Wie der neue DACH-Chef Martin Rezaie GP Bullhound umkrempelt

Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass GP Bullhound das Frankfurter Office eröffnet und den Ex-Houlihan-Berater Martin Rezaie zum Statthalter am Main ernannt hat – damals noch unter Deutschlandchef Julian Riedlbauer. Letzterer hat jedoch im vergangenen Herbst nach elf Jahren bei der Tech-Boutique seinen Abschied angekündigt und arbeitet mittlerweile für die US-Tech-Investmentbank Drake Star. GP Bullhound visiert Deals ab 50 Millionen Euro an Riedlbauers Weggang war zugleich eine Karrierechance für Rezaie, der daraufhin zu dessen Nachfolger ernannt wurde. Seit Oktober 2023 ist der M&A-Berater nun DACH-Chef von GP Bullhound. Und er hat schon konkrete Pläne, wie er die Tech-M&A-Boutique weiterentwickeln möchte, offenbart er im Gespräch mit FINANCE. „Wir machen nach wie vor Wachstumsfinanzierungen und begleiten klassische M&A– und Private-Equity-Transaktionen. Aber wir treten bei Deals unter 50 Millionen Euro nicht mehr an“, so Rezaie. Der Sweet Spot bewege sich dann im Bereich von 50 Millionen bis hin zu 500 Millionen Euro Enterprise Value im Schnitt. Die neuerliche Fokussierung auf größere Transaktionen begründet Rezaie mit dem Wachstum des GP-Netzwerks: „Das Tech-M&A-Geschäft machen wir nun schon 25 Jahre. Unser Netzwerk haben wir von klein auf aufgebaut und sind mit den Unternehmen, die wir damals begleitet haben, mitgewachsen. Die Unternehmen haben mittlerweile andere Größenordnungen erreicht und verfolgen andere Wachstumspläne, zum Beispiel wollen sie international expandieren. Hierbei möchten wir auch unterstützen.“ „Wir haben in diesem Jahr bereits diverse Pitches abgelehnt, weil es größentechnisch nicht gepasst hat.“ Martin Rezaie, DACH-Chef bei GP Bullhound Und GP Bullhound meint es ernst mit dem Wachstum: Laut dem DACH-Chef hat das Team in diesem Jahr bereits diverse Pitches abgelehnt, weil es größentechnisch nicht gepasst hat. Die Orientierung nach oben ist im M&A-Geschäft nicht neu. Auch Wettbewerber wie Houlihan Lokey haben sich in den vergangenen Jahren mit Zukäufen wie GCA Altium gestärkt und gen Norden ausgerichtet. Dessen Tech-Team schaut sich etwa erst Deals ab 100 Millionen Euro Transaktionsvolumen an. GP Bullhound begleitete Lea Partners und Verdane DACH-Chef Rezaie sieht aber einen deutlichen Unterschied zum Wettbewerb. „Wir sind näher an den Gründern dran und begleiten auch noch Follow-up-Finanzierungen“, nennt der M&A-Berater ein Beispiel. So hat GP Bullhound Ende vergangenen Jahres die 95 Millionen Euro schwere Wachstumsfinanzierung für Urban Sports Club begleitet. Die Fitness-Plattform befindet sich in den Händen des Finanzinvestors Verdane, der kürzlich einen neuen Milliardenfonds geschlossen hat. Die Übernahme des SaaS-Invoicing-Anbieters Easybill durch Lea Partners Anfang 2024 ist ein weiterer Deal, der die künftige Stoßrichtung von GP Bullhound vorgeben soll. „Wir wollen uns noch stärker bei Buy-out-Projekten von Private Equity positionieren“, sagt Rezaie. GP Bullhound schließt Münchener Standort Bei den Mandanten punkten will GP Bullhound zudem mit dem internationalen Blickwinkel. „Mit unseren Büros in New York und San Francisco bieten wir Unternehmen ein Netzwerk in den USA. Darüber hinaus können wir bei allen Projekten auf die Expertise unseres internationalen Teams zurückgreifen“, wirbt der Partner. Über 13 Büros weltweit verteilt arbeiten rund 150 M&A-Professionals für die Tech-Boutique. In Deutschland sind es derzeit etwa 15 Mitarbeiter, die an den Standorten Frankfurt und Berlin beschäftigt sind. Perspektivisch will Rezaie das Team auf mehr als 20 Mitarbeiter aufstocken und wirbt dafür mit dem „unternehmerischen Denken und der Flexibilität einer Boutique“, die zugleich auf eine „internationale Plattform mit 150 Tech-M&A-Experten“ zurückgreifen könne und damit „eins der größten dedizierten Sektor-Teams global“ stelle. Einen Pluspunkt beim Recruiting hat GP Bullhound indes kürzlich aufgegeben: Die erst Anfang 2023 gemeinsam mit dem Frankfurter Büro eröffnete Münchener Dependance, geleitet von Ivo Polten, der im Mai 2022 von Goetzpartners zu GP Bullhound gewechselt war. Mehr zum Thema GP-Bullhound-Chef Riedlbauer: Expansion kein Angriff auf Houlihan Lokey Der Tech-M&A-Berater GP Bullhound eröffnet zwei neue Büros in Frankfurt und München. Mit renommierten Partnern verfolgt DACH-Chef Riedlbauer rege Expansionspläne, erklärt er FINANCE. Mehr lesen Das Büro in der bayerischen Landeshauptstadt hat die Tech-Boutique nämlich geschlossen, wie Rezaie auf Nachfrage von FINANCE bestätigt: „In dieser Entscheidung spiegelt sich auch wider, dass GP Bullhound sich immer stärker auf größere Private-Equity-Mandate konzentriert. Wir nutzen unsere internationale Präsenz zunehmend für grenzüberschreitende Mandate. Das ist mit zwei Standorten in Deutschland genauso gut möglich wie mit drei.“ Was mit dem Münchener Team passiert, wollte GP Bullhound auf FINANCE-Nachfrage nicht verraten. GP-Bullhound-Chef Rezaie: „2024 wird kein Rekordjahr“ Auch mit einem kleineren regionalen Fußabdruck erhofft sich DACH-Chef Rezaie viel von dem noch jungen Jahr 2024. „Am M&A-Markt geht es wieder vorwärts, wir spüren eine deutlich höhere Pitch-Aktivität und führen selbst viele konkrete Gespräche mit Gründen, VC- und PE-Fonds sowie Corporates“, sagt der M&A-Berater. Hoffnungen auf eine baldige Zinswende gepaart mit weiterhin viel „Dry Powder“ und einem Exit-Stau bei Private Equity, der durch Druck seitens der LPs weiter an Brisanz gewinnt, sorgen nach Ansicht des Beraters in diesem Jahr wieder für mehr Dealflow, wenngleich „2024 kein Rekordjahr“ werden wird. „Vorausgesetzt uns erschüttert kein weiterer externer Schock, rechne ich damit, dass der M&A-Markt in den nächsten zwei bis drei Jahren wieder richtig an Fahrt aufnehmen wird“, ist Rezaie überzeugt. GP Bullhound sieht Aktivität bei Healthcare- und HR-Software Erhöhte Deal-Traktion beobachtet der GP-Bullhound-Chef besonders rund um profitable Wachstumsunternehmen aus dem B2B-Software-Bereich, und dort in den „verschiedensten Verticals“, wie etwa Healthcare, HR oder Financial Services/Banking. Auch Software-Unternehmen, die CFO-Funktionen unterstützen – wie es etwa Easybill tut – stehen laut Rezaie derzeit bei Investoren hoch im Kurs. Im E-Commerce-Bereich trennt sich hingegen die Spreu vom Weizen: „Unternehmen, die in den vergangenen Jahren gezeigt haben, dass sie anpassungsfähig sind, kommen wieder gut an Finanzierungen. Für Unternehmen aus dem Sektor, die den Corona-Boost nicht nachhaltig für sich haben nutzen können, wird es leider eng.“

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