Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) greift die Varta-Restrukturierung ganz grundsätzlich an. Sie zieht erneut vor das Bundesverfassungsgericht, weil sie im Starug-Verfahren bei Varta einen Verstoß gegen den Schutz des Eigentums erkennt. Dort macht sie geltend, dass „der entschädigungslose Ausschluss des Bezugsrechts gegen die Eigentumsgarantie gem. Art. 14 GG verstößt“, so eine Mitteilung vom November. Eine erste Beschwerde nahm das Karlsruher Höchstgericht nicht zur Entscheidung an.
Parallel dazu greifen mehrere Anlegerschützer und Berater die gerichtliche Bestätigung des Varta-Restrukturierungsplans vom 11. Dezember an, darunter die SdK und die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Auch die Berater One Square Advisors sowie die Kanzleien K&L Gates und Nieding + Barth beteiligen sich an diesem Vorgehen.
Anlegerschützer bezeichnen Vorgehen bei Varta als „treuwidrig“
Der Sanierungsplan für den angeschlagenen Batteriehersteller sieht vor, dass das Kapital der Varta AG auf null herabgesetzt wird. Danach folgt eine Kapitalerhöhung, an der nur der 50,1%-Aktionär Michael Tojner teilnehmen darf. Dieses Vorgehen bewertet die SdK als „treuwidrig und aktionärsfeindlich“, und es veranschauliche die Missbrauchsmöglichkeiten des Starug.
Die SdK beziffert den aktuellen Wert der Minderheitsbeteiligungen von insgesamt 49,9 Prozent an Varta auf 80 bis 250 Millionen Euro, ausgehend von einem Aktienkurs zwischen 2 und 6 Euro – auch nach Ankündigung der Restrukturierung. Tojner und Porsche wollen den Batteriehersteller im Zuge der Ausgabe neuer Aktien jedoch für 60 Millionen Euro aufgreifen, hälftig jeweils für 30 Millionen.
Bereits beim Starug-Verfahren bei Leoni hatten Anlegerschützer die Maßnahmen angegriffen. Die DSW klagte zunächst 2023 gegen das Vorgehen. Auf der Basis eines Gutachtens des Wirtschaftswissenschaftlers Werner Gleißner kündigte sie im Januar 2024 an, weitere rechtliche Schritte zu unternehmen. Zudem hält die DSW eine Reform des Starug für dringend erforderlich.
Raphael Arnold ist Redakteur bei FINANCE. Er studierte in Gießen und Alexandria (Ägypten) Geschichte, Geografie und Arabisch. Schon vor und während des Studiums schrieb er für verschiedene Tageszeitungen. Bei den Nürnberger Nachrichten absolvierte er ein Volontariat und arbeitete im Anschluss in deren Wirtschaftsredaktion. Danach war er über 13 Jahre für den US-Investment News Service OTR Global als Researcher und Projektmanager tätig. Beim Juve Verlag verantwortete er bis Oktober 2024 knapp acht Jahre lang die Österreich-Publikationen.
