Newsletter

Abonnements

Resterampe: Signa-Finanzchef macht den Scholz 

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
„Benko war es nicht allein“ steht an der Alten Akademie in München. Aber Ex-CFO Pirolt sagt, er wisse von nichts. Foto: picture alliance / SZ Photo | Catherina Hess
„Benko war es nicht allein“ steht an der Alten Akademie in München. Aber Ex-CFO Pirolt sagt, er wisse von nichts. Foto: picture alliance / SZ Photo | Catherina Hess

Signa-Finanzchef Manuel Pirolt weiß von nichts 

Wenn man 100 Corporate-Finance-Experten fragen würde, was die oberste Aufgabe eines Finanzchefs ist, dann würden vermutlich etwa 90 Antworten: Das Geld zusammenhalten beziehungsweise zumindest wissen, wo das Geld ist. Die ganzen anderen Trends wie der strategische CFO oder Business Partnering fußen auf diesem Fundament.  

Umso interessanter ist es, was Manuel Pirolt diese Woche von sich gegeben hat. Er war bis zuletzt Finanzchef der Signa Prime und Signa Development. Wenn einer René Benkos Kartenhaus versteht, dann sollte er das sein. Er sagte aber gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Profil“, es habe genügend andere gegeben, die eng mit Benko zusammengearbeitet hätten: „Für den Handelsbereich war das Dieter Berninghaus. Oder auch das Team rund um Timo Herzberg. Wo ist sein Geld? Das weiß ich nicht.“ 

Pirolt wird mal als enger Vertrauter oder rechte Hand von Benko bezeichnet. Er selbst sieht sich nicht als rechte Hand des Immobilienmoguls. „Wir hatten ein gutes, freundschaftliches Verhältnis, aber wir waren keine Freunde“, beschreibt der CFO etwas widersprüchlich die Beziehung. „Unser Verhältnis war auf die Arbeit beschränkt. Es war nicht so, dass wir uns am Abend in einem Lokal hingesetzt haben und drei Bier getrunken und über Fußball gesprochen haben“, so Pirolt gegenüber „Profil“. Wahre Freundschaft fängt eben erst im Biergarten an. 

„Signa-Strukturen nicht intransparent, nur komplex“

Nun hat Pirolt seinen Abschied von Signa nach über zehn Jahren verkündet – und offenbar gleich mehreren Medien vorab Interviews gegeben. Der ehemalige BDO-Manager gewährt interessante Einblicke in seine Zusammenarbeit mit Benko: „Ich war weder Sklave noch Vasall. Ich habe auch an Wochenenden gearbeitet und tue das heute noch. Der gesamte Vorstand hat an allen sieben Tagen gearbeitet“, sagte er gegenüber dem „Manager Magazin“. Auf die Anmerkung, er sei von Benko auch beschimpft worden, antwortete Pirolt: „Das Verhältnis mit René Benko war immer gut. Da, wo gehobelt wird, fallen Späne, und es wird auch mal laut, wenn der Druck steigt.“ 

Erstaunlich selbstbewusst verteidigte Pirolt auch die undurchsichtige Bilanzierung von Signa Prime. „Die Strukturen von Signa Prime und Signa Development waren nicht intransparent, sie waren nur komplex.“ Eine Konzernbilanz der Signa Holding hätte nichts gebracht, da das asset-lastige Immobiliengeschäft mit dem dynamischeren Handelsgeschäft zusammen hätte ausgewiesen werden müssen. „Eine solche Konzernbilanz hat keinerlei Aussagekraft mehr, weil Sie komplett unterschiedliche Geschäftsmodelle zusammenwerfen.“ 

Den Investoren, die das Signa-Konstrukt kritisch sahen und kein Geld mehr in den Konzern pumpen wollten, ruft der 40-Jährige über das Interview mit dem „Manager Magazin“ noch zu: „Es ist richtig, dass der eine oder andere mögliche Investor an der rechtlichen Komplexität gescheitert ist, obwohl er vielleicht Signa-Immobilien spannend gefunden hätte.“  

An der Komplexität sind die Signa Holding und ihre zahlreichen Töchter letztlich selbst gescheitert. Wer dafür verantwortlich war, müssen jetzt Gerichte klären.  

Ex-Credit-Suisse-CFO züchtet Orchideen 

Die Welt ist so schnell geworden. Das Internet und die generative Künstliche Intelligenz beschleunigen das Leben und das Berufsleben immer weiter. Der Mensch ist im Wettkampf mit den Maschinen – und die Maschinen gewinnen.  

Da liegt der Wunsch nach Erdung nah. Das dachte sich wohl auch David Mathers, Finanzchef der Grossbank Credit Suisse von 2010 bis kurz vor dem Kollaps. Bevor er die Bank verließ, gründete er „The Mathers Foundation“, eine private Stiftung, die er mit mehreren Hunderttausend britischen Pfund ausstattete (bei Interesse an Orchideen bitte hier klicken). Der Zweck: Die Züchtung seltener Orchideen (oder Steueroptimierung, wenn man einem Leserbrief in der „Financial Times“ glauben darf). Die Stiftung unterhält in West Sussex eine imposante Gewächshausanlage mit Besucherzentrum. 

Ex-CFO Mathers ist einem Bericht des Portals „Tippin Point“ seit seiner Jugendzeit Orchideenzüchter. Mit zwölf Jahren soll er seine ersten Exemplare gezüchtet haben, schreibt das britische Orchideen-Fachmagazin „Orchid Review“ in einem Porträt. Seine früheren Aktivitäten in der Bankenwelt erwähnt Mathers im Interview oder auf der Website seiner Stiftung übrigens nicht mehr.  

Tyson-Finanzchef schon wieder betrunken verhaftet 

John R. Tyson ist ein Urenkel des Gründers US-Fleischgiganten Tyson Foods. Der 34-Jährige ist Finanzchef des Konzerns, der rund 50 Milliarden Euro Umsatz im Jahr erwirtschaftet. Er macht aber leider keine positiven Schlagzeilen: Der CFO wurde vor Kurzem wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet. Schon wieder.  

Im November 2022 war Tyson schon einmal verhaftet worden. Der Vorwurf: Der angetrunkene Tyson soll in eine fremde Wohnung eingedrungen sein und sich dort schlafen gelegt haben. Als die Bewohnerin den damals 32-Jährigen fand, habe sie die Polizei gerufen. 

Dieses Mal soll Tyson seinen Geländewagen teilweise über einen Bordstein und Gras gefahren haben, während er unerlaubt wendete. Laut Polizeibericht habe der Blutalkoholtest von Tyson 1,91 Promille ergeben. Tyson Foods hat Finanzchef Tyson nun vorerst suspendiert. 

Jakob Eich ist Chef vom Dienst des Printmagazins FINANCE und arbeitet parallel für das Schwestermedium DerTreasurer. Beide Publikationen gehören zum Fachverlag F.A.Z Business Media, bei dem der gebürtige Schleswig-Holsteiner auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Erste journalistische Erfahrungen sammelte der Journalist in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost.