Der Exit-Stau bei Private-Equity-finanzierten Unternehmen in Deutschland hat ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Im Sommer schockierte Grant Thornton mit der Aussage, dass die durchschnittliche Haltedauer der Portfoliounternehmen mit Sitz in Deutschland inzwischen auf sieben Jahre angestiegen sei.
Von 1.100 beobachteten, aktiven PE-Portfoliounternehmen hätten über 400 die typische fünfjährige Haltedauer bereits überschritten – mit weiter zunehmender Tendenz, weil nur wenige Unternehmen durch erfolgreiche Verkäufe diese Liste verlassen. Glaubt man diesen Zahlen, könnte nahezu die Hälfte aller PE-finanzierten Unternehmen in Deutschland inzwischen überfällig für einen Exit sein. Exit-reif sind jedoch nicht alle von ihnen.
Private Equity tauscht auch kurz vor dem Exit noch CFOs aus
Aber auch wenn die Unternehmenskennzahlen nicht überzeugend und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin schwierig sind, müssen PE-Eigentümer die Exits hinbekommen, um endlich wie versprochen Mittel an ihre Investoren zurückführen zu können. Um diese Aufgabe zu lösen, greifen sie inzwischen regelmäßig auch zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Sie tauschen kurz vor dem Start des Exit-Prozesses noch einmal das Management aus, insbesondere CFOs.
„Für herausfordernde Exit-Prozesse sucht Private Equity nach CFOs, die diese Kriterien erfüllen: Bühnenpräsenz, Private-Equity-Erfahrung und idealerweise auch schon Exit-Erfahrung“, berichtet Headhunter Paul Taaffe, der viele Managementpositionen im Auftrag von Finanzinvestoren besetzt. „In dieser Phase will Private Equity keine Experimente mehr eingehen. Sie suchen Leute, die das Spiel kennen und in der Lage sind, das Geschäftsmodell überzeugend zu präsentieren.“
Exit-Boni in Millionenhöhe
Die wenigen Spezialisten, die dieses anspruchsvolle Profil erfüllen, haben allerdings hohe Erwartungen an die Bezahlung: Exit-Bonus anstelle einer Unternehmensbeteiligung, dahin geht der Markttrend. „Für Equity ist es so kurz vor dem Exit eigentlich auch schon zu spät, weil die Wertsteigerungsphase meistens bereits abgeschlossen ist“, erklärt Taaffe. „Es geht dann nur noch darum, unter schwierigen Voraussetzungen den Exit-Prozess sauber zu managen.“ Der Exit-Bonus, den gute CFOs im Erfolgsfall erwarten, könne sich schon mal auf mehrere Millionen belaufen.
Nach welchen Kriterien Top-CFOs entscheiden, welches Jobangebot von Private Equity sie annehmen und wie sich die Höhe der Exit-Boni je nach Größenklasse des PE-Investors unterscheidet, berichtet der PE-erfahrene Headhunter Taaffe im Gespräch mit FINANCE TV.
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