Nach zahlreichen Diskussionen und Protesten durch Fans im Vorfeld hat es knapp für die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit gereicht: Die Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL) darf Gespräche mit möglichen Investoren über eine strategische Vermarktungspartnerschaft auf Liga-Ebene aufnehmen. Ziel ist es, die Bundesliga vor allem international besser zu vermarkten, die Digitalisierung voranzutreiben und illegale Livestreams einzudämmen.
24 Klubs stimmten bei der geheimen Wahl dafür, 10 dagegen, 2 enthielten sich. Laut einer Umfrage des Branchenmagazins „Kicker“ wollten diese 15 Klubs den Einstieg befürworten: Bayern München, RB Leipzig, TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen, 1. FC Heidenheim, VfL Wolfsburg, Borussia Dortmund, Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach, VfB Stuttgart, VfL Bochum, SC Paderborn, SpVgg Greuther Fürth und Schalke 04. Gegen den Einstieg hatten sich im Vorfeld die Vereine 1. FC Köln, SC Freiburg, FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf geäußert.
Sportliche Themen bleiben bei DFL und Klubs
Mit diesem Ergebnis können die beiden DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel und Marc Lenz die Gespräche mit potentiellen Partnern aufnehmen. Dabei müssen sie allerdings zahlreiche Eckpunkte beachten, die von der Mitgliederversammlung festgelegt wurden. „Die strategische Partnerschaft ist kein Anteilsverkauf, sondern eine Erlösbeteiligung mit sehr klaren roten Linien, einem klaren Endzeitpunkt und einer klaren Absicherung der Rechte von DFL und den Klubs“, betont Lenz.
Sportliche Themen und auch die Spielplanung verbleiben bei der DFL und den Klubs. Die Partner erhalten rein wirtschaftliche Mitspracherechte. „Wir haben bereits mit Bietern gesprochen, die unsere roten Linien akzeptieren“, so Lenz.
Die strategische Vermarktungspartnerschaft ist in Form eines Lizenzmodells angedacht. Dafür soll eine neue Vermarktungsgesellschaft gegründet werden. Diese Gesellschaft erhält vom DFL weltweite Medienrechte und weitere kommerzielle Rechte wie zentrale Lizenzpartnerschaften und Sponsorings auf Liga-Ebene.
Erlöse sollen in DFL fließen
Der künftige Partner wird über seine Minderheitsbeteiligung an der Gesellschaft für die Dauer des Lizenzvertrags von 20 Jahren mit höchstens acht Prozent an den Lizenzerlösen aus der Verwertung der kommerziellen Rechte der DFL beteiligt. Als möglicher Erlös wurden in der Vergangenheit Beträge zwischen 800 Millionen Euro und 1 Milliarde Euro genannt. Nach Ablauf der zeitlich begrenzten Minderheitsbeteiligung würden die lizenzierten Rechte automatisch an den DFL zurückfallen.
Vorgesehen ist zudem, dass der Großteil des Wachstumskapitals in die Entwicklung der DFL fließt, um durch Investitionen langfristig die Erlöse aus der Zentralvermarktung zu erhöhen, wovon alle Clubs profitieren sollen. So soll unter anderem eine Streaming-Plattform aufgebaut werden, die Bundesliga-Spiele live ins Ausland überträgt.
Die genaue Höhe möglicher Beteiligung ist noch offen. Auch die Due-Diligence-Prüfungen stehen aus. Geschäftsführer Merkel betont, man sei mit mehreren Bietern bereits im Gespräch: „Die Interessensbekundungen sind aus unserer Sicht alle sehr werthaltig.“ Als mögliche Investoren wurden in verschiedenen Medienberichten häufiger Blackrock, Bridgepoint, Advent, CVC oder EQT genannt.
Bis Ende März 2024 soll der strategische Partner feststehen, denn „im zweiten Quartal 2024 werden die Medienrechte für die Jahre 2025 bis 2029 vergeben“, so Merkel. Bis dahin sollten die beiden Geschäftsführer mit Investoren verhandelt und dem Präsidium ein Angebot zum Abschluss vorgelegt haben.
Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.
