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US-Finanzinvestor kauft Mitteilungsdienst EQS

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Der EQS-Firmensitz in München ist bald in US-Hand.
Der EQS-Firmensitz in München ist bald in US-Hand. Foto: EQS

Der Investor-Relations-Dienstleister EQS soll einen neuen Besitzer bekommen: Der Private-Equity-Investor Thoma Bravo hat den EQS-Aktionären ein öffentliches Übernahmeangebot von 40 Euro je Aktie unterbreitet. Vorstand und Aufsichtsrat von EQS unterstützen das Angebot und empfehlen den EQS-Aktionären die Annahme des Angebots, teilt das Unternehmen mit.

Das Angebot von Thoma Bravo liegt damit 53 Prozent über dem Xetra-Schlusskurs vom 15. November, dem letzten Handelstag vor dessen Veröffentlichung, und 61 Prozent über dem volumengewichteten durchschnittlichen Aktienkurs der vergangenen drei Monate. Die Marktkapitalisierung würde sich damit auf rund 400 Millionen Euro belaufen.

Thoma Bravo hat sich schon 60 Prozent gesichert

Thoma Bravo hat sich nach Angaben von EQS bereits einen Anteil von etwa 60 Prozent der Aktien durch unwiderrufliche Andienungsvereinbarungen gesichert. Darunter ist auch Achim Weick, CEO und Gründer von EQS, der bislang 15,3 Prozent der Anteile hielt, und auch nach der Transaktion an Bord bleiben soll. Bislang größter Aktionär war die Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV des Finanzinvestors Norman Rentrop. Nach der erfolgten Übernahme, die Thoma Bravo vollständig mit Eigenkapital aus seinen Fonds finanzieren will, soll EQS von der Börse genommen werden.

Thoma Bravo hat sich darüber hinaus in der mit EQS getroffenen Investorenvereinbarung dazu verpflichtet, bei Vollzug des Angebots eine Kapitalerhöhung von 40 Millionen Euro vorzunehmen. Mit der Investition sollen mögliche Zukäufe finanziert werden, mit denen das Geschäft mit der europäischen Compliance-Software erschlossen werden soll.

Angesichts neuer EU-Richtlinien wie etwa der Whistleblowing-Richtlinie sieht Thoma Bravo eine große Nachfrage nach innovativen Compliance-Softwarelösungen und damit ein großes Wachstumspotenzial. „Gemeinsam mit Achim Weick und dem erfahrenen Team von EQS werden wir die Plattform zu einem pan-europäischen Compliance- und ESG-Champion ausbauen“, sagt Irina Hemmers, Partnerin bei Thoma Bravo.

EQS ist erste Thoma Bravo Akquisition in Deutschland

Achim Weick und seine Vorstandskollegen hatten sich in den vergangenen Monaten nach einem Käufer umgesehen. Mit Thoma Bravo haben sie nun einen Investor gefunden, der vornehmlich in Softwareunternehmen investiert. Mit einem verwalteten Vermögen von rund 131 Milliarden US-Dollar gilt er als einer der größten Software-Investoren der Welt. Der EQS-Deal ist das erste Investment in ein deutsches Unternehmen. Im Dezember 2022 hatte Thoma Bravo den Treasury-Software-Anbieter Coupa übernommen.

Das Angebot unterliegt üblichen Angebotsbedingungen, einschließlich behördlicher Genehmigungen, wird aber keine Mindestannahmeschwelle beinhalten. Die Transaktion soll spätestens im Februar 2024 abgeschlossen sein. Anschließend sollen die restlichen Aktien im Freiverkehr eingezogen und EQS von der Börse genommen werden. Goldman Sachs fungierte als Finanzberater und GLNS als Rechtsberater für EQS. Thoma Bravo wurde Parkview Partners und Kirkland & Ellis beraten.

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.

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