Regensburg, Nürnberg und Berlin.  

„Mit den heute angekündigten Maßnahmen packen wir drei Dinge an: Wir bringen unser Lager- und Industriegeschäft zurück auf Kurs. Zweitens realisieren wir Kostensynergien aus dem Zusammenschluss mit Vitesco Technologies. Und drittens setzen wir die Transformation der Sparten Powertrain & Chassis und E-Mobility weiter fort. Das Programm ist in der aktuellen Umfeldlage notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler Gruppe langfristig zu sichern“, so Rosenfeld.  

Schaeffler halbiert Ergebnis und verdoppelt Schulen  

Der Umsatz von Schaeffler sank im dritten Quartal um 2,6 Prozent auf knapp 4 Milliarden Euro, nach neun Monaten liegt der Umsatz mit 12,2 Milliarden Euro 0,3 Prozent unter dem des Vorjahres. Mit einem Rückgang von 44,9 Prozent auf 187 Millionen Euro halbierte sich im dritten Quartal das Ergebnis vor Zinsen, Steuern (Ebit) und Sondereffekten fast.  

Der Free Cash Flow vor Ein- und Auszahlungen aus M&A-Aktivitäten lag 188 Millionen Euro leicht über dem Wert aus dem dritten Quartal 2023, auf Jahressicht ging er von 211 Millionen Euro auf 97 Millionen Euro. Die Nettofinanzschulden erhöhten sich dagegen um 50,9 Prozent auf mehr als 4,8 Milliarden Euro. 

Besonders groß waren die Ergebnisrückgänge in den Sparten Automotive Technologies und Bearings & Industrial Solutions. In ersterer ging das Ebit vor Sondereffekten um 63,8 Prozent zurück, in letzterer sank es um 47,4 Prozent. Erst kürzlich wurde bekannt, dass der bisherige Schaeffler-CFO Claus Bauer spätestens zum 1. Oktober 2025 sein Amt Christophe Hannequin übergeben wird. 

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.

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