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Restrukturierungs-News: Lilium, Gröner Group, Vector Foiltec

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Der Flugtaxi-Hersteller Lilium ist im Eigenverwaltungsverfahren auf der Suche nach einem Investor. Foto: Lilium
Der Flugtaxi-Hersteller Lilium ist im Eigenverwaltungsverfahren auf der Suche nach einem Investor. Foto: Lilium

Lilium sucht einen Investor

Lilium, bekannt für die Entwicklung von Flugtaxis, hat nach seiner Insolvenzanmeldung Ende Oktober die Suche nach potentiellen Käufern gestartet. KPMG wurde mit einem offenen M&A-Prozess beauftragt, und erste Gespräche mit Investoren stehen bevor. Das Unternehmen hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, was mittlerweile genehmigt wurde. Ivo-Meinert Willrodt (Pluta) fungiert als Sachwalter, während Gerrit Hölzle und Thorsten Bieg (beide Görg) als Chief Insolvency Officers die Sanierung überwachen. CEO Klaus Roewe und sein Team bleiben im Amt.

Lilium plant, den Geschäftsbetrieb an den Standorten Gauting und Oberpfaffenhofen mit rund 1.200 Mitarbeitern aufrechtzuerhalten und die Investorensuche fortzusetzen. Ziel sei es, die Entwicklung des vollelektrischen Flugtaxis schnellstmöglich fortzuführen. Immerhin: Zwei Jets befinden sich bereits in der Endmontage, so Lilium.

Gröner Gruppe: Nach der ersten Insolvenz folgen weitere

Der prominente Immobilienunternehmer Christoph Gröner hat für seine Unternehmensgruppe Gröner Group Insolvenz angemeldet. Nun sind weitere Verfahren eingeleitet worden. Was ist passiert? Seit Monaten kämpft die Gruppe mit finanziellen Schwierigkeiten. Trotz letzter Rettungsversuche durch Stundungsvereinbarungen mit Geschäftspartnern und der Hoffnung auf eine Stabilisierung des Immobilienmarktes, war die Krise nicht mehr abzuwenden. Gröner macht zudem die negative Berichterstattung in den Medien als einen wesentlichen Faktor für den Vertrauensverlust der Investoren und Gläubiger aus. Das geht aus einer Stellungnahme der Gruppe hervor.

Nur wenige Tage nach der ersten Insolvenzmeldung dann das: Am Dienstag gab das Leipziger Amtsgericht bekannt, dass bereits weitere Insolvenzverfahren gegen Unternehmen aus der Gruppe laufen. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde hier wie auch bei der Gröner Gruppe der Berliner Rechtsanwalt Philipp Hackländer von der Kanzlei White & Case bestellt.

Die neuen Verfahren betreffen das Projekt CG Stützeläckerweg mit Sitz in Frankfurt am Main und CG Mariannen-Campus Nord in Leipzig. Der aktuellen Mitteilung des Amtsgerichts ist nicht zu entnehmen, auf wessen Betreiben die Insolvenzverfahren für die Tochterfirmen eingeleitet wurden.

Vector Foiltec ist insolvent

Der Bremer Architekturspezialist Vector Foiltec hat Ende Oktober Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen ist bekannt für seine Dach- und Fassadensysteme und kämpft mit den wirtschaftlichen Nachwirkungen der Corona-Pandemie und den Auswirkungen des Ukrainekrieges, so die zuständige Insolvenzkanzlei Pluta. Projekt- und Zahlungsverzögerungen sowie der Verlust des russischen Marktes haben zu erheblichen Liquiditätsproblemen geführt. Der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Kaufmann (Pluta) und das Team von Fides Corporate Finance um Tobias Kersten arbeiten an einer Lösung, um den Betrieb zu sichern. Ein strukturierter Investorenprozess soll die Zukunft des Unternehmens sichern.

Die Insolvenz betrifft bislang ausschließlich die deutschen Standorte, die Auslandsgesellschaften bleiben unberührt. Rund 115 Mitarbeitende sind von der Insolvenz betroffen. Die Suche nach Investoren ist bereits im Gange.

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Liquiditätsprobleme, verursacht durch verzögerte Kundenzahlungen und hohe Kosten, haben die Metallgießerei Wilhelm Funke aus Alfeld in die Insolvenz gezwungen. Ingo Thurm (Pluta) wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt. Der Betrieb läuft weiter und die Gehälter der 98 Mitarbeitenden sind bis Dezember gesichert. Justus Kortleben (Brinkmann Weinkauf) unterstützt die Restrukturierung.

Distressed M&A

Die insolvente Klinikgruppe Regiomed hat mit Sana Kliniken eine weitere Fortführungslösung in ihrer Krise erzielt. Die Sana Kliniken übernahmen zum November offiziell den bayerischen Teil der Kliniken, einschließlich der Standorte Coburg, Lichtenfels und Neustadt. Auch mehrere medizinische Versorgungszentren, die Medical School und die Zentralverwaltung mit insgesamt 3.200 Mitarbeitenden werden Teil der Sana Kliniken. Die bisherigen kommunalen Eigentümer übergeben damit 900 Planbetten, die jährlich mehr als 145.000 Patienten versorgen. Beschäftigte in der Speisenversorgung und Reinigung wechseln zu entsprechenden Tochtergesellschaften von Sana. Die Eigenverwaltung wurde aufseiten der Regiomed Klinikgruppe von Rainer Eckert (Eckert Rechtsanwälte) begleitet, als vorläufige Sachwalter haben Hubert Ampferl und Simone Herger (Dr. Beck & Partner) agiert und den M&A-Prozess hat die Big Four Deloitte beraten.

Erst Anfang Oktober war bekannt geworden, dass der thüringische Landkreis Hildburghausen die Henneberg-Klinik, das Ambulante Zentrum Henneberger Land und die Reha-Klinik Masserberg aus dem Regiomed-Verbund herausgekauft hat.

Die S.M.A. Metalltechnik ist nach zwei Jahren im Insolvenzverfahren an den Private-Equity-Investor Mutares verkauft worden. Der Geschäftsbetrieb wurde stabilisiert, indem das Unternehmen seine Produktionslinie voll automatisiert und Produktionen in Auslandsgesellschaften verlagert hat. Dadurch bleibe S.M.A. in der Elektromobilität wettbewerbsfähig, heißt es vom zuständigen Insolvenzverwalter Holger Leichtle (Görg). 1.200 Arbeitsplätze weltweit konnten gesichert werden.

Die Insolvenz der Weltbild-Gruppe im Juni hatte buecher.de mit in die Zahlungsunfähigkeit gerissen. Thalia hat nun buecher.de übernommen. Der Kaufpreis ist unbekannt, fließt jedoch in die Insolvenzmasse ein, wie die Unternehmen verlauten ließen. Thalia will mit der Integration von buecher.de seine digitale Präsenz ausbauen und neue Synergien schaffen.

Beendete Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Die Restrukturierung der beiden Unternehmen der Amor Group, Amor und AmoGi AcquiCo, ist abgeschlossen. Das Schmuckunternehmen hat sich unter dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (kurz Starug) neu aufgestellt: Ein Schuldenschnitt und ein Eigenkapitalbeitrag durch den Investor Robus Capital Management, der unter den Restrukturierungsplänen auch beide Gesellschaften als Investor übernimmt, sollen nun die Zukunft der Unternehmen sichern. Dabei haben Andreas Ziegenhagen und sein Team (Dentons) die Amor Group beraten. Daniel Arends und sein Team von Norton Rose Fulbright und Brinkmann & Partner berieten die Geschäftsführung des Schmuckanbieters.

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Die neuesten Restrukturierer-Personalien

Die Insolvenzkanzlei Kebekus et Zimmermann hat sich im November neu aufgestellt und heißt nun Kebekus Partner: Gründungspartner Ralf Zimmermann wechselte in die Rolle eines Of Counsel, während David Georg und Karsten Müller-Körber als Gesellschafter-Partner aufrückten. Beide sind langjährige Mitarbeiter und haben an für die Kanzlei bedeutenden Mandaten wie der Centrum Gruppe und dem Autozulieferer Borgers gearbeitet. Zudem wurden Konstantin Handschumacher und Niels Kaufmann zu Salary-Partnern ernannt, und mit Ria Göbel kam eine erfahrene Insolvenzarbeitsrechtlerin ins Team. Hauptgesellschafter bleibt weiterhin der bekannte Insolvenzverwalter Frank Kebekus.

Auch die Restrukturierungseinheit Wellensiek steht vor einer Veränderung: Die Partner Jan Roth, Daniel Wozniak und Christian Weiß gründen eine eigene Einheit. Sie konzentrieren sich künftig auf ihren Bereich der Nachlassvermögensverwaltung. Diese Entscheidung erfolge im besten Einvernehmen, da sich ihr neues Angebot inhaltlich von Wellensieks Schwerpunkt auf Unternehmensrestrukturierungen und Insolvenzen unterscheidet. Trotzdem: Die Zusammenarbeit wird weiterhin fallbezogen fortgesetzt. Während Wellensiek mit Standorten in München, Heidelberg, Stuttgart, Frankfurt am Main, Düsseldorf und Berlin auf Restrukturierungen fokussiert bleibt, beraten Roth, Wozniak und Weiß in ihrer neuen Kanzlei namens Lintilia Law, die seit November in Frankfurt, Nürnberg und Köln vertreten ist.

Info

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.