Lufthansa endlich am Ziel in ITA-lien
Was lange währt, wird endlich gut, heißt es nun endlich für Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Kaum ein Übernahmeobjekt hat den Lufthansa-CEO bis zur letztlichen Übernahme so viel Zeit gekostet wie der italienische Mitbewerber. Als Lufthansa das erste Interesse bekundete, hieß ITA Airways noch Alitalia – jetzt darf die Fluggesellschaft – unter Auflagen.
Konkret hatten sich Lufthansa und das italienische Wirtschafts- und Finanzministerium, der bisherige ITA-Eigner, schon vor mehr als einem Jahr auf eine Übernahme von 41 Prozent an ITA Airways durch Lufthansa geeinigt. Das Closing für die Transaktion im Wert von 325 Millionen Euro soll im vierten Quartal 2024 stattfinden. Danach wird ITA als fünfte Netzwerk-Airline in die Lufthansa Group integriert. Auch die Option einer Komplettübernahme durch weitere Anteilskäufe ist damit freigegeben.
Um ITA endlich in den eigenen Konzern integrieren zu können, muss Spohr der EU einige Zugeständnisse machen. So muss Lufthansa unter anderem Start- und Landerechte am Flughafen Mailand abgeben.
Zeitfracht stößt Adler Modemärkte wieder ab
Das kam überraschend: Erst 2021 hatte Zeitfracht die damals insolventen Adler Modemärkte übernommen, nun trennt sich der Logistikdienstleister wieder von dem Zukauf. Zugeschlagen hat der Modehändler Röther-Gruppe, der den Modehändler über seine R. Eagle Holding von Zeitfracht erwirbt. Über den Kaufpreis haben die Deal-Parteien Stillschweigen vereinbart. Röther übernimmt Adler, nachdem Zeitfracht das Unternehmen bilanziell wieder etwas aufgepäppelt und aus den roten Zahlen geholt hatte.
Steuer-Startup Taxfix goes UK
Das Startup Taxfix erschließt sich mit der Übernahme des britischen Branchenkollegen Taxscouts einen neuen Markt. Dieser Zukauf ist nach eigenen Angaben für die Berliner strategisch äußerst wertvoll, ist Taxfix nach der Akquisition nun in den vier wichtigsten europäischen Finanzmärkten – Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien und Großbritannien – tätig.
Die Steuer- und Buchhaltungsplattform Taxfix, die erst 2017 gegründet wurde, betont, dass der Deal ihre europäische Marktführerschaft festige. Taxscouts gilt in Großbritannien als Marktführer.
Übernimmt Porsche Vartas E-Mobilitätsgeschäft?
Schnappt sich Porsche Vartas V4Drive-Geschäft? Zumindest haben beide Parteien ein nicht-bindendes Term Sheet über eine Mehrheitsbeteiligung des Autobauers an der Varta-Tochter V4Drive SE abgeschlossen. Beide Parteien befänden sich in der ersten Phase einer Abstimmung über die Dokumentation für eine solche Transaktion, teilt der Batteriehersteller mit.
Mit den V4Drive genannten großformatigen Lithium-Ionen-Zellen wollte Varta in die E-Mobilität einsteigen. Dafür konnte Varta im Juni 2020 rund 200 Millionen Euro Fördergelder vom Bundeswirtschaftsministerium loseisen, doch für die Auszahlung muss Varta in Vorleistung gehen und bekommt die Kosten anschließend erstattet. Angesichts der finanziellen Schieflage, in die Varta rutschte, fehlte jedoch das nötige Geld für Investitionen.
So konnte Varta nur einige tausend V4Drive-Zellen pro Woche am Stammwerk in Ellwangen für Porsche produzieren – den einzigen Autohersteller, den Varta bislang von der V4Drive-Zelle überzeugen konnte.
Zunächst soll Vartas V4Drive-Geschäft auf die V4Drive Battery GmbH übertragen werden, anschließend soll Porsche sich über eine Kapitalerhöhung beteiligen, so der Plan. Ob tatsächlich eine entsprechende Beteiligung von Porsche erfolgt, hänge aber noch von verschiedenen Faktoren ab, teilt Varta mit und nennt als Faktoren die derzeit stattfindenden Due-Diligence-Prüfung durch Porsche, außerdem müssten die Stakeholder der Varta-Gruppe noch zustimmen. Mit anderen Worten: Derzeit ist noch offen, ob der Deal über die Bühne geht und Varta dringend benötigtes Cash bringt. Porsche wird von der Debt Advisor Herter beraten.
Weitere M&A-Deals
Auch der Molkereibetrieb Ehrmann kauft in Großbritannien zu. So hat die Familienmolkerei aus dem Allgäu den britischen Wettbewerber Trewithen Dairy übernommen, ebenfalls ein Familienbetrieb, der jährlich auf etwa 100 Millionen Kilogramm verarbeitete Milch und damit rund 150 Millionen Euro Jahresumsatz kommt. Für Ehrmann ist Trewithen ein Sprungbrett für den weiteren Ausbau der ersten Produktionsstätte in UK – so wollen die Allgäuer rund 20 Millionen Pfund in die Erweiterung der Produktionskapazität investieren. Beratend zur Seite stand Ehrmann ein Team von Rödl & Partner.
Der Münchener Cloudsoftware-Anbieter EQS Group hat exklusive Verhandlungen über die Übernahme des französischen Softwareunternehmens Data Legal Drive aufgenommen. Das auf DSGVO- und Anti-Korruptions-Compliance-Software spezialisierte Unternehmen soll das Angebot von EQS im Bereich Datenschutz erweitern. EQS-CEO Achim Weick wertet den Deal als „Meilenstein“, um im Bereich DSGVO-Compliance eine noch bessere Marktposition zu erlangen. Der Bedarf am Markt ist offensichtlich da, denn seit Inkrafttreten der DSGVO 2018 wurden Bußgelder in Höhe von über 4 Milliarden Euro verhängt.
Das Medizintechnik-Unternehmen Karl Storz übernimmt den Zulieferer Medi-G. Die Firmen sind alte Bekannte, denn bereits seit der Gründung von Medi-G 1970 pflegt der Zulieferer eine enge Partnerschaft mit dem Tuttlinger Familienunternehmen Karl Storz. Dieses hielt seit 2007 eine 25-Prozent-Beteiligung an Medi-G. Beraten wurde die Medtech-Firma von Görg unter der Federführung des Frankfurter Partners Markus Beyer. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Ein weiterer Deal aus der Medtech-Branche: Die MeetB Gesellschaft für Medizintechnik – einer der größten Vollsortimenter für Medizintechnik und Medizinprodukte des Landes – hat ihre operativen Tochtergesellschaften an die Asker Healthcare Group veräußert. Verkäufer von MeetB sind die bisherigen Eigentümer Ulf Konrad Stolte und Dietrich Mantei, die damit ihre Nachfolgeregelung geklärt haben. Beratend zur Seite stand MeetB die M&A-Beratung Sonntag Corporate Finance, im Verbund mit Nachfolgekontor.
Das Beratungshaus Capgemini hat das Münchener Unternehmen Lösch & Partner übernommen, um sein Angebot im Application Lifecycle Management und Systems Engineering für Automobilhersteller zu stärken. Lösch & Partner, seit 1984 tätig, besitzt umfassende Expertise in diesen Bereichen und teilt viele Kunden mit Capgemini. Mit der will Capgemini seine Position im Bereich Intelligent Industry stärken.
Um den Verkauf der Deutschen-Bahn-Tochter DB Schenker ranken sich seit nunmehr Jahren Gerüchte und sickern immer wieder Gesprächsfetzen aus dem inneren Kreis des Konzerns. Langsam wird aus dem Geflüster Konkretes. So ist der dänische Reederei-Koloss AP Moller-Maersk nach eigenen Angaben aus dem Rennen ausgeschieden. Damit sind als einzige potenzielle Käufer nur noch der dänische Transportkonzern DSV, eine Finanzinvestoren-Gruppe um CVC, den arabischen Staatsfonds Adia und dem Staatsfonds GIC aus Singapur sowie das saudische Transport- und Logistikunternehmen Bahri übrig. Dem Bahnkonzern könnten bei einem Verkauf rund 14 Milliarden Euro winken. Noch im August könnte eine Entscheidung fallen, heißt es aus Konzernkreisen.
M&A-Berater-News
Die auf den Industriesektor spezialisierte M&A-Beratung MP Corporate Finance zieht eine positive Zwischenbilanz für das erste Halbjahr 2024. So hat der Markt für Fusionen und Übernahmen vor allem im Small- und Mid-Cap-Bereich weiter an Fahrt aufgenommen und insbesondere der deutsche Industriesektor verzeichnet vermehrt Transaktionen. Parallel zum anziehenden Markt hat MP Corporate Finance daher auch bei sich aufgestockt. Seit Jahresbeginn, so teil die M&A-Beratung nun mit, wurde das Expertenteam für Industrial-M&A mit insgesamt 16 Neuzugängen ausgebaut und der Gesellschafterkreis erweitert. So verstärken Shaan Tharani, Leiter des Londoner Büros, Florian Immler, Philip-Emanuel Pap sowie Johannes Bayer – Spezialisten für die Industriesektoren Elektronik, Metall und Verpackung – den nun auf 20 Mitglieder angewachsenen Kreis an Anteilseignern bei MP.
M&A-Gerüchteküche
Steht das Beratungsunternehmen Goetzpartners nach dem vermeintlichen Betrugsfall um die Firma Sympatex nun zum Verkauf? So zumindest wird es gemunkelt. Allzu leicht dürfte ein Verkauf nicht werden, hat das Unternehmen doch tiefe Imagekratzer erhalten und stand jetzt sitzen beide der Gründer, Stephan Goetz und Stefan Sanktjohanser, in Untersuchungshaft. Laut Medienberichten wird ein zweistelliger Millionenbetrag aufgerufen, mit dem auf potenzielle Investoren zugegangen wird.
Dass sich der Bund geplante Verkäufe deutscher Unternehmen oder Unternehmensteile nach China genauer unter die Lupe nimmt, ist kein Geheimnis, schob die Bundesregierung doch mit ihrem allmächtigen Veto schon dem ein oder anderen M&A-Deal den Riegel vor. Nun soll in Berlin laut Medienberichten erneut Unmut über einen geplanten Verkauf nach Fernost aufbrodeln. Konkret soll es um das Gasturbinengeschäft von Volkswagen-Tochter MAN Energy Solutions gehen. Der Grund: Der potenzielle Käufer, die chinesische CSIC Longjiang GH Gas Turbine Co. gehört dem Mutterkonzern China State Shipbuilding an, einem Werftkonzern mit engen Verbindungen zum chinesischen Militär.
Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.
