NEUZur Serie: Top-Dealmaker

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Investorenlegende Karl Ehlerding ist zurück

Nur wenige Wochen nach Abschluss des Insolvenzverfahrens der WCM meldet sich Investorenlegende Karl Ehlerding mit einem Vierfach-Deal am M&A-Markt zurück. Dieser umfasst unter anderem zwei Bürogebäude in Bonn (links) und Frankfurt (rechts).
WCM

Der legendäre Immobilieninvestor Karl Ehlerding, der in den Achtziger- und Neunzigerjahren unter den Namen WCM ein riesiges Immobilienimperium zusammenkaufte und sogar einen feindlichen Übernahmeversuch auf die Commerzbank wagte („Cobra“), ist zurück im Geschäft. Nur wenige Wochen, nachdem die 2010 eingeleitete Planüberwachung durch einen Insolvenzverwalter zu Ende gegangen ist, nutzt der inzwischen 72-Jährige die wieder gewonnene unternehmerische Freiheit für den ersten Schritt zum Wiederaufbau der WCM.

WCM hat heute einen Kaufvertrag über drei Büroimmobilien in Bonn, Düsseldorf und Frankfurt geschlossen, wie das Unternehmen in einer Pflichtmitteilung bekanntgab. Verkäufer ist GE Real Estate, 94,9 Prozent der Anteile gehen auf die WCM über. Der anteilige Kaufpreis der WCM beträgt 64 Millionen Euro. 45,5 Millionen Euro davon finanziert WCM über Bankdarlehen, der Eigenkapitalanteil von 18,8 Millionen Euro wird über eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht zum Ausgabepreis von 1,30 Euro je Aktie finanziert, knapp 35 Prozent unterhalb des aktuellen Aktienkurses von rund 2 Euro.

Daneben kauft WCM auch noch 92,9 Prozent einer Industrieimmobilie in Bremerhaven, deren Erwerb im Zuge einer Sachkapitalerhöhung über 13,3 Millionen Euro finanziert wird. Hier beträgt der Ausgabepreis 2,70 Euro je Aktie. FINANCE-Informationen zufolge soll der Verkäufer dieser Immobilie im Umfeld der Familie Ehlerding zu finden sein, womit die Ehlerdings ihren Einfluss auf WCM verstärken würden. Die Familie Ehlerding stammt aus Bremerhaven und ist neben weiteren privaten und institutionellen Investoren schon jetzt einer der größten Aktionäre der WCM – wie hoch der Anteil der Familie genau ist, gibt das Unternehmen nicht bekannt.

WCM verfügt über Verlustvorträge von über 500 Millionen Euro

Der heute angekündigte Vierfachschlag am Immobilienmarkt ist laut WCM erst „der Beginn einer erneuten operativen Wachstumsphase“. Für die operative Umsetzung seines Comebacks hat sich der im Aufsichtsrat sitzende Ehlerding den Immobilienmanager Stavros Efremidis an die Vorstandsspitze geholt.

Efremidis hatte in den vergangenen Jahren mit großem Erfolg die Wohnimmobilienfirma KWG Kommunale Wohnen aufgebaut, die vor zwei Jahren mehrheitlich von der österreichischen Conwert übernommen wurde. FINANCE-Informationen zufolge soll Efremidis auch eine Reihe früherer Mitarbeiter aus seiner Zeit bei KWG zur WCM geholt haben, um weitere Akquisitionen vorzubereiten. Efremidis hat sich als Underwriter zu seinem neuen Arbeitgeber bekannt: Der Manager wird bis zu 2,3 Millionen Aktien abnehmen, die von bestehenden Aktionären im Rahmen der Kapitalerhöhung nicht gezeichnet werden.

Aus wirtschaftlichen Gründen ist die WCM praktisch zum Wachsen verdammt. FINANCE-Informationen zufolge verfügt das Unternehmen über steuerliche Verlustvorträge von mehr als einer halben Milliarde Euro, die sowohl Gewerbe- als auch Körperschaftssteuer umfassen.

Steiler Aufstieg, tiefer Fall von Ehlerding und WCM

Ehlerding hatte die WCM 1984 gegründet und bis zum Jahr 2000 den Börsenwert auf bis zu 7 Milliarden Euro hochgetrieben. Zeitweise zählte der Milliardär zu den reichsten Deutschen, bis er sich mit dem Aufbau eines großen Aktienpakets an der Commerzbank schwer verspekulierte. 2004 erließen ihm seine Gläubigerbanken im Rahmen eines Vergleichs Forderungen in Höhe von 680 Millionen Euro.

WCM – als Immobilienfirma gestartet und später zu einer Industrieholding ausgebaut – befand sich seit 2007 in einem Insolvenzverfahren. Vor wenigen Wochen wurde die anschließende Planaufsicht durch einen Insolvenzverwalter aufgehoben. Seitdem ist Ehlerdings Firma wieder frei, neue Geschäfte zu tätigen. Der Investitionsfokus liegt auf Gewerbeimmobilien in Deutschland.