Siemens stößt Antriebssparte ab
Siemens verkauft seine Antriebssparte Innomotics für rund 3,5 Milliarden Euro an KPS Capital Partners, wie das Unternehmen am gestrigen Donnerstag mitteilte. Mit dem Abschluss der Transaktion rechnen die Unternehmen Ende September. In der Sparte waren zuletzt rund 15.000 Mitarbeiter beschäftigt, der Umsatz lag bei 3 Milliarden Euro. Der Verkauf ist die größte industrielle Übernahme durch einen Private-Equity-Investor in Europa seit Dezember 2021.
KPS investiert vor allem in US-amerikanische Industrieunternehmen, hat aber auch Firmen aus der DACH-Region in seinem Portfolio wie etwas das deutsche Aluminiumwalz- und Recyclingunternehmen Speira oder den Schweizer Verpackungshersteller Eviosys.
KPS wird bei der Übernahme von Innomotics von den Kanzleien Paul Weiss, Wharton & Garrison und Gleiss Lutz als Rechtsberater sowie von der Bank of America und Lazard als Finanzberater begleitet. Die Akquisitionsfinanzierung wurde von einem Konsortium aus Barclays, Citibank, Goldman Sachs, Intesa Sanpaolo, Morgan Stanley, MUFG Bank, Standard Chartered Bank, UBS und Unicredit zur Verfügung gestellt. Siemens wird bei dem Verkauf von Innomotics von Hengeler Mueller beraten.
Die Münchener hatten den Verkaufsprozess Anfang des Jahres angestoßen. Zu den Interessenten soll auch der japanische Elektromotorenhersteller Nidec gehört haben.
Delivery Hero veräußert Taiwan-Geschäft
Delivery Hero verkauft sein Foodpanda-Geschäft in Taiwan an Uber Eats. Der US-amerikanische Wettbewerber zahlt dafür 950 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 880 Millionen Euro) in bar. Wenn die Wettbewerbsbehörden dem Deal zustimmen, soll er im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen werden, teilt das MDax-Unternehmen mit. Bis dahin wird Delivery Hero seine Tochter Foodpanda Taiwan weiterhin betreiben.
Gleichzeitig wird Uber auch direkt bei Delivery Hero einsteigen. Der US-Dienst wird dafür neu ausgegebene Stückaktien des Lieferdienstes in Höhe von 278 Millionen Euro (umgerechnet 300 Millionen US-Dollar) erwerben. Das entspricht nach einer Kapitalerhöhung etwa 2,98 Prozent des Grundkapitals von Delivery Hero. Die knapp 8,5 Millionen Euro Stückaktien werden für 33 Euro je Aktie ausgegeben. PwC Deutschland sowie White & Case berieten Delivery Hero bei dem Verkauf.
RAG-Stiftung verkauft Evonik-Anteile
Die RAG-Stiftung hat im Rahmen einer Privatplatzierung 23,4 Millionen Aktien von Evonik Industries zu einem Gesamtpreis von rund 468 Millionen Euro verkauft. Die Platzierung entspricht rund 5 Prozent der insgesamt ausgegebenen Evonik-Aktien, sodass die RAG-Stiftung nach dem am gestrigen Donnerstag erfolgten Abschluss der Platzierung noch rund 47 Prozent an Evonik hält und weiterhin Mehrheitseigner bleibt.
Darüber hinaus hat die RAG-Stiftung vier Anleihen ausstehen, die in Evonik-Aktien umgetauscht werden können. Die RAG-Stiftung nennt das positive Börsenumfeld sowie die gute Kursentwicklung von Evonik als Verkaufsgrund. Das Geld soll für den Ausbau des Anlageportfolios genutzt werden.
Anfang des Jahres hatte die Stiftung einen Betrag zwischen 180 Millionen und 350 Millionen Euro aus ihrem Engagement bei den beiden insolventen Signa-Töchtern Prime Selection und Development Selection abschreiben müssen. Die RAG-Stiftung hielt 5 Prozent der Anteile an Signa Prime Selection und 3,5 Prozent an Signa Development Selection. Morgan Stanley Europe agierte als Sole Bookrunner im Rahmen der Platzierung.
Weitere M&A-Deals
Die Mediengruppe Vuelta hat die Fernseh- und Filmproduktionsgesellschaft Telepool übernommen. Seit 2018 gehörte das in München beheimatete Unternehmen zu Westbrook, einer Firma des Schauspielers Will Smith. Das integrierte Unternehmen soll künftig unter dem Namen Squareone firmieren und wird damit die Rechte an rund 1.200 Titeln wie „Drive“, „Ziemlich beste Freunde“ oder „Olympus has Fallen“ im Katalog haben. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Vuelta ließ sich bei der M&A-Transaktion von McDermott Will & Emery beraten.
Die Online-Druckerei Flyeralarm hat die Beratungs- und Digitalagentur Inai aus München übernommen. Zu den finanziellen Details der Übernahme wurden keine Angaben gemacht.
Der Maschinenbauer Manz hat seine ungarische Tochter Manz Hungary an Harro Höfliger Verpackungsmaschinen verkauft. Die Transaktion wird vorbehaltlich vertraglich vereinbarter aufschiebender Bedingungen sowie möglicher behördlicher Genehmigungen voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 vollzogen sein. Der Verkaufspreis beträgt 8 Millionen Euro.
Der Frankfurter Industrieversicherungsmakler MRH Trowe expandiert weiter und baut mit der Übernahme des Mitbewerbers Via Delcredere seine Position im Geschäftsfeld Finance aus. Erst kürzlich hatte MRH Trowe die Hansekontor Maklergesellschaft übernommen. Die Übernahme des Unternehmens erfolgt rückwirkend zum 1. Januar 2024. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Hinter MRH stehen die beiden Finanzinvestoren Anacap und TA Associates.
Das deutsche Medienunternehmen Leonine Studios wird von dem französischen Produzenten audiovisueller Inhalte, Mediawan, übernommen. Verkäufer ist die US-amerikanische Investmentgesellschaft KKR, die an Mediawan bereits minderheitlich beteiligt ist. Das deutsche Team von Leonine soll weiterhin an Bord bleiben. Nach dem Zusammenschluss wird die fusionierte Gruppe mit 85 Produktionslabels in 13 Ländern weltweitvertreten sein. Zu den finanziellen Details wurden keine Angaben gemacht. Poellath hat das Management von Leonine bei der Transaktion beraten.
Porr Verkehrswegebau mit Sitz in Münster übernimmt das baden-württembergische Unternehmen A. Waggershauser Strassenbau. Der Erwerb gilt – vorbehaltlich der kartellrechtlichen Zustimmung – rückwirkend zum 1. Januar 2024. Angaben zu den finanziellen Details wurden keine gemacht.
Der Autozulieferer Jost Werke beteiligt sich mit einem Wandeldarlehen im einstelligen Millionenbereich an dem Schweizer Start-up Aitonomi, das eine Autopilot-Software für die Navigierung von Nutzfahrzeugen entwickelt hat.
Die KI-Beratung Parsionate wird an Accenture Technology verkauft. Zu den finanziellen Details wurden keine Angaben gemacht. Menold Bezler beriet die Gesellschafter von Parsionate zu den rechtlichen und steuerlichen Aspekten des Verkaufs.
Info
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Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.
