Anlagenbauer Manz aus Reutlingen ist insolvent
Der Anlagenbauer Manz aus Reutlingen hat am gestrigen Mittwoch bekanntgegeben, zahlungsunfähig und überschuldet zu sein. Der Vorstand habe daher beschlossen, einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen. Der Aktienkurs brach daraufhin um mehr als 80 Prozent ein. Sowohl Kapitalgeber als auch ein potentieller Investor haben ihre Unterstützung zurückgezogen, hieß es vom Unternehmen. Manz ist bekannt für seine ambitionierten Projekte in der Display-, Solar- und Batteriezellfertigung. Nun scheint das Unternehmen mit den Folgen der Krise im Bereich der Elektroauto-Batterien zu kämpfen. Trotz gescheiterter Verhandlungen über zusätzliches Kapital plant der Vorstand, Gespräche mit Investoren fortzusetzen.
Die Krise in der Batteriezellfertigung hat Manz hart getroffen. Erst Ende November gaben die Reutlinger bekannt, diesen Geschäftsbereich verkaufen zu wollen. In diesem Zuge hatte Manz zudem seine Umsatzprognose für das Jahr erneut nach unten korrigiert. Das Unternehmen erwartet nun einen deutlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr: Der operative Verlust wird auf bis zu 35 Millionen Euro geschätzt. Nachdem das Unternehmen im Sommer ein Effizienzprogramm geprüft hatte, hat der damalige CEO Manz mittlerweile verlassen. Firmengründer Dieter Manz hält weiterhin einen bedeutenden Anteil am Unternehmen.
Pierer Mobility: Investorensuche und Finanzmarktaufsicht
Stefan Pierer sucht dringend neue Investoren für seine angeschlagene Industriegruppe. Pierer Mobility verhandelt aktuell eigenen Angaben zufolge mit strategischen und Finanzinvestoren, um frisches Kapital zu gewinnen. Die Citigroup Global Markets Europe wurde beauftragt, diesen Prozess zu begleiten. Ziel ist es, finanzielle Mittel zu beschaffen, um insbesondere den insolventen Motorradhersteller KTM zu unterstützen. Die finanzielle Lage ist ernst: KTM hat Schulden von rund 2 Milliarden Euro, davon 1,2 Milliarden bei Banken. Berichten zufolge soll noch diese Woche über die geplanten 750 Kündigungen beraten werden. Am Freitag folgt die erste Gläubigerversammlung am Insolvenzgericht, bei der Anwalt Peter Vogl seinen Bericht vorlegt. Das Gericht wird entscheiden, ob das Unternehmen fortgeführt und demnach frisches Kapital für KTM bereitgestellt werden kann.
Derweil untersucht die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA), ob der Mutterkonzern Pierer Mobility vor der Insolvenz des Motorradherstellers KTM die Publizitätsvorschriften eingehalten hat. Das berichtet der „ORF“. Im Fokus steht der Zeitraum von Mai bis November, in dem sowohl die Prognose der Geschäftszahlen angepasst als auch eine Änderung im Vorstand bekanntgegeben wurde. Börsennotierte Unternehmen sind verpflichtet, Insiderinformationen unverzüglich zu veröffentlichen, um allen Marktteilnehmern gleichzeitig Zugang zu gewähren. Bei Verstößen drohen Strafen. Pierer Mobility wurde aufgefordert, eine Stellungnahme abzugeben. Die FMA gibt zum Fall keine Details preis. Auch die Dauer der Prüfung bleibt unklar.
Verfahrenseröffnung für den Trianon-Turm
Das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Frankfurter Büroturms Trianon am Gendarmenmarkt ist eröffnet und Stephan Laubereau (Pluta) zum Insolvenzverwalter bestellt. Die Eigentümergesellschaft des Trianon-Büroturms in Frankfurt am Main kämpfte seit Juni 2024 mit Liquiditätsproblemen. Ein Pluta-Team arbeitete seither an einer langfristigen Lösung für die Objektgesellschaft und führt das Asset Management fort. Das Property Management übernahm der Immobilienspezialist MVGM Property Management, der sich im Trianon um technische und kaufmännische Angelegenheiten kümmert.
Für das 186 Meter hohe Bürogebäude mit 45 Etagen und einer Gesamtfläche von 68.000 Quadratmetern werden derzeit Revitalisierungsmaßnahmen geprüft.
25 Prozent mehr Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2024
2024 sind die Insolvenzzahlen deutlich angestiegen. Ist das bereits die prophezeite Insolvenzwelle? Klar ist: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen stieg hierzulande im Vorjahresvergleich um 24,3 Prozent auf 22.400 Fälle, ein Niveau, das zuletzt 2015 erreicht worden war. Das zeigt eine Auswertung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Dieser zufolge sind besonders Kleinstunternehmen betroffen, doch auch im Segment größerer Firmen mit mehr als 250 Beschäftigten ist ein alarmierender Anstieg der Insolvenzen um 44,4 Prozent zu verzeichnen. Diese Entwicklung führt zu erheblichen Forderungsausfällen und Arbeitsplatzverlusten, was die wirtschaftliche Lage weiter verschärft.

Dramatisch erhöht haben sich laut Creditreform auch die Gläubigerschäden, die sich auf geschätzte 56 Milliarden Euro belaufen, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2023. Rund 320.000 Arbeitsplätze sind bedroht oder bereits weggefallen. Großinsolvenzen wie die von Galeria Karstadt Kaufhof und FTI Touristik tragen maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Die anhaltenden Krisen der vergangenen Jahre von der Pandemie bis zur Inflation haben viele Unternehmen geschwächt und fördern nun eine Dynamik von Ketteninsolvenzen.
Die wirtschaftspolitische Stagnation und die rückläufige Innovationskraft haben den Wirtschaftsstandort Deutschland zusätzlich geschwächt, meint Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Experten rechnen für 2025 mit einem weiteren Anstieg der Insolvenzen, was die Gefahr birgt, dass die Zahlen bald wieder die Höchstwerte der Jahre 2009 und 2010 erreichen könnten.
Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren
Die Lindner Hotels streben eine nachhaltige Restrukturierung an, um ihre Zukunft zu sichern. Unterstützt im Eigenverwaltungsverfahren von Frank Kebekus (Kebekus Partner), wurde der Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung vom Amtsgericht Düsseldorf genehmigt. Dirk Andres (Andres Partner) wurde als vorläufiger Sachwalter bestellt. Der Hotelbetrieb soll reibungslos weiterlaufen. Bislang ist ausschließlich die Dach-Gesellschaft insolvent, andere Unternehmen der Gruppe sind nicht betroffen.
Das Amtsgericht Dresden hat die vorläufige Insolvenzverwaltung über das Vermögen des Anbieters für Druckerzeugnisse SDV Medien + Service sowie der operativen Einheiten SDV Direct World und SDV Winter angeordnet. Christian Graf Brockdorff, Christian Heintze und Heiko Schaefer (BBL) wurden als vorläufige Insolvenzverwalter bestellt. Sie sichern den Geschäftsbetrieb und führen bestehende sowie neue Aufträge aus. Die Krise der Druck- und Papierindustrie und Insolvenzen von Kunden führten zum Insolvenzantrag. Das Unternehmen erzielte zuletzt 36 Millionen Euro Umsatz und beschäftigt 220 Mitarbeiter.
Der 1992 gegründete Maschinen- und Anlagenbauer Matec hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Esslingen bestellte Dietmar Haffa (Schultze & Braun) zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Haffa prüft die Sanierungsmöglichkeiten und die Fertigstellung bestehender Aufträge am Hauptsitz in Köngen. Der Service für Matec-Maschinen bleibt vorerst aktiv. Die wirtschaftlichen Herausforderungen, verstärkt durch die Corona-Pandemie und geopolitische Spannungen, führten zu Umsatzrückgängen. Ein Investor wird dringend gesucht, um Unternehmen und Arbeitsplätze zu sichern.
Distressed M&A
Die traditionsreichen Möbelhersteller Staud und Leuwico haben einen strukturierten Investorenprozess gestartet, um ihre Zukunft zu sichern. Seit Ende November 2024 befinden sich beide Unternehmen im vorläufigen Insolvenzverfahren, betreut von Dietmar Haffa (Schultze & Braun), mit Unterstützung von Holger Blümle und Tobias Hirte. Das M&A-Team von Pluta unter der Leitung von Nikolaus Röver begleitet den Transaktionsprozess. Ziel ist es, bis Februar 2025 einen geeigneten Investor zu finden. Die Produktion und Auslieferung laufen unterstützt von Geschäftspartnern weiter.
Der insolvente Maschinenbauer J.G. Weisser Söhne aus St. Georgen im Schwarzwald hat Aussichten auf eine erfolgreiche Sanierung. Seit dem Insolvenzantrag im September läuft der Geschäftsbetrieb ohne Einschränkungen weiter. Markus Fauser und Tobias Wahl (Anchor) führen zusammen mit der Geschäftsführung Gespräche mit potentiellen Investoren. Der Verkauf ist für das erste Quartal 2025 geplant. Marc-Philippe Hornung (SZA Schilling Zutt & Anschütz) begleitet das Verfahren als Sachwalter. Roland Berger leitet den M&A-Prozess.
Die 1899 gegründete Stölting Gruppe, ein Anbieter von Serviceleistungen unter anderem in den Bereichen Reinigung, Sicherheit und Personal, übernimmt das insolvente Sicherheitstechnikunternehmen Deichtec zum Januar und sichert damit die Arbeitsplätze der rund 30 Mitarbeiter in Emden. Deichtec wird als eigenständige Tochtergesellschaft weitergeführt, wobei alle Mitarbeiter und der Geschäftsführer Jens Sülflow an Bord bleiben. Der Insolvenzverwalter Axel Gerbers (Johlke Niethammer) führte den Geschäftsbetrieb während des Verfahrens fort und schloss den Investorenprozess erfolgreich ab. Die Übernahme stärkt die Präsenz der Stölting Gruppe in Ostfriesland.
Beendete Insolvenz- und Sanierungsverfahren
Die Stute Nahrungsmittelwerke, ein Hersteller von Konfitüren und Brotaufstrichen, haben erfolgreich einen Insolvenzplan umgesetzt, wodurch das Unternehmen fortgeführt werden kann. Der Plan, ausgearbeitet von RSM Ebner Stolz und abgestimmt mit dem Sachwalter Stefan Meyer (Pluta), wurde von den Gläubigern einstimmig angenommen. Die Sanierung erfolgte im Rahmen eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung, das im Juli 2024 eröffnet wurde. Bereits im September zeichnete sich eine positive Entwicklung ab, die im Dezember mit der Annahme des Insolvenzplans ihren Höhepunkt fand. Dieser sieht eine außergewöhnliche Insolvenzquote von 96 Prozent vor, was die schnelle Aufhebung des Verfahrens ermöglicht.
Die Sanierung der Trender Jeansmode, Betreiberin des Modehändlers Yeans Halle, ist abgeschlossen. Steffen Beck (Pluta) führte als Sanierungsgeschäftsführer das Verfahren, das mit einem einstimmig angenommenen Insolvenzplan endete. Das Amtsgericht Stuttgart dürfte das Verfahren bald aufheben. Alle 250 Mitarbeiter bleiben an Bord, die Geschäftsführung wurde allerdings ausgetauscht: Yeans-Halle-Gründer und -Inhaber Horst Mühlberger bleibt dem Unternehmen in beratender Funktion erhalten. Drei unrentable Filialen wurden geschlossen, 13 bleiben geöffnet. Die Restrukturierung umfasste IT-Modernisierungen und neue Mietverträge zur Kostensenkung.
Die neueste Restrukturierer-Personalie

Die Kanzlei Anchor erweitert ihren Partnerkreis: Johannes Chrocziel wird ab Januar 2025 neuer Partner und verstärkt das Team auf 16 Partner. Seit sechs Jahren ist Chrocziel in der Restrukturierungsberatung am Münchener Standort tätig und wird sich künftig auf den Ausbau des Bereichs Distressed M&A konzentrieren. Ziel ist es, nationale und internationale Investoren bei Akquisitionen von kriselnden Unternehmen zu unterstützen. Zudem wird Chrocziel den French Desk betreuen, der französische Mandanten im deutschen Sanierungs- und Insolvenzrecht berät.
Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.
