Newsletter

Abonnements

Restrukturierungs-News: Webasto, Closed, Winning BLW

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Webasto muss sich restrukturieren. Foto: Timon - stock.adobe.com
Webasto muss sich restrukturieren. Foto: Timon - stock.adobe.com

Webasto streicht weitere 300 Stellen in Deutschland

Der Automobilzulieferer Webasto baut im Rahmen seiner laufenden Restrukturierung 300 weitere Stellen an den deutschen Standorten Stockdorf und Gilching ab. Das Unternehmen kündigte die Maßnahme am Dienstag an und begründete sie mit der anhaltend schwierigen Marktlage. Ziel sei es, die Organisation zu verschlanken und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen.

Der geplante Personalabbau betrifft vor allem Führungspositionen in der Verwaltung. Unternehmensleitung und Betriebsrat haben sich nach eigenen Angaben einvernehmlich auf die Schritte verständigt. Die Mitarbeitenden an den betroffenen Standorten wurden bereits informiert. Die Umsetzung soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein.

Webasto-Vorstandschef Jörg Buchheim bezeichnete die Entscheidung als notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Der Automobilmarkt verlange nach einer schlankeren, kosteneffizienteren Struktur mit geringerer Komplexität. Bereits in der Vergangenheit hatte Webasto im Zuge der Umstrukturierung Stellen gestrichen. Zudem will das Unternehmen in den nächsten Wochen bekanntgeben, wie die weitere Restrukturierung umgesetzt werden soll.

Marc O’Polo-Eigentümer übernimmt Closed

Der Investorenprozess für die Modemarke Closed ist erfolgreich abgeschlossen. Die deutschen Modeunternehmer Werner Böck und Dieter Holzer, denen etwa Marc O’Polo gehört, übernehmen das Unternehmen, wie Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus (BRL) bekannt gab. Der Unternehmenssitz bleibt in Hamburg. Die notariell beurkundeten Verträge sehen vor, dass alle Bedingungen, einschließlich der Freigabe durch das Bundeskartellamt, bis Ende Oktober erfüllt werden. Familie Böck hält 74,9 Prozent, Holzer 25,1 Prozent der Anteile. Closed wird weiterhin 330 Mitarbeiter in Deutschland beschäftigen und seine Handelsstrukturen beibehalten.

Dieter Holzer wird als CEO die Führung übernehmen, während die bisherigen Geschäftsführer Gordon Giers und Til Nadler im Unternehmen bleiben. Maximilian Böck wird dem Beirat vorsitzen. Die genaue Anzahl der Stores soll laut Insolvenzverwalter noch abgestimmt werden, da Mietverträge in Verhandlung sind.

Den bemerkenswert schnellen M&A-Prozess von sieben Wochen hat die Beratung Dr. Wieselhuber & Partner unter der Leitung von Hubertus Bartelheimer, Philippe Piscol und Ante Jelavic vorangetrieben. Die neuen Eigentümer setzten sich gegen rund zehn weitere Bieter durch, hieß es in der Mitteilung der M&A-Berater. Als Unternehmensberater war Enomyc beauftragt. Als Restrukturierungsberater für Closed war Christian Mikolajczak mit Team (SJPP Restrukturierung) tätig. Das Bieterkonsortium wurde von der Beratung Schneider Geiwitz beraten.

Automobilzulieferer Winning BLW startet in Eigenverwaltung

Der bayerische Automobilzulieferer Winning BLW hat ein Eigenverwaltungsverfahren eröffnet. Angesichts der Krise in der Automobilindustrie und der damit verbundenen Umsatzrückgänge an den Standorten Remscheid, Duisburg und Penzberg, arbeitet ein multidisziplinäres Team gemeinsam mit der Geschäftsleitung an einem Sanierungskonzept, teilt das Beratungshaus mit. Ziel sei es, die Insolvenzphase zügig zu beenden und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Jan Hendrik Groß (RSM Ebner Stolz) führt als Generalbevollmächtigter die Sanierung an, unterstützt von Lutz Maschlanka und Robin Bachmayer.

Meyer Burger: Insolvenzverwalter verkauft Solarworld-Markenrechte

Der Insolvenzverwalter des Solarherstellers Meyer Burger, Lucas Flöther (Flöther & Wissing), hat die Markenrechte des insolventen deutschen Solar-Unternehmens Solarworld verkauft. Diese wurden zuvor von Meyer Burger nach der Insolvenz von Solarworld erworben. Käufer ist der deutsche Unternehmer Frank Asbeck. Der Verkauf bringt dem Insolvenzverwalter zufolge einen bedeutenden Betrag in die Insolvenzmasse von Meyer Burger. Der Gläubigerausschuss stimmte dem Verkauf zu, der an den Meistbietenden erfolgte. Die Investorengespräche für Meyer Burger dauerten an, doch das Zeitfenster für eine Lösung schließe sich.

Autozulieferer Eissmann Group Automotive wurde verkauft

Die deutschen Geschäftsbetriebe und internationalen Beteiligungen des Autozulieferers Eissmann Group Automotive konnten an Axent Capital Partners verkauft werden. Das gab der Insolvenzverwalter Holger Leichtle (Görg) bekannt. Eissmann ist ein Automobilzulieferer mit Sitz in Bad Urach und ist spezialisiert auf hochwertige Fahrzeuginnenraumkomponenten. Trotz der Insolvenz im Februar 2024, bei der das Unternehmen mit 4.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 450 Millionen Euro erzielte, konnte mit der Transaktion eine zukunftsweisende Lösung gefunden werden. Ein internationales Team unter der Leitung von Sylwia Bea-Pulverich (Norton Rose Fulbright) beriet den Insolvenzverwalter.

Ströer X übernimmt den Call-Center-Dienstleister Amevida

Der Call-Center- und Customer-Care-Dienstleister Amevida wird von Ströer X aufgekauft. Das hat der Sachwalter, Nils Meißner (Görg) in einer Mitteilung bekanntgegeben. Der Käufer plant eine strategische Weiterentwicklung. Von den rund 2.400 Arbeitsplätzen bleiben über 2.000 erhalten. Der Gläubigerausschuss hat dem Verkauf zugestimmt.

Amevida geriet aufgrund eines komplexen Marktumfeldes und gestiegener Kosten in die Krise. Nach außergerichtlichen Stabilisierungsmaßnahmen beantragte das Unternehmen Ende Mai ein gerichtliches Eigenverwaltungsverfahren, das im August eröffnet wurde. Während des Verfahrens blieb der Geschäftsbetrieb stabil. Unterstützt wurde Amevida von einem Restrukturierungsteam, darunter Thorsten Prigge, Johannes Blume und Edward Stoye (Activelaw), sowie Thomas Ellrich und Franz Zilkens (Voigt Saulus). Die M&A-Beratung übernahm Valentin Röttger (Auricon).

Kiekert stabilisiert Geschäftsbetrieb nach Insolvenzantrag

Nach dem Insolvenzantrag des Automobilzulieferers Kiekert hat der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Exner (Beck & Partner) den Geschäftsbetrieb stabilisiert. Kunden und Lieferanten unterstützten den Sanierungsprozess, heißt es in einer Pressemitteilung von Exner. Der vorläufige Insolvenzverwalter prüft Sanierungsoptionen. Der Eigentümer Lingyun ziehe in Erwägung, den Insolvenzantrag zurückzuziehen.

Keine Investorenlösung für MVI Gruppe

Der IT- und Engineering-Dienstleister MVI Group aus Wolfsburg hat zum Oktober seinen Betrieb eingestellt, da trotz intensiver Investorensuche kein tragfähiges Übernahmeangebot vorliegt. Das gab Insolvenzverwalter Tobias Hartwig (Schultze & Braun) in einer Mitteilung bekannt. Er sehe sich gezwungen, den Geschäftsbetrieb kontrolliert herunterzufahren. Die anhaltenden Verluste und das Ende des Insolvenzgeldzeitraums machten eine eigenständige Fortführung unmöglich. Die Belegschaft von rund 260 Mitarbeitenden wurde informiert, und es laufen Gespräche zu einem Sozialplan.

Infolge der wirtschaftlichen Herausforderungen, der letzten Jahre erlebte MVI einen Auftragseinbruch, dem auch die breite Aufstellung des Unternehmens nicht entgegenwirken konnte. Die MVI Group ist Teil einer größeren Unternehmensgruppe mit Standorten in Deutschland, Griechenland und der Slowakei. Die anderen Gesellschaften sind nicht vom Insolvenzverfahren betroffen.

Outokumpu bringt geplantes Restrukturierungsprogramm voran

Der Stahlhersteller Outokumpu treibt sein Restrukturierungsprogramm voran, um bis Ende 2027 strukturelle Kosteneinsparungen von 100 Millionen Euro zu erzielen. Das gab der Konzern in einer Mitteilung bekannt. Der Fokus liegt auf Europa und globalen Konzernfunktionen. Die geplanten strukturellen Kosteneinsparungen sollen durch Reduzierung von Fixkosten, organisationsübergreifende Effizienzsteigerungen und der Optimierung von Produktionsstrukturen erreicht werden. Geplant sind Effizienzsteigerungen und Produktionsoptimierungen, die etwa 650 Vollzeitstellen betreffen könnten. Bereits 94 Stellen wurden abgebaut, 120 sollen durch natürliche Fluktuation entfallen. Verhandlungen für bis zu 450 weitere Stellen stehen bevor. Ein Sondereffekt von 45 Millionen Euro wird im vierten Quartal 2025 erwartet.

Hüffermann Krandienst stellt Insolvenzantrag

Das Amtsgericht Delmenhorst hat Tim Beyer (Görg) als vorläufigen Insolvenzverwalter des Komplettanbieters für Krane, Schwerlast und Projekt -Engineering, Hüffermann Krandienst, und dessen Tochtergesellschaften bestellt. Die Gruppe mit zwölf Standorten in Deutschland kämpft nach drei Jahren Rezession und geopolitischen Unsicherheiten mit finanziellen Engpässen. Der Handel mit Kranen, der 40 Prozent des Umsatzes ausmacht, ist stark eingebrochen. Beyer arbeitet mit seinem Team daran, den Geschäftsbetrieb fortzuführen und möglichst viele der 600 Arbeitsplätze zu sichern.

Info

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.