Die Zahl der Großinsolvenzen ist im dritten Quartal 2024 weiterhin auf einem konstant hohen Niveau geblieben. Von Juli bis September mussten 45 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro Insolvenz anmelden, was nahezu dem Vorquartalswert von 46 entspricht.
Das geht aus dem aktuellen Insolvenz-Report hervor, für den die Restrukturierungsberatung Falkensteg exklusiv für FINANCE die Großinsolvenzen von Unternehmen mit einer Umsatzgröße ab 20 Millionen Euro ausgewertet hat.
Trotz der scheinbaren Stabilität bleibt die Situation angespannt, schreiben die Studienautoren. Im Vergleich zum Fünf-Jahres-Durchschnitt von 35 Insolvenzen pro Quartal liegt die aktuelle Zahl um 28 Prozent höher. Die Neunmonatszahlen unterstreichen diesen Trend mit einem Anstieg von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Schlechter Ausblick für Zulieferer und Handelsunternehmen
„Das Ampel-Aus hat ein Vakuum hinterlassen, während neue Hiobsbotschaften von Donald Trump Europa erreichen – eine Kombination, die das Verbrauchervertrauen in den freien Fall schickt“, so Studienautor Jonas Eckhardt. Ferner werden 2025 zusätzliche Belastungen wie die Erhöhung der CO₂-Steuer auf Kraftstoffe, steigende Versicherungsprämien oder zunehmende Energiekosten noch größere Löcher in die Kasse reißen.
Das könnte die ohnehin angespannte Situation für viele Zuliefer- und Handelsunternehmen weiter verschärfen. Schon jetzt führen die Autozulieferer die Liste der Großinsolvenzen an. Mit zehn Fällen im dritten Quartal setzt sich der Trend des Vorquartals fort, in dem die Insolvenzen bereits von vier auf sechs gestiegen waren. Im bisherigen Jahresverlauf 2024 entfällt bereits jede sechste Großinsolvenz auf die Automobilzulieferindustrie.
„Wir werden bei den Großinsolvenzen in diesem Jahr voraussichtlich den Rekordwert von 180 Fällen erreichen – ein Niveau, das wir zuletzt während der Coronakrise 2020 gesehen haben“, schätzt Restrukturierungsexperte Eckhardt.
Den ausführlichen Insolvenz-Report sowie ein Interview mit Christian Wulff, Leiter Consumer Markets bei PwC Deutschland und EMEA, können Sie hier nachlesen.
Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.
