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Politik lässt Lilium abblitzen – Insolvenz

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Die finanzielle Hängepartie um Lilium nimmt kein gutes Ende: Der Flugtaxi-Hersteller geht in die Insolvenz. Foto: Sergey Kohl – stock.adobe.com
Die finanzielle Hängepartie um Lilium nimmt kein gutes Ende: Der Flugtaxi-Hersteller geht in die Insolvenz. Foto: Sergey Kohl – stock.adobe.com

Seit Monaten schwebt das Insolvenzszenario wie ein Damoklesschwert über Lilium – nun ist es gefallen: Der Flugtaxi-Hersteller wird in den nächsten Tagen Insolvenz in Eigenverwaltung für seine beiden wichtigsten operativen Tochtergesellschaften, die Lilium GmbH und die Lilium eAircraft GmbH, anmelden. Das teilte das Unternehmen aus dem bayerischen Oberpfaffenhofen am gestrigen Donnerstag kurz vor Mitternacht mit.

Wie aus einer separat an die US-Börsenbehörde SEC gerichteten Mitteilung hervorgeht – Lilium ist an der New Yorker Nasdaq gelistet –, sind die beiden Töchter überschuldet und werden in den kommenden Tagen zahlungsunfähig beziehungsweise sind dies bereits. Welche der beiden Töchter schon zahlungsunfähig ist, geht aus der Mitteilung nicht hervor.

Auch eine Insolvenz der börsennotierten Muttergesellschaft selbst steht demnach im Raum. Die Aktie von Lilium brach am heutigen Vormittag um rund 60 Prozent ein.

Haushaltsausschuss genehmigt KfW-Darlehen nicht

Der Gang in die Insolvenz folgt laut Lilium auf ein „langwieriges und komplexes behördliches Genehmigungsverfahren für ein Darlehen der KfW“, das letztlich nicht vom Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages genehmigt worden sei. „Unser Plan war es, in einer neuen Finanzierungsrunde, die durch ein von der Bundesregierung garantiertes Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro abgesichert ist, Investitionen von Aktionären zu erhalten“, erklärt Lilium-CEO Klaus Roewe.

Lilium hatte sich demnach bereits zusätzliches privates Kapital gesichert, um das KfW-Darlehen zu ergänzen. Voraussetzung dafür sei jedoch die Unterstützung der Bundesregierung gewesen. „Der Haushaltsausschuss konnte sich jedoch nicht auf das Darlehen einigen, und Bayern konnte es nicht allein stemmen“, so Roewe.

Lilium hofft auf Neustart trotz Insolvenz

Das Unternehmen hofft nun auf einen Neustart im Zuge der Eigenverwaltung, bei dem die Geschäftsführung unter Aufsicht eines Sachwalters die operative Kontrolle behält. Ziel des Verfahrens sei der Erhalt und die Fortführung des Unternehmens.

Ob Lilium dabei neue Geldgeber findet, bleibt abzuwarten. Bislang haben Investoren rund 1,5 Milliarden Euro in das Unternehmen eingebracht. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren ein elektrisch betriebenes Kleinflugzeug entwickelt, dessen Fertigstellung und Inbetriebnahme jedoch immer wieder verzögerten. Auch deshalb lässt die Zulassung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit weiter auf sich warten. Diese ist jedoch Voraussetzung für die Aufnahme des kommerziellen Betriebs.

Lilium-Wettbewerber Volocopter ist optimistisch

Zudem befand sich Lilium eigenen Angaben zufolge in „fortgeschrittenen Gesprächen“ über eine Bürgschaft der französischen Regierung. Es soll dabei um ein Darlehen in Höhe von 219 Millionen Euro zur Finanzierung einer Batteriefabrik und einer Montagelinie im Südwesten Frankreichs gegangen sein – wie diese Verhandlungen ausgingen, ist indes nicht bekannt.

Besser scheint es derweil bei Liliums Wettbewerber Volocopter zu laufen. Zwar kämpfte auch das Start-up aus dem baden-württembergischen Bruchsal lange Zeit mit Finanzierungsschwierigkeiten und hatte sich ebenfalls um eine Bundesbürgschaft bemüht, doch konnte sich das Unternehmen mit seinen Investoren schließlich auf eine neue Finanzspritze einigen.

Volocopter-CFO Christian Bauer gab sich diesbezüglich im Interview mit FINANCE zuletzt aber optimistisch, dass die Finanzierungsrunde bis zum Jahresende abgeschlossen und Volocopter bis zur Erteilung der Zulassung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit durchfinanziert sei.

Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.